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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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Aschenputtel, nur weil ihre Mutter eine alleinerziehende Arbeitslose ist. Bei dem Gedanken daran wird mir wieder ganz schlecht. Habe ich mich vor ein paar Stunden noch zuversichtlich gefühlt, so bin ich jetzt schon wieder mutlos. Was soll nur werden?
    »Mami, was ist denn los?«, fragt Nini und nimmt mich in den Arm. Mir steigen die Tränen in die Augen, und sie sagt: »Ich weiß, du machst dir Sorgen, weil ich wegfahre. Aber das brauchst du nicht. Ich pass schon auf mich auf. Und in ein paar Tagen bin ich ja wieder da, wirst sehen.«
    Was für ein Glück, dass ich so eine alte Glucke bin. Jetzt denkt sie jedenfalls, dass ich traurig bin, weil sie mit ihrer Klasse wegfährt, und nicht, weil ich in Zukunft keine Arbeit mehr habe. Auch Leon, der anruft, weil ich ihn erreichen wollte, erzählt mir nur von der vielen Arbeit, die ihn belastet, und fragt zum Glück nicht nach mir und dem Grund meines Anrufs. Irgendwie habe ich das Gefühl, jetzt sei noch nicht der richtige Zeitpunkt, mit ihm darüber zu reden.

Kapitel 14
Das Konzert
     
    Eigentlich bin ich ganz froh, ein paar Tage alleine zu sein. Das gibt mir Gelegenheit, in Ruhe mein Leben zu überdenken.
    Nachdem Nini gut in Berlin angekommen ist, vertrödle ich die nächsten Tage mit Dingen, zu denen ich schon lange nicht gekommen bin. Seit dem Gewitter ist das Wetter am Bodensee regnerisch und kühl. Ich räume meine Schränke auf und miste alles aus, was mir schon lange im Weg herumsteht. Ich muss daran denken, dass so ein Ausmisten eine absolut befreiende Wirkung hat. Jawohl, ich werde ein neues Leben beginnen und all die Dinge, die mich belasten, hinter mir lassen. Die alten Zöpfe abschneiden, so sagt man doch. Bei der Gelegenheit fällt mir Eva ein, und ich lade sie auf ein Gläschen Wein zu mir ein. Sie bringt ihr Friseurköfferchen mit und färbt mir ein paar schicke neue Strähnen. Voilà, so sehe ich jedenfalls gut genug aus, um mich irgendwo neu zu bewerben. Eva findet die Idee mit dem eigenen Café jedoch viel besser. Nachdem wir eine ganze Flasche vom guten Römfeld-Tropfen geleert haben und immer noch auf dem lila Sofa sitzen, sagt sie: »Weißt du, ich kann dir nur raten: Mach dein eigenes Ding. Die Männer sind doch alle gleich. Klar kannst du auch auf das Weingut ziehen und dort bei Leon leben. Aber für die Familie wirst du immer das arme Hascherl sein, das nix hat und nix ist. Und du wirst dein Leben lang versuchen, dich bei der Ollen einzuschleimen, und es ihr trotzdem nicht rechtmachen, während sich dein Leon mit der hübschen Anouk oder sonst einer anderen amüsiert. Und irgendwann bist du alt, und es wird zu spät sein, etwas Neues zu beginnen.«
    Ich habe den Verdacht, dass sie nur wegen Tim so verbittert und negativ ist.
    »Weißt du, ich habe den Rat der Psychologen befolgt und eine Pro- und Contra-Liste erstellt«, erzähle ich ihr. »Soll man doch so machen, oder nicht? Wenn man eine Entscheidung treffen will und sich unsicher ist, soll man alles aufschreiben, was dafür spricht und was dagegen.«
    »Aha«, sagt sie. »Und wie ist das Ergebnis?«
    »Ach, Eva, ich weiß es nicht. Es gibt so viel, was dafür spricht. Ich meine, wir lieben uns. Wir sind drei Jahre zusammen. Warum sollen wir es nicht wagen und einen Schritt weiter gehen? Jetzt ist die Gelegenheit. Wenn wir es jetzt nicht tun, wann dann?«
    Sie wartet einen Augenblick, ob ich noch etwas sagen will, und meint dann: »Ich glaube, ich könnte dir leichter dazu raten, wenn es nur darum ginge, dass ihr beide zusammenzieht. Aber du musst dein ganzes bisheriges Leben aufgeben und zu ihm und vor allem zu seiner Familie ziehen. Ich weiß nicht, ob du das schaffst.«
    »Jetzt übertreibst du aber«, sage ich und knuffe sie in die Seite.
    »Ich meine, es sind ja nicht die Windsors. Und ich werde ja nicht nach Alaska oder sonst wohin ziehen, sondern nur nach Hagnau.«
    »Na ja …«, Eva ist nicht überzeugt, »nach all dem, was du mir erzählt hast, ist es schon so ähnlich wie bei den Windsors. Und denk daran, was aus Lady Di geworden ist …«
    Ich glaube, wir sind beide schon ein bisschen betrunken.
    »Was sagt eigentlich Nini dazu?«, fragt Eva noch.
    »Tja, Nini …, also, sie weiß es noch gar nicht. Dass ich arbeitslos bin, meine ich. Und dass ich mit dem Gedanken spiele, vielleicht mit ihr zu Leon auf das Weingut zu ziehen. Wobei Leon vorgeschlagen hat, Nini könnte auch nach Schloss Salem gehen …«
    »Was?« Eva hebt fragend eine Augenbraue. »Er hat was vorgeschlagen? Er

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