Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
mag, und man hat Angst, man könnte sich für den falschen entscheiden und das später möglicherweise bereuen. Und dann, irgendwann, geschieht eine Kleinigkeit, und diese öffnet einem die Augen. Und man sieht den Weg ganz klar vor sich … Und es ist einem völlig egal, ob es vielleicht der falsche Weg ist. Weil er in diesem Augenblick der richtige ist.«
Sie ist so klug. Aber …,na ja, sie hat mir natürlich einiges an Lebenserfahrung voraus.
»War das bei dir und deinem Hermann so?«, frage ich sie.
Sie lächelt und schenkt uns noch einmal Tee nach. Dabei bemerke ich, wie ihre Hand zittert.
»Ja, genau. Obwohl ich keine einzige Sekunde gezögert habe, ihm auf diesem Weg zu folgen. Es hätte für mich keinen anderen gegeben. Und ich habe meine Entscheidung wirklich nie bereut. Ich glaube, wenn man sich wahrhaftig sicher ist, dann zweifelt man nicht.«
Das gibt mir zu denken.
»Ach, wenn ich nur wüsste, welches der richtige Weg für mich ist«, seufze ich. »Ich meine, ich liebe Leon. Aber das Leben auf dem Weingut mit seiner Familie erscheint mir so kompliziert. Vielleicht tue ich seiner Mutter unrecht, aber sie behandelt mich immer so, als müsste ich froh sein, dass ihr toller Sohn sich überhaupt für mich interessiert, wo es doch so viele Frauen gibt, die schöner und reicher sind als ich.«
»Davon solltest du dich nicht beirren lassen«, rät Frieda mir.
»Du hast so viel in die Waagschale zu werfen, vergiss das nicht. Immerhin hat sich dein Leon in dich verliebt. Wenn er nur irgendeine Frau mit Geld wollte, hätte er im Golfclub weiß Gott genug Gelegenheit gehabt. Denk immer daran: Wer einen König will, muss sich wie eine Königin fühlen. Wer sich wie ein Bettler benimmt, wird auch so behandelt. Du solltest an deinem Selbstbewusstsein arbeiten.«
So ähnliche Worte habe ich auch schon von meiner Mutter und Eva gehört. Aber das ist leicht gesagt, wenn man gerade seinen Job verloren hat.
»Ich weiß einfach nicht, was es mit diesem Traum von dem ›Café Butterblume‹ auf sich hat. Ich kann an fast nichts anderes mehr denken, obwohl es so abwegig ist.« Und ich erzähle Frieda, wie ich neulich mit Christian im Innern des Hauses war. An dem Tag, als das schwere Gewitter plötzlich über uns hereinbrach.
»Ach, dann hast du den Enkel von Frau Lange ja bereits kennengelernt?«, fragt sie mich.
»Ja, genau genommen, kennen wir uns, seitdem ich das erste Mal hier war. Aber da habe ich ihn für den Gärtner gehalten und ziemlich angeranzt, weil er sich an dem Magnolienbaum zu schaffen gemacht hat.« Ich muss lachen, als ich an meine erste Begegnung mit Christian denke. Frieda findet das auch witzig, und wenn sie lacht, sieht man tausend kleine Fältchen in ihrem Gesicht.
»Nein, Christian ist Rechtsanwalt wie sein Vater. Sein Onkel auch, soviel ich weiß. Aber der ist vor vielen Jahren ausgewandert, nach Kanada. Das war schon schlimm für die Frau Lange, erst den Mann verloren, dann wandert der eine Sohn nach Kanada aus, und zu allem Übel verunglückt der zweite Sohn mit seiner Frau. Blieb nur noch Christian. Die beiden hatten eine sehr enge Bindung, glaube ich. Jedenfalls war er oft an den Wochenenden hier.«
Da fällt mir ein, dass sie mir neulich etwas von einer Frau von ihm erzählt hat, und ich frage sie danach.
»Ja, eine Zeit lang kam auch immer eine hübsche Frau mit, und Frau Lange erzählte mir einmal, sie sei zu der Hochzeit ihres Enkels eingeladen. Aber die habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich glaube, im letzten Sommer war sie das letzte Mal mit hier. Und im Winter wurde Frau Lange sehr krank und kam ins Krankenhaus. Kurz nach Weihnachten ist sie dann gestorben. Christian habe ich dann bis zum Frühling nicht mehr gesehen.« Sie lächelt wieder.
»Es stimmt schon, man könnte ihn für einen Gärtner halten, mit dem alten Auto und dieser gammeligen Kleidung.«
Komisch. Wo seine Frau wohl ist?
Aber Frieda wechselt das Thema: »Sag mal, Maja, kannst du mich vielleicht mitnehmen, wenn du das nächste Mal in den Supermarkt fährst? Ich hab doch kein Auto und …«
»Natürlich. Das ist doch gar keine Frage. Reicht es am Montag noch, oder soll ich vorher kommen?«
»Aber nein. Montag ist perfekt, dann könnte ich mal ein bisschen mehr einkaufen, man weiß ja nie, ob man vielleicht mal nicht so laufen kann.«
Davon will ich überhaupt nichts hören. Frieda ist so rüstig. Aber ich hätte auch selbst darauf kommen können, sie mal zum Einkaufen mitzunehmen, sie hat ja sonst
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