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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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überhaupt keinen Sinn«, antworte ich ausweichend. »Aber nach dem Termin mit dem komischen Herrn Beirer wollte ich unbedingt mit dem Anwalt der Erbengemeinschaft reden, um herauszufinden, wem das Haus hier eigentlich gehört. Ich wusste ja nicht, dass du der Anwalt bist.«
    Er sieht mich an und grinst schon wieder.
    »Ja, nicht nur das. Es gibt gar keine Erbengemeinschaft. Das Haus gehört mir.«
    Jetzt bleibt mir wirklich die Luft weg. Wenn hier ein Stuhl stünde, würde ich mich jetzt setzen.
    »Aber …, Herr Aschenbrenner hat doch gesagt …, es gäbe eine Erbengemeinschaft …, die von einem Anwalt vertreten wird … Ich versteh’ das nicht.«
    »Das glaube ich dir gern. Lass es mich dir erklären. Als meine Oma starb, vermachte sie mir dieses Haus. Als Kind bin ich sehr oft mit meinen Eltern hier gewesen und manchmal auch ohne sie. War eine tolle Zeit, so mit baden und segeln … Wir sind auch oft nur übers Wochenende von Stuttgart hergefahren. Ja, und so manche Ferien habe ich ganz alleine hier verbracht, wenn meine Eltern arbeiten mussten. Eines Tages sind meine Eltern auf dem Weg hierher auf der Autobahn verunglückt. Ein Geisterfahrer fuhr frontal in sie hinein. Zu der Zeit habe ich gerade Abi gemacht. Danach hab ich Jura studiert, in Konstanz. Konnte bei Oma wohnen. Ich wollte unbedingt die Kanzlei meines Vaters in Stuttgart weiterführen. Irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet. Na ja, nur dass das nicht so einfach war. Mittlerweile war mein Vater schon einige Jahre tot, und ich musste mir quasi eine neue Klientel erarbeiten. Einige Jahre habe ich praktisch nur geschuftet und war selten hier. Dann starb meine Oma, und ich habe das Haus hier geerbt.« Er macht eine kurze Pause, und ich sehe ihm an, dass er wirklich traurig ist. »Ohne sie … ist alles so leer hier. Ich habe eine Entrümpelungsfirma beauftragt, die alles ausgeräumt hat. Nur von ein paar der schönen alten Möbel konnte ich mich einfach nicht trennen.«
    Er verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln, und ich bin versucht, wieder seine Hand zu nehmen, doch dann fällt mir ein, dass ich ihn ja eigentlich gar nicht kenne. Und außerdem einen Freund habe. Und hat Frieda nicht neulich von dem ›Enkel und seiner Frau‹ erzählt? Wenn der Enkel Christian ist, muss er doch verheiratet sein.
    »Das tut mir leid«, sage ich hilflos, und das tut es wirklich. Ich meine, wie grausam kann das Schicksal sein? Hat er nicht schon seine Eltern verloren? Musste jetzt auch noch die Oma sterben?
    »Aber dass du es fertigbringst, dieses wunderschöne Haus zu verkaufen …, also, ich könnte das nicht. Es ist so …«, mir fehlen die Worte.
    »Es ist ein richtiges Zuhause, das stimmt«, sagt er darauf. »Und glaube mir, mir fällt es alles andere als leicht, sonst wäre ich sicher nicht so oft hier. Aber gerade, weil ich so daran hänge, sollte ich es besser verkaufen. Ich glaube nicht, dass du es verstehst, aber dieses Haus ist so voller Erinnerungen für mich …«
    »Solltest du es dann nicht vielleicht doch behalten, wenn du so daran hängst? Ich meine, es geht mich ja nichts an, und vielleicht denkst du ja auch an das viele Geld, das du dafür bekommst …«, gebe ich zu bedenken.
    »Das ist es nicht. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht darum kümmern. Wie ich schon sagte, ich bin beruflich sehr eingespannt. Und werde vielleicht sogar ganz weggehen aus der Gegend hier«, sagt er darauf.
    Da kommt mir eine Idee. Sie ist so verrückt, so aberwitzig, aber ich kann nicht anders, ich muss sie aussprechen. Es ist einen Versuch wert.
    »Vermiete es doch. Dann brauchst du dich nicht zu kümmern und behalten kannst du es trotzdem. Es bleibt in deinem Besitz, und wer weiß, vielleicht hast du irgendwann einmal mehr Zeit und kannst selbst hier mit deiner Familie leben.«
    Er sieht mich lange nachdenklich an, schaut mir direkt in die Augen. Wieder weiß ich nicht, was ich tue, aber ich erzähle ihm von meinem Traum von dem ›Café Butterblume‹. Und wie wunderbar das Haus dafür geeignet wäre. Dass ich mich von Anfang an hier irgendwie zu Hause gefühlt habe. Christian hört sich alles ruhig an. Und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, richtig verstanden zu werden.
    Draußen tobt der Sturm ums Haus, aber hier drin ist es warm und gemütlich. Und ich bin fast traurig, als das Gewitter vorbei ist und wir eigentlich wieder gehen könnten.
    »Magst du den Rest des Hauses auch noch sehen?«, fragt Christian leise. Und auf einmal steht er so dicht vor

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