Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
funkeln dunkel vor Wut. »Glaubst du im Ernst, ich will so enden wie du?«
Dieser Pfeil trifft mich natürlich mitten ins Herz, und ich muss erst mal heftig schlucken.
»Ja, wenn du meinst …«, sage ich darum leise. »Weißt du, so habe ich es eigentlich nie gesehen. Mein Leben war nicht zu Ende, als ich dich bekommen habe.« Obwohl ich genau weiß, dass sie im Moment nur wütend und verletzt ist, tun mir ihre Worte sehr weh.
»Im Gegenteil. Mein Leben wurde durch dich unglaublich reich. Als ich beim Arzt war und er mir die freudige Mitteilung machte, sagte er mir, ich sei ja noch sehr jung und die Schwangerschaft in einem frühen Stadium …, noch könnte ich es mir ja überlegen. Aber ich habe keinen Augenblick gezögert. Und ich habe es keinen einzigen Tag bereut, dass ich mich für dich entschieden habe.«
»Mama, das weiß ich doch. Aber was hättest du alles aus deinem Leben machen können, wenn du mich nicht an der Backe gehabt hättest? Hast du daran schon einmal gedacht?«
»Was ich hätte machen können, was ich nicht genauso gut auch mit dir hätte tun können, meinst du?«
»Ach, Mama, du weißt genau, was ich meine. Du hättest studieren können, reich heiraten, ins Ausland gehen …, was weiß ich. Die Freiheit hattest du einfach nicht mehr.«
Ich gebe zu, es ist was Wahres dran. Aber ich war nie der Typ für ein Studium oder einen Auslandsaufenthalt, also habe ich da nie etwas vermisst. Und reich heiraten kann ich jetzt auch noch, vorausgesetzt, ich habe eben meinen Liebsten nicht so verärgert, dass er mich nie wieder sehen will.
»Im Grunde schon. Natürlich haben sich meine Prioritäten etwas verändert, seitdem du auf der Welt warst. Aber ich war ja auch ein paar Jahre älter, als du es jetzt bist …«
Ich mache eine kurze Pause und atme tief durch. »Ich verstehe dich ja, besser, als du vielleicht jetzt gerade glaubst.« Darauf sieht sie mich so unglücklich an, dass mir selbst fast die Tränen kommen.
»Wir müssen jetzt nur herausfinden, ob es wirklich so ist. Nicht, dass wir uns hier die Köpfe heiß reden, und dann bist du gar nicht schwanger. Wie gesagt, wir machen erst mal den Test. Und gehen am Montag zum Arzt. Dann wird man sehen.«
Nini kommt zu mir herüber, drückt mich ganz fest, sagt nur ein einziges Wort, aber das bedeutet mir im Moment am allermeisten: »Danke.«
Und damit verschwindet sie in ihrer rosa Kleinmädchen-Pyjamahose in ihrem Zimmer.
*
Ich bin total durch den Wind. Obwohl ich Nini eben noch getröstet habe, weiß ich selbst nicht so recht, wie es weitergehen soll. Noch bin ich arbeitslos, und einen genauen Plan für mein eigenes Leben habe ich im Moment auch nicht. Zum ersten Mal wünsche ich mir einen Mann an meiner Seite, der das jetzt mit mir durchsteht. Ich rufe Leon an, der irgendwo unterwegs nach Düsseldorf sein wird. Natürlich hat Leon eine Freisprechanlage, sonst würde ich ihn während der Autofahrt nicht stören.
»Hallo, Leon!«, sage ich laut. Es rauscht ein wenig, die Verbindung scheint nicht die beste zu sein. Ich höre, wie Leon etwas sagt und jemand mit französischem Akzent antwortet. Anouk. Das war ja klar. »Wo bist du?«, frage ich nicht sehr intelligent.
»Ach, Maja, du bist es. Die Verbindung ist sehr schlecht. Wir sind auf der Autobahn Richtung Wiesbaden, und es regnet leider«, antwortet Leon.
»Wir?«, frage ich, obwohl ich bereits weiß, dass Anouk bei ihm ist.
»Ja, ich musste ja Anouk mitnehmen, weil du es vorgezogen hast, in Überlingen zu bleiben.«
Das sagt er vor ihr. Eigentlich hatte ich vor, ihm von Ninis Angst vor einer Schwangerschaft zu erzählen, aber das kann ich jetzt nicht mehr. Nicht vor dieser … dieser … blöden Schnepfe, die sich meinen Freund angeln will.
»Na, dann wünsche ich euch eine gute Fahrt und viel Spaß auf der Messe«, sage ich darum einsilbig und lege auf.
Nachdem ich mich etwas beruhigt habe, gehe ich schnell in die Apotheke und kaufe den Schwangerschaftstest. Die Verkäuferin sieht mich an, als wäre er für mich, und erklärt mir, wie er zu handhaben ist. Das klingt ganz einfach. Wie ich mir schon dachte und wie ich es noch von Nini in Erinnerung habe, sollte er am frühen Morgen mit dem Morgenurin durchgeführt werden. Also werden wir den heutigen Abend noch in Ungewissheit verbringen.
»Wie sicher sind diese Test eigentlich?«, frage ich beim Bezahlen.
»Ziemlich sicher.« Wobei ›ziemlich‹ ja eine tolle Aussage ist. »Erfahrungswerte habe ich selbst damit aber
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