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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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verzichten muss, bin ich trotzdem überzeugt, dass ich mich richtig entschieden habe.
     
    *
     
    Von Frieda habe ich gelernt, dass es nichts gibt, keinen Kummer, keine Krankheit und kein Leid, was nicht mit einer guten Tasse Tee geheilt oder zumindest gelindert werden kann. Also setze ich Teewasser auf und mache uns gleich eine ganze Kanne voll. Dann gehe ich noch einmal vorsichtig in Ninis Zimmer und frage, ob sie nicht ein bisschen zu mir auf das lila Sofa kommen möchte. Sie schüttelt zwar den Kopf, taucht aber Minuten später vollkommen verheult auf und kuschelt sich in meinen Arm. So erwachsen sie mir auch sonst vorkommt, auf einmal ist sie wieder das kleine Mädchen, das getröstet werden will. Das kann Leon natürlich nicht verstehen, weil er nie Kinder hatte. Trotzdem hat mir sein kalter Blick vorhin sehr weh getan. Er hat so getan, als wollte ich nicht mit ihm verreisen. So ist es gar nicht, das muss er doch wissen. Als Nini sich einigermaßen beruhigt hat, stehe ich auf, um uns eine Packung Schokokekse aus der Küche zu holen. Sie holt tief Luft und sagt dann laut: »Ich bin schwanger.«
    Was hat sie da gerade gesagt? Wahrscheinlich habe ich mich verhört.
    »Wie bitte?«, frage ich darum nicht sehr einfallsreich.
    »Ich glaub’, ich bin schwanger«, sagt sie daher noch mal und schnieft in ihr Taschentuch.
    »Oha.« Das muss ich erst mal verdauen.
    »Wie konnte das passieren?« Die Frage ist wirklich superblöd, das gebe ich zu.
    Deshalb lächelt sie auch, unter Tränen.
    »Na, wie so was halt passiert. Solltest du eigentlich selbst am besten wissen, Mami.«
    »Ja, klar. Aber …, Nini, bist du ganz sicher? Wir waren doch bei Frau Dr. Kübler, und du nimmst die Pille. Die nimmst du doch … regelmäßig, meine ich?«
    So langsam wird mir etwas schwummrig, und ich muss mich setzen. Das ist kein Spaß.
    »Ja, logo, aber …, weißt du …, am Anfang hab ich die nicht so vertragen, und dann …, an dem Abend von dem Sommerfest bei den Koflers, da hab ich, glaub ich, ein bisschen viel getrunken … und auch mal an dem Joint gezogen …, und dann war mir so furchtbar schlecht und ich musste mich übergeben, ich weiß gar nicht, ob ich sie an dem Abend überhaupt genommen habe, weil …, da kam ich doch grad aus Berlin zurück, und du warst nicht da …, und ich musste mich so beeilen, damit ich nicht zu spät komme … und …« Während alles nur so aus Nini heraussprudelt, schnieft sie immer wieder in ihr Taschentuch : »… und dann sind auf einmal meine Tage nicht gekommen …, die sind doch sonst immer so pünktlich, seit ich die Pille nehme …, und schlecht ist mir auch oft …, und dann war ich manchmal mies drauf und dann ist Marcus einfach weggefahren …, mit ein paar Kumpels nach Italien …, und heute hat er angerufen, dass er wieder da wäre, und dann sind wir zum See … und ich hab ihm erzählt, dass ich denke, ich sei wahrscheinlich schwanger, und … und … und …«
    Sie kann nicht weiterreden, weil die Tränen schon wieder in Strömen fließen. »Und ich hab ihn gefragt, wie es jetzt weitergehen soll … Da hat er gesagt: ›Woher soll ich das wissen, das ist ja nicht mein Problem‹, und solche Sachen …«
    Typisch Mann. Klar, dass das nicht ›sein Problem‹ ist.
    »… und dass er nach den Sommerferien nach Harvard geht, dass sein Vater ihm zu einem Studienplatz verholfen hat und er sich das jetzt nicht wegen so was kaputt machen lassen wird … und … Wegen so was! Mama, was soll ich jetzt machen?«
    »Also mal ganz ruhig bleiben, Mäuschen«, beruhige ich sie. »Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.« Schon wieder so ein platter Satz. Ich höre mich schon an wie meine Mutter. »Es ist doch noch gar nicht hundert Prozent sicher, dass du schwanger bist, oder? Ich gehe gleich mal in die Apotheke und besorge dir einen Schwangerschaftstest. Außerdem gehen wir beide am Montag zu Frau Dr. Kübler, und dann sehen wir weiter.«
    »Und wenn es so ist?«, fragt Nini verzweifelt.
    »Dann ist es eben so. Davon geht die Welt auch nicht unter. Wir schaffen das zusammen«, versuche ich, ihr Mut zu machen.
    »Doch, Mama. Meine Welt geht unter. Mein Leben ist dann nämlich vorbei.« Sie springt wütend auf.
    »Dein Leben ist doch nicht vorbei, nur weil du …«, versuche ich, sie zu beruhigen.
    »Nur weil ich … ein Kind bekomme? Doch. Dann kann ich alles vergessen, Ausgehen, Studium, Karriere …, dann muss ich jeden Tag arbeiten gehen, um mein Kind durchzubringen.« Ihre Augen

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