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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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bisschen von ihrem blonden Haarschopf.
    »Nini! Was ist denn passiert?«, frage ich vorsichtig, obwohl ich mir die Antwort denken kann. Ich setze mich auf die Bettkante und streichle sanft über ihre Schultern. Nini zittert am ganzen Körper und wendet mir ihr tränenüberströmtes Gesicht zu.
    »Mami, Marcus«, sie kann es vor lauter Schluchzen nicht aussprechen.
    »Er hat Schluss gemacht?«, frage ich, und sie nickt. Mir fallen jetzt tausend blöde Sprüche ein wie: ›Du bist noch so jung, keine Sorge, da kommt sicher was Besseres nach.‹ Oder: ›Lass ihn zischen, gibt ’nen Frischen‹ und ähnlicher Schwachsinn, der in solchen Situationen gerne gesagt wird. Natürlich ist es wahr: Sie ist noch jung, und es ist unwahrscheinlich, dass die erste Liebe auch die letzte bleibt. Und doch gibt es nichts, was ihren Kummer jetzt irgendwie erträglich machen würde. Also halte ich sie stumm in den Armen und bin einfach nur für sie da. Wenn es ihr besser geht, wird sie sicher darüber reden, was passiert ist.
    Es klingelt an der Tür. Du liebe Güte. Leon. Den hatte ich vor lauter Aufregung total vergessen. Und unsere Rhein-Tour auch. Was soll ich jetzt bloß sagen? Ich kann unmöglich hier weg und Nini mit ihrem Kummer alleine lassen. O Gott, was sag ich ihm nur? Viel Zeit zum Überlegen habe ich nicht, denn eine Minute, nachdem es geklingelt hat, steht Leon, wie immer braungebrannt und gut aussehend, vor meiner Tür.
    »Hallo, mein Schatz«, begrüßt er mich freudestrahlend und ist schon in der Wohnung.
    »Ich hoffe, du bist fertig? In zwei Minuten ist Abfahrt. Muss nur noch mal kurz deine Toilette aufsuchen … Was ist los?«, fragt er, als er mein kummervolles Gesicht sieht.
    »Leon, es tut mir leid. Aber ich fürchte, ich … kann nicht mit dir nach Düsseldorf fahren.«
    »Was?« Leon sieht mich verständnislos an.
    »Leon, es ist wegen … Nini. Ihr geht es leider ganz schlecht und ich kann sie jetzt in diesem Zustand nicht allein lassen.«
    Leon ist wütend, das sehe ich ihm an.
    »Ach, und da kann nicht deine Mutter einspringen und ihr einen Tee kochen oder sonst was?«
    »Nein, Leon. Sie ist nicht krank, weißt du. Sie ist todunglücklich. Ich glaube, es ist wegen Marcus. Wahrscheinlich hat er Schluss gemacht und …«
    »Und deswegen willst du unsere Reise absagen? Weil deine Tochter Stress mit ihrem Freund hat und ein bisschen heult? Wahrscheinlich haben sie sich spätestens heute Abend wieder vertragen, und du bist völlig umsonst hiergeblieben. Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, Maja.«
    Er ist vollkommen außer sich. Ich verstehe ihn ja, denn ich bin selbst enttäuscht, weil ich so gerne mit ihm gefahren wäre. Aber ich kann doch jetzt nicht fahren und die Kleine hier im Stich lassen. »Ein bisschen heult?« Ich glaube, er unterschätzt die Situation gewaltig. Meiner Meinung nach ist das nicht nur ein harmloser kleiner Streit, sondern etwas Ernsteres. Wenn er sieht, wie es Nini wirklich geht, wird er seine Meinung sicher ändern. Leise öffne ich die Tür und zeige auf meine Tochter, die im dunklen Zimmer regungslos in ihrem Bett liegt.
    »Also bitte«, sagt Leon daraufhin. »Du sagst jetzt nicht unsere Reise ab, weil deine Tochter eine Pubertätskrise hat.«
    Das klingt ja fast wie ein Befehl.
    »Leon, ich weiß, dass du enttäuscht bist. Ich bin ja auch traurig, und es tut mir furchtbar leid. Aber ich kann jetzt nicht mit dir wegfahren …, Nini braucht mich jetzt«, versuche ich ihn zu überzeugen.
    »Und ob ich dich brauche, die Idee kommt dir natürlich mal nicht? Ich habe dich fest eingeplant, mir auf der Messe zu helfen, und du lässt mich jetzt im Stich. Und nur, weil deine übrigens fast erwachsene Tochter ein klein wenig Liebeskummer hat.«
    Das darf jetzt nicht sein, dass ich mich zwischen meiner Tochter und meinem Freund entscheiden muss.
    »Leon, versuch doch, mich zu verstehen. Ich würde so gerne mit dir mitfahren und dich auf der Messe unterstützen, aber ich kann jetzt nicht fort.«
    Leon antwortet nicht, sieht mich nur an, und sein Blick ist auf einmal kalt und abweisend. Dann sagt er ganz ruhig: »Manchmal frage ich mich, ob ich dir überhaupt wichtig bin.« Und mit diesen Worten zieht er die Tür hinter sich zu.
    Wie kommt er nur darauf, daran zu zweifeln, mir wichtig zu sein? Während ich meinen Koffer wieder auspacke, fließen jetzt auch bei mir die Tränen. Obwohl ich wirklich traurig bin, weil ich nicht nur Leon enttäuscht habe, sondern auch auf einen romantischen Kurzurlaub

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