Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
diesem Moment, als er mich so liebevoll betrachtet, glaube ich das sogar selbst.
*
Die Wellen schaukeln uns sanft in den Schlaf, und wir wachen erst wieder auf, als es draußen völlig dunkel ist.
»Ich fürchte, es ist zu spät, um nach Hause zu segeln«, sagt Christian ruhig. »Wir haben keine Beleuchtung an Bord. Schlimm?«
Als Antwort schüttele ich nur lächelnd den Kopf. Nini ist bei Valerie gut aufgehoben, und ich könnte mir im Moment keinen schöneren Platz auf der Welt vorstellen als in Christians Armen in der kleinen Kajüte dieses alten Bootes. Ich habe gar nichts dagegen, als seine Küsse wieder fordernder werden und er beginnt, mich am ganzen Körper zärtlich zu streicheln. Ich bin wie elektrisiert und möchte nur eines: ihn in mir spüren. Wieder ist da dieses Gefühl, als gehörten unsere beiden Körper einfach zusammen. Erschöpft liegen wir anschließend eng umschlungen in den vielen kleinen Kissen, bis schon wieder mein Magen knurrt. O Gott, wie peinlich. Schon immer hat guter Sex dieses Hungergefühl bei mir ausgelöst, ich kann nichts dagegen tun. Hinzu kommt, dass ich vorhin nicht viel gegessen habe, weil es so heiß war.
Christian grinst und sagt: »Ich glaube, wir haben noch ein wenig Baguette und Käse, dazu ein Fläschchen Rotwein. Was meinst du?« Er steht auf, und ich kann den Blick nicht von seiner Kehrseite wenden. Ich weiß, dass man das über Männer eigentlich nicht sagt, aber in diesem Moment finde ich ihn einfach … schön.
Den nassen Bikini kann ich wirklich nicht anziehen, also schlüpfe ich so in die Shorts und mein T-Shirt. An Deck setzen wir uns auf die Bank und genießen den Käse und den Wein – aus der Flasche, denn natürlich hat Christian keine Weingläser an Bord. Über uns befinden sich Tausende von Sternen, und sanft plätschern die leichten Wellen gegen das Schiff. Niemals habe ich eine Mahlzeit mehr genossen als diese. Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr. War ich es überhaupt jemals? Noch lange sitzen wir an Deck, reden und reden, während Christian mich im Arm hält. Er spricht davon, dass er schon morgen nach Kanada fliegt, aber sich bereits darauf freut, wiederzukommen. Und sich gar nicht mehr sicher ist, ob er überhaupt noch in die Kanzlei seines Onkels eintreten will.
»Glaubst du eigentlich an Schicksal? Ich meine, dass du für diesen Aschenbrenner das Haus fotografieren solltest und wir uns dabei getroffen haben, das kann doch kein Zufall sein, oder?«, fragt er mich, während er sanft über meinen Arm streichelt.
»Ja, ich denke schon, dass manche Dinge einfach passieren müssen. Im ersten Moment wundert man sich zwar oder man nimmt sie gar nicht so wahr. Aber hinterher macht irgendwie alles einen Sinn«, antworte ich.
»Dann hast du dir mein Angebot also überlegt?«, fragt er mich zärtlich.
»Na ja, viel Zeit zum Überlegen hatte ich ja nicht gerade«, gebe ich lachend zurück.
»Aber die brauche ich auch nicht. Es wäre für mich wirklich das Schönste, in der ›Butterblume‹ zu leben und dort ein Café zu eröffnen. Weißt du, ich glaube, vielleicht habe ich deshalb gezögert, mir einen neuen Job zu suchen.« Und zu Leon zu ziehen, füge ich in Gedanken hinzu, was er in diesem Moment ja nicht unbedingt zu wissen braucht. »Nach meinem Traum mit dem ›Café Butterblume‹ habe ich wohl instinktiv nach etwas anderem gesucht. Aber dass er Wirklichkeit werden könnte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da müssen schon ein paar magische Kräfte im Spiel gewesen sein«, sage ich glücklich.
»Wenn du willst, mache ich dir den Pachtvertrag gleich fertig, sobald ich zurück bin.«
Christian küsst mich auf die Nasenspitze.
»Aber ein paar Wochen werde ich schon weg sein …, leider. Natürlich kannst du vorher schon deine Wohnung kündigen und einziehen, sobald du willst. Das Haus steht schließlich leer. Ich gebe dir nachher gleich die Schlüssel.«
»Ich kann es kaum erwarten, Nini die Neuigkeit zu erzählen. Ein Neubeginn wird für uns beide gut sein. Müssen wir denn noch renovieren?«, frage ich ihn und male mir in Gedanken schon aus, welche Möbel in welche Zimmer kommen.
»Höchstens ein paar Malerarbeiten«, meint er.
»Aber wenn du willst, kann ich dir dabei auch helfen. Wie du weißt, sind meine handwerklichen Fähigkeiten nicht die schlechtesten …«
Ich muss schmunzeln, als ich an unsere erste Begegnung denke, bei der ich ihn für den Gärtner gehalten habe, einen ziemlich sexy
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