Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
aber ich habe geglaubt, du hättest vielleicht kein Interesse, dass ich es pachte. Sonst hättest du es mir doch angeboten … Irgendwie warst du immer am Haus oder im Garten, wenn ich in der Seestraße war, aber in den letzten Wochen hast du dich nie sehen lassen, als ob du mir aus dem Weg gehen wolltest.«
»Du hast also nach mir Ausschau gehalten?«
Wieso nur muss er schon wieder so unverschämt sexy grinsen? Zur Ablenkung lasse ich meine Hand ins kühle Wasser gleiten. Wie gut das tut.
»Ich war beruflich einige Wochen im Ausland, deshalb konnte ich nicht mal schnell vorbeikommen und nach dem Haus sehen«, erklärt er mir. »Mein Onkel, der auch Rechtsanwalt ist, ist vor vielen Jahren nach Kanada ausgewandert.« Aha. Das ist der andere Sohn von Frau Lange, von dem Frieda mir erzählt hat. »Er hat dort eine sehr erfolgreiche Kanzlei, die sich auf Einwanderungsrecht spezialisiert hat. Ich war die letzte Zeit bei ihm und werde auch nächste Woche wieder hinfliegen. Um genau zu sein, hat er mir eine Partnerschaft in seiner Kanzlei angeboten, was einem Ritterschlag gleichkommt. Wie gesagt, die Kanzlei ist wirklich renommiert, um nicht zu sagen, berühmt. Er ist der Meinung, dass das mit uns perfekt passen würde und ich der ideale Nachfolger für ihn wäre.«
»Nur er ist der Meinung? Was ist mit dir? Möchtest du denn hier weg?«, frage ich ihn und habe im Hinterkopf, dass er ja eine Frau haben muss.
»Tja, das ist so eine Sache …«, antwortet er ausweichend. »Es ist schon ein sehr verführerisches Angebot. Andererseits hänge ich an vielen Dingen hier«, und dabei sieht er mir wieder direkt in die Augen.
»Was ist mit deiner Frau?«, frage ich ihn mutig.
Meiner Frau ?« Er klingt irritiert.
»Frieda …, ich meine Frau Peeger, die Nachbarin deiner Oma, hat mir erzählt, deine Oma hätte immer von ihrem Enkel und seiner Frau gesprochen. Das bist doch du, oder?« O Gott, ich kann förmlich fühlen, wie ich rot werde.
»So, so, dann hast du dich also mit Frau Peeger über mich unterhalten?«, fragt er amüsiert.
»Nein, das war nur, als ich überlegt habe, wem das Haus wohl gehört und …«
»Das ist doch okay«, sagt er und grinst wieder.
»Aber eine Frau habe ich nicht, nicht mehr jedenfalls. Ich war ein paar Jahre verheiratet und wähnte mich beziehungsweise uns eigentlich ›glücklich‹. Doch ich habe die letzten Jahre praktisch nur gearbeitet und mir leider viel zu wenig Zeit für sie genommen. Sie ist auch Anwältin, und daher dachte ich, sie würde das verstehen … Leider war das nicht so. Ich habe mir viel zu wenig Gedanken darüber gemacht, wie es in ihr aussieht, und als ich es getan habe, war es zu spät. Sie wollte einen Neuanfang … ohne mich.« Seine Stimme wird auf einmal traurig.
»Oh …, das tut mir wirklich leid, das wusste ich nicht«, antworte ich.
»Nein, das ist schon in Ordnung. Ich bin ja selber schuld. Wäre ich nur früher mal aufgewacht, dann hätte ich unsere Ehe vielleicht noch retten können. Aber wir haben uns zum Glück nicht im Streit getrennt. Es ist alles … geregelt.« Seine Miene wird plötzlich sehr ernst.
»Danke für deine Offenheit«, sage ich. »Jetzt verstehe ich auch, warum du mit dem Gedanken spielst, nach Kanada zu gehen.«
»Ich dachte, vielleicht ist wirklich die Zeit für einen Neuanfang gekommen. Und warum nicht in Kanada? Aber dann werde ich mich nicht mehr um das Haus hier kümmern können.«
Darauf kann ich jetzt nicht gleich antworten, auch wenn ich am liebsten jubeln würde:
›Ich mach das. Ich miete die Butterblume und kümmere mich um alles‹, denn mein Handy piepst laut in der Badetasche. Und bei der Stille um uns herum ist das Geräusch wirklich unüberhörbar. Ich sehe lieber gleich nach, es könnte ja was mit Nini sein. Tatsächlich hat sie mir eine SMS geschrieben, in der sie fragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie bei Valerie übernachten würde. Sie wären ›grad so schön am Quatschen‹, und sie würde dann morgen früh mit Brötchen heimkommen. Ich antworte ihr kurz: ›Super, Süße, macht es euch schön. Bis morgen Mami‹, denn ich bin froh, dass sie ein bisschen von ihrem Kummer abgelenkt wird.
»Alles in Ordnung?«, fragt Christian.
Ich weiß nicht, warum, aber ich erzähle ihm von Ninis Problem. Vielleicht, weil auch er so offen zu mir war. Er hört sich alles ruhig an und sagt dann: »Arme Kleine. Bestimmt geht es ihr im Moment richtig mies. Aber sie hat ja dich, und du bist sicher für sie da.«
»Ja,
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