Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Und grüß mir Kanada«, antworte ich zärtlich, »und bis bald. Hoffentlich …« Und das meine ich ernst. Ich winke ihm noch einmal und ziehe das Gartentor hinter mir zu. Beschwingt laufe ich die paar Schritte zu Frieda hinüber. Als ich mein Rad holen will, steht sie aufgeregt in ihrem Garten.
»Maja! Wo warst du denn? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.« Ihr kleines, faltiges Gesicht sieht wirklich ängstlich und besorgt aus. »Ich war nur ein paar Schritte mit Jojo spazieren und als ich wiederkam, sah ich dein Rad. Da hab ich natürlich gleich Teewasser aufgesetzt. Aber du kamst und kamst nicht, und ich dachte, dir wäre etwas passiert. Jojo und ich waren drüben, im Garten von Frau Langes Haus, aber da warst du auch nicht, und bei dir daheim hat niemand abgenommen …«
Ich kann nicht anders, ich nehme sie fest in die Arme.
»Oh, Frieda! Das tut mir so leid. Ich hab nicht daran gedacht, dass du dir Sorgen machen könntest. Ich wollte dich besuchen, aber du warst nicht da, und da bin ich mal eben auf einen Sprung zur ›Butterblume‹ hinübergelaufen. Tja, und da war Christian und hat mich zum Segeln eingeladen.«
»Du willst mir also tatsächlich erzählen, ihr wärt segeln gewesen? Die ganze Nacht?« Ihr Gesicht sieht nun nicht mehr ängstlich, sondern verschmitzt aus.
»Ja, das heißt, nein, ich meine …, wir sind gerade erst zurückgekommen«, ich fühle, wie ich mal wieder rot bis zum Haaransatz werde.
»Du brauchst mir nichts zu erklären«, sagt Frieda darauf. »Schließlich war ich auch mal jung. Und außerdem sehe ich dir an, dass etwas ganz Besonderes passiert sein muss. So habe ich dich jedenfalls noch nie gesehen«, sagt sie lächelnd. »Möchtest du nicht hereinkommen, mit mir frühstücken und alles in Ruhe erzählen?«
»Das möchte ich wirklich gern, Frieda«, antworte ich, »aber ich muss nach Hause zu Nini. Sie braucht mich im Moment. Aber das ist eine andere Geschichte. Die werde ich dir in den nächsten Tagen erzählen. Versprochen. Und bitte entschuldige noch einmal, dass ich mich nicht gemeldet habe. Wenn ich gewusst hätte, dass du dir solche Sorgen machst, dann hätte ich dich angerufen.«
Ich fühle mich wirklich mies. Sie ist so lieb und hat es nicht verdient, meinetwegen in Aufregung zu sein.
»Ach was, das ist schon in Ordnung«, beschwichtigt sie mich. »Aber ich möchte doch zu gern wissen, was geschehen ist. Komm bald einmal vorbei. Ich backe uns einen schönen Butterstreuselkuchen, den magst du doch so gern.«
»Natürlich, gerne«, verspreche ich. »Ich komme, sobald es geht.« Und mit diesen Worten schwinge ich mich auf mein Rad und radle auf dem schnellsten Weg nach Hause.
*
Nini ist noch nicht da, und so kann ich in Ruhe noch einmal über alles nachdenken. Ich glaube, ich habe mich ernsthaft verliebt.
Dieser Ausflug hat mir so gutgetan. Es klingt blöd, aber wenn ich an Christian denke, wird mir ganz warm ums Herz. Wir haben uns nur wenige Male gesehen und doch ist alles so selbstverständlich zwischen uns, als ob wir uns schon ewig kennen würden.
Und außerdem sieht es so aus, als würde mein Traum vom ›Café Butterblume‹ tatsächlich wahr werden. Was wohl Nini dazu sagen wird …
Als sie endlich heimkommt, sieht sie immer noch sehr traurig aus.
»Hi, Mami!«, ruft sie mir zu, aber ihre Stimme ist alles andere als fröhlich.
»Hallo, meine Maus. Wie geht es dir?«, frage ich und schaue sie prüfend an.
»Tja, wie soll es mir schon gehen?«, fragt sie deprimiert. »Aber bei Valerie war es nett, wenn du das meinst.«
Wenn es nur irgendetwas gäbe, was sie aufmuntern könnte.
Als wir kurze Zeit später auf unserem gemütlichen lila Sofa zusammen sitzen, frage ich sie, was sie davon halten würde, wenn ich meinen Traum von dem eigenen Café in die Tat umsetzen würde. Ich habe Nini von der Segeltour mit Christian und von seinem Vorschlag, uns das alte Haus am See zu verpachten, erzählt. Natürlich habe ich ein paar kleine Details, wie die Nacht in der Kajüte, ausgelassen …
»Mensch Mami! Das klingt richtig toll. Du musst das tun, was du möchtest. Wenn es dich glücklich macht, dann wage den Schritt. Vor allem, wenn du jetzt die Möglichkeit dazu hast. Du hast doch davon geträumt. Lass dich nicht davon abbringen, was du unbedingt tun willst.
Wenn Liebe und Inspiration vorhanden sind, kann es nicht schiefgehen, hat schon Ella Fitzgerald gesagt.«
Meine gebildete Tochter.
»Auch, wenn es bedeutet, dass wir dann umziehen müssten?«,
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