Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
natürlich. Ich versuche mein Bestes. Aber es ist nicht so einfach. Ich glaube, das Schlimmste war für sie, wie Marcus reagiert hat. Dass er sie so einfach im Stich gelassen hat, wo sie so verliebt waren.«
Er denkt einen Moment nach und sagt dann: »Weißt du, Maja, ich will ihn jetzt nicht in Schutz nehmen, denn sein Verhalten zeugt nicht gerade von Charakterstärke. Aber man darf nicht vergessen, dass er eben blutjung ist. Ganz bestimmt war oder ist er ebenso verliebt in Nini wie sie in ihn. Aber er ist einfach noch nicht so weit. Für ein Mädchen ist es schon schlimm, wenn sie glaubt, schwanger zu sein. Aber so ein Junge ist damit erst recht vollkommen überfordert. Warte mal ab. Bestimmt meldet er sich in den nächsten Tagen noch einmal, wenn sich alles ein bisschen gesetzt hat und er in Ruhe über alles nachgedacht hat.«
»Das kannst du vergessen. Ich glaube, da kommt er bei Nini zu spät. Abgesehen davon, sieht es ja so aus, als ob sie – zum Glück – gar nicht schwanger ist. Trotzdem gehe ich sicherheitshalber am Montag mit ihr zum Arzt.«
»Gute Idee. Du kannst jetzt sowieso nichts anderes tun, als für sie da sein«, antwortet er, und ich ziehe automatisch einen Vergleich mit der Reaktion von Leon. Wie unterschiedlich die beiden Männer doch sind.
»Wollen wir eine Runde schwimmen?«, fragt Christian unvermittelt.
»Äh, ich weiß nicht«, antworte ich unentschlossen. Einerseits ist es wirklich so heiß heute, und ich würde liebend gern in das kühle Wasser eintauchen, aber andererseits fällt mir meine Figur wieder ein. Christian bemerkt mein Zögern, nimmt mich an der Hand und zieht mich hoch.
»Komm schon. Glaub nicht, ich hätte dein Badehandtuch nicht bemerkt«, sagt er grinsend.
»Du wolltest sicher heute schwimmen gehen. Umziehen kannst du dich unten in der Kajüte.«
Was bleibt mir übrig? Ich gehe nach unten, und während ich mich aus meinen Shorts und dem Shirt pelle, sehe mich in Ruhe um. Die Kajüte ist winzig klein, man kann nicht mal darin stehen. Christian muss bestimmt den Kopf einziehen, aber es gibt sogar einen kleinen Schlafplatz mit vielen Kissen, sehr gemütlich. Eigentlich würde ich viel lieber hier unten bleiben, aber da höre ich schon Christians Stimme.
»Maja, ist alles in Ordnung? Kommst du hoch?«
Also atme ich tief durch, ziehe den Bauch ein und gehe an Deck. Natürlich kann Christian es nicht lassen, mich von oben bis unten zu betrachten, aber viel Zeit dazu gönne ich ihm nicht, denn ich springe sofort ins Wasser. Brrrr, ist das kalt! Doch wenn man mal eine Weile drin ist, ist es herrlich. Und hier in dieser Bucht ist das Wasser klar und sauber und nicht so trüb wie in den Strandbädern, wo so viele Menschen im Wasser sind. Während wir schwimmen, sehe ich in den Himmel. Ich fühle mich so gut.
Christian geht über die kleine Leiter zurück auf das Boot und wartet dort mit meinem Handtuch auf mich. Obwohl ich es noch ein wenig hinauszögere, muss ich irgendwann aus dem Wasser. Ich zittere ein bisschen, als ich aus dem Wasser steige, und fühle richtig die Gänsehaut, als ich zum Boot hinaufklettere. Oben hüllt mich Christian in das riesengroße Handtuch und zieht mich mitsamt dem Handtuch ganz nah zu sich. Warum zittere ich bloß so? Mit seiner Hand wischt er ganz sanft und zärtlich einige Wassertropfen von meinem Gesicht. Und in dem Moment, als sein Gesicht ganz nah ist und er mich endlich küsst, ist mir vollkommen egal, wie viele Sommersprossen in meinem Gesicht zu sehen sind. Es fühlt sich so gut an, und ich vergesse alles um mich herum. Auch als er meine Hand nimmt und mich in die kleine Kajüte zieht, die ich vor wenigen Minuten gar nicht verlassen wollte, habe ich das Gefühl, das absolut Richtige zu tun. Es ist ein Gefühl wie im Garten oder im Haus der ›Butterblume‹ – als ob ich nach Hause gekommen wäre. Christian küsst mich zärtlich am ganzen Körper, und ich verschwende keinerlei Gedanken an etwaige Fettpölsterchen.
Nachdem wir uns auf dem gemütlichen Bett mit den vielen Kissen geliebt haben, fühle ich mich unendlich glücklich. Niemals zuvor habe ich ein derartig vertrautes Gefühl erlebt, auch wenn ich diesen Mann erst einige Male und dann auch immer nur kurz gesehen habe. Ich erlebe eine Nähe zwischen uns, die Leon und ich in den drei Jahren, die wir zusammen sind, nie erreicht haben. Christian beugt sich über mich, streicht mir zärtlich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und sagt dann: »Wie schön du bist!« Und in
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