Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
frage ich sie.
»Ach, Mami, mir ist momentan egal, wo wir leben. Von mir aus in Alaska«, sagt sie freudlos.
»Aber was ist eigentlich mit Leon?«
Ja, was ist eigentlich mit Leon? Ich glaube, da muss ich mir wohl ein paar Gedanken machen, bevor er von der Messe nach Hause kommt. Kaum zu glauben, dass ich vorgestern noch mit ihm an den Rhein fahren wollte. So viel ist inzwischen passiert. Vor allem habe ich mit einem anderen Mann geschlafen. Mit einem, den ich kaum kenne.
Am Abend ruft Leon zwar an, aber er ist ebenso einsilbig wie ich. Wahrscheinlich ist er immer noch sauer auf mich, weil ich unsere gemeinsame Tour abgesagt habe. Ich habe auch keine Lust, ihm irgendetwas von Nini oder gar Christian zu erzählen, darum tauschen wir nur Belanglosigkeiten über die Messe und dergleichen aus, und ehrlich gesagt, bin ich erleichtert, als ich wieder auflegen kann.
Obwohl ich nach diesem Wochenende mit Christian eigentlich richtig glücklich bin, fühle ich mich auch verwirrt. Ich muss einige Dinge in meinem Leben sortieren und wahrscheinlich – verabschieden. Das macht mich traurig, denn eigentlich mag ich weder Veränderungen noch Abschiede. Ich gehe noch einmal in Ninis Zimmer und streiche über ihren blonden Haarschopf. So klein und traurig sieht sie aus, und ich würde in diesem Moment alles dafür tun, dass sich das ändert.
Kapitel 18
Große Pläne
Am nächsten Tag ist Nini sehr aufgeregt, obwohl der Schwangerschaftstest aus der Apotheke negativ war. Darum begleite ich sie zu Frau Dr. Kübler, und glücklicherweise müssen wir nicht lange warten. Die Erleichterung ist groß, als sie uns bestätigt, dass Nini nicht schwanger ist. Dennoch sieht Nini immer noch sehr unglücklich aus. Marcus hat sich kein einziges Mal gemeldet, um zu fragen, wie es ihr geht oder wie die Dinge jetzt wirklich stehen. Feiger Kerl. Natürlich hat Christian recht, wenn er sagt, er sei eben noch sehr jung. Trotzdem bin ich enttäuscht, weil ich diese Feigheit und Charakterlosigkeit hinter ihm nicht vermutet hätte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Nini sich jetzt fühlt, immerhin war es ihre erste große Liebe. Oder ist es vielleicht immer noch. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie ihm sein Verhalten nicht sogar verzeihen würde, so traurig ist sie im Moment ohne ihn. Aber es ist schön zu sehen, wie sich ihre Freundinnen, allen voran Valerie, um sie kümmern. Da kann man mal sehen, wie wichtig Freundschaft im Leben ist. Sie übersteht auch die schweren Zeiten, was man nicht von jeder Liebe behaupten kann.
Bevor Nini sich jedoch mit Valerie verabredet, packe ich sie in den Mini, fahre mit ihr bei der Eisdiele vorbei, hole dort ein paar leckere Kugeln Eis und schlage dann den Weg zu ihrer Oma ein. Als wir den kleinen Vorgarten betreten, muss ich unwillkürlich lächeln. Meine Mutter hat ihr rostiges, altes Fahrrad an die Hauswand gelehnt und einen Korb am Lenker und einen hinten auf dem Gepäckträger mit bunten Geranien bepflanzt. Das sieht so hübsch aus. Ich merke mir diese Idee für meinen zukünftigen Garten … Bei dem Gedanken daran wird es mir gleich wieder warm ums Herz.
Meine Mutter steht auf ihrer kleinen Terrasse und malt ein Bild mit lauter leuchtend roten Mohnblumen. Sie hat ein ebenso rotes Tuch im Haar und eine weite, bunte Tunika an, die sie erst recht wie eine Künstlerin aussehen lässt.
»Hallo, ihr beiden Hübschen!«, freut sie sich, als wir durch den Garten auf sie zukommen.
»Wie schön, dass ihr mich endlich mal besuchen kommt. Habt wohl viel um die Ohren im Moment?« Dann fällt ihr Blick auf Ninis Gesicht, und sie sieht mich fragend an.
»Maja, wolltest du nicht mit Leon auf die Messe nach Düsseldorf fahren? Seid ihr schon wieder zurück?«, fragt sie.
»Nein, Leon ist alleine gefahren, beziehungsweise mit Anouk.«
»Ach, herrje. Das kann nicht dein Ernst sein. Wie konntest du ihn mit dieser Frau alleine auf eine Weinmesse fahren lassen? Da kannst du sie ja gleich zu ihm ins Bett legen.«
»Ach, Mama. Sie ist nun mal seine Marketing-Mitarbeiterin und muss bei solchen Aktivitäten dabei sein. Und ich konnte, wie gesagt, hier nicht weg. Aber das ist eine etwas längere Geschichte …«
»So?« Meine Mutter zieht fragend eine Augenbraue nach oben. »Gut, dann will ich uns mal eine schöne Tasse Kaffee machen, und ihr erzählt mir alles in Ruhe.«
Während wir unseren Kaffee trinken und das mitgebrachte Eis dazu essen, erzähle ich in kurzen Worten, was passiert ist. Nini kann nur mit Mühe
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