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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Wochenende, als Du endlich wieder einmal frei warst für Deinen kleinen Wilden.
    Hundert Küsse - Dein R.«
    »Aha«, sagte ich und schob ihm sein Dokument wieder zurück.
    »Und dieses Machwerk habe ich heute gefunden, wie ich mich in Schale schmeiße, um mit meinen lieben Freunden Stefan und Martin meinen Geburtstag zu feiern - schöner Geburtstag - Scheißgeburtstag. Scheiße - alles ist Scheiße, alles ist Scheiße!
    Ich hab geglaubt, ich bring sie um - wir haben uns zwei Stunden lang angebrüllt, und dann bin ich zu euch gefahren wie die Feuerwehr. Dann hat sie natürlich noch so laut, daß es alle Nachbarn hören können, gebrüllt, daß ich nie mehr wiederzukommen brauche
    - hahaha - als ob ich auch nur eine einzige Sekunde in meinem Leben daran denken würde, zu dieser Bestie zurückzugehen - erschlagen müßte ich sie - erschlagen und vierteilen und an die Stadtmauer hängen, als Warnung und Denkmal für alle Männer, die an ihre Frauen auch nur einen einzigen freundlichen Gedanken verschwenden -«
    »Aber -«
    »Was aber -?«
    »Aber du hast sie doch auch -«
    »Was?!«
    »Ich meine, du hast - also - betrogen - nicht?!«
    »Natürlich hab ich das - ich bin aber ein Mann, verstehst du mich - das ist etwas anderes, mein Lieber -das ist wie Tag und Nacht, wenn ein Mann sich einmal gehenläßt, das ist wie niesen im Hochsommer - ein Idiot, nur ein Idiot denkt dabei an eine Grippe, die einen Monat dauert. Man niest, und die Sache hat sich
    - bei einer Frau ist so was aber immer gleich eine Lungenentzündung, weil bei diesen Tieren ja auch immer gleich das Herz dabei sein muß - verstehst du mich?«
    »Ja, ja.«
    »Nichts -ja, ja - ich sage dir, es ist so, das war immer so, und das wird auch immer so sein - weil sich die Frauen verschieben lassen wie Bowling-Kugeln. Der Meistbietende kriegt alles und nicht nur die Hälfte wie bei uns - Scheiße, ich - ich -«
    Er hat zu weinen begonnen und hat eine Viertelstunde nicht mehr aufgehört. Es war ein seltsamer Abend, den wir so ganz anders geplant hatten.
    Stefan hatte eine seiner wunderbaren Torten gebacken und Curryhuhn mit Mandelsplittern gekocht - ich hatte eine Kiste von unserem besten Rotwein aus dem Geheimdepot im Keller heraufgeholt - wir hatten zwei Platten mit Peters und Lillys Lieblingsmusik bereitliegen und wollten mit den beiden in aller Ruhe und Beschaulichkeit Peters Geburtstag feiern. So richtig gemütlich wie bei Onkel und Tante. Aber nein - da muß diese blöde Kuh Peter betrügen, und der dumme Ochse muß auch noch draufkommen - und jetzt saß ich mit diesem heulenden Elend, drei leeren Weinflaschen und den Scherben eines meiner schönsten Biedermeiergläser allein auf einer gemütlichen Geburtstagsparty. Stefan war zur Vorstellung ins Theater gegangen und wollte erst vor Mitternacht wieder da sein, um die Kerzen auf Peters Torte ausblasen zu können - aber bis dahin?
    Ich sage dir - ich war einer der einsamsten Menschen an diesem Abend. Vor allem wußte ich überhaupt nicht, wie ich diesen Wasserfall stoppen konnte, der da aus Peter herausgebrochen kam und offensichtlich nie mehr aufhören wollte.
    »Ich habe sie so geliebt« - rief er immer wieder. »Ich habe sie so geliebt, und das war mein Fehler - das war der größte Fehler meines Lebens. Ich kenne keine Frau auf der Welt, die es erträgt, geliebt zu werden - keine einzige - es ist einfach nicht in ihren Zellen einprogrammiert, daß ihr Besieger sie zu lieben beginnt, verstehst du mich. Das ist aber das Elend dieser Welt, daß die Männer in den Frauen die Seele suchen und ein Gespräch von Herz zu Herz führen wollen, bis der Tod sie scheidet.
    Wer hat gesagt, Frauen haben keine Seele - Thomas von Aquin, glaube ich - und recht hat er gehabt. Welcher Mensch mit einer Seele würde sich im dicken Dschungel von einem fremden Panther den Rücken zerkratzen lassen - du vielleicht - na also, aber ich mache nie wieder diesen Irrsinn mit - nie wieder. Wenn ich daran denke, was für zärtliche Gesichtchen meine Püppchen in Perugia haben, wenn ich kurz einmal vorbeischaue, weil die nämlich Sehnsucht danach haben, daß ich einmal nett bin zu ihnen und mein Herz öffne. Aber ich bin ja nicht blöd, denn dann wäre es aus, dann hätten sie Oberwasser, aber nicht mit mir. Ich kann dir sagen, was das Problem mit den Frauen ist - sie wollen dir zu Füßen liegen und dich anbeten - sie wollen sich wie eine Schlange an einem gesunden Baumstamm emporschlängeln, um ans Licht zu kommen - sie wollen spüren,

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