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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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sagen - weil Frauen gewohnt sind, der Mittelpunkt im Leben eines Mannes zu sein
    - besser noch - der Mittelpunkt im Leben vieler Männer - weil sie von klein auf gelernt haben, daß es genügt, ein Mädchen zu sein, und alle Welt streut ihnen Blumen, ohne daß sie dafür etwas leisten müssen „
    »Komm, Peter - trink was.«
    »Mach dich nicht lustig über mich!«
    »Warum flüsterst du so?!«
    »Weil man die Wahrheit nicht laut sagen darf in dieser Welt, und diese Wahrheit heißt: >Frauen müssen sich nie um ihre Lust bemühen - sie wird ihnen unentwegt angeboten, und sie müssen nur >ja< oder >nein< sagen. <«
    »Was glaubst du, wie enervierend dieses ewige Nein-Sagen sein kann.«
    »Hahaha - ich weiß schon - jetzt kommt diese Leier, die alle Frauen an diesem Punkt vom Stapel lassen -Mein Gott, wie furchtbar - gestern auf der Party stehe ich ganz gelangweilt und noch dazu ungeschminkt vor einer Bücherwand, und zwei Kerle wollen meine Telefonnummer haben - und erst heute mittag in der Stadt, als Frau kann man ja nicht einmal allein in einem Restaurant sitzen und essen, ohne daß irgendein Wicht einen zum Schiurlaub einlädt -
    Hihihi - sage ich und Peter Steiner und Millionen anderer, wissender Brüder -
    Ich möchte nicht sehen, was geschieht, wenn eines Tages wirklich kein einziger Mann seinen Kopf nach euch verdreht, wenn ihr in einem neuen Kleid durch die Straßen wandert, oder wenn einmal einen Monat lang wirklich niemand die Telefonnummer haben möchte - panisch vertrocknen würdet ihr ohne das ständige Umworbensein von allen Seiten, an das euch schon eure Väter gewöhnt haben, für die ihr die Prinzessin ward. Hihihi ...«
    »Du kicherst wie ein alter Waldschrat -«
    »Lieber ein alter Waldschrat als jemals wieder in diese Tretmühle der Pflichterfüllungen zurück«, zischte ich und bestellte noch zwei Mineralwasser - was der Ober erst verstand, nachdem er sich ganz nahe zu mir gebeugt hatte, da ich immer noch auf alle möglichen Gruppenreisenden Rücksicht nahm.
    »Keine Konventionsvollstreckung mehr«, trommelte ich mit dem Mittelfinger auf die Tischplatte und blickte mich über die Schulter um, ob wir vielleicht belauscht würden.
    »Aha.«
    »Ja.« —
    »Darum also mit mir in den Iglu -«
    Ich blickte ihr in die Augen und kam wieder zu mir. »Du weißt doch, was ich meine« - und lehnte mich wieder ein wenig auf meine Tischseite zurück.
    »Ja - ich kann es mir denken.«
    »Und mit dir ist es eben anders.«
    »Mhm.«
    »Alles - verstehst du?«
    »Verstehe.«
    »Auch diese Bar hier -«
    »Diese Bar.«
    Ich blickte sie eine Weile an und nahm wieder einen Anlauf zu einem mutigen Satz, den ich ihr sagen wollte.
    »Wir bleiben bei der Wahrheit!«
    »Wir bleiben bei der Wahrheit.«
    »Also gut - nachdem ich Susanna geheiratet hatte, war ich auch hier mit ihr - in Venedig.«
    »In Venedig -«
    »Ja.«
    »Mhm.«
    »Wir waren auch in dieser Bar -«
    »Mhm.«
    »Aber wir waren nicht in dem Hotel - in dem wir ...«
    »Mhm.«
    »Aber in dieser Bar -«
    »Ja —«
    »Schlimm?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wichtig ist doch nicht das >Was<, sondern das >Wie< -oder?!«
    »Du sagst es.«
    Sie hatte wieder einmal den Nagel in das Brett getrieben, in dem er stecken sollte.
    Das »Wie« mit Susanna war immer anstrengend gewesen.
    So einfach kann man es sagen - es war anstrengend, weil ich ununterbrochen fühlte, daß ein nicht endendes Umwerben notwendig war, um den Fluß unserer
    Beziehung in Gang zu halten. Es war kein großartiges, ostentatives »Hundert-Rosen-mit-einem-Helikopter-über-ihrem-Haus-Abwerfen« mehr nötig, aber ein unterschwelliges, dauerndes Wachsein in mir war nötig, um einander nicht zu verlieren.
    Man muß unendlich vorsichtig sein, darüber zu reden, weil ein einziger zu schwerer Begriff das schwebende Netz zwischen zwei Menschen zerreißen kann, anstatt es zu beschreiben, dieses Wachsein findet nämlich auf der Ebene statt, die jenseits von Aktionen steht wie Drachentöten oder Rosenabwerfen -Dieses subtile, feine Gespinst des Verbundenseins liegt in den Reichen der Telepathie zwischen zwei Menschen, die das Leben, eine Beziehung und einen Eisschrank teilen. Die Ebenen der Gedankenübertragungen, auf der jedes »An-den-anderen-Denken« oder »-nicht-Denken« einen Kontaktpunkt darstellt, dessen Veränderung der Partner auf der subatomaren, subquantischen Ebene erfühlt.
    In diesem elektromagnetischen Feld, unter dessen Kuppel zwei Herzen miteinander schlagen, spielt sich Vehementeres

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