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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Schwadron von Panzerreitern nicht wiedergekehrt war, schickte sich Yu-Wang-He selbst an, den Meister der Erleuchtung zu suchen.
    Der Herrscher wählte für seine Reise die einfache Verkleidung des Kaisers von China, da er auf diese Weise sicher sein konnte, überall erkannt zu werden.
    Nach elf Tagen erreichte er auch wirklich das kleine Dorf am Nordkap des Reiches und stieg aus seiner Sänfte, um dem Meister, wie alle anderen Söhne des Himmels, zu Fuß entgegenzugehen.
    Als er sich der Dorfmitte näherte, erblickte er zu seinem größten Erstaunen die Pferde seiner Boten, die ohne Sattel und Zaumzeug herumliefen und ohne die Bürde eines kaiserlichen Reiters, der ihnen die Flanken mit dornigen Sporen zerstoßen wollte, friedlich grasten.
    Ja - er sah seine Untergebenen selbst in lächelnd-erlö-ster Haltung auf den Stufen der niedrigen Häuser lagern und ihrem Herrscher in heiterer Stimmung zuwinken und Lieder singen, die er noch nie gehört hatte.
    »Er muß der Meister sein, den ich suche«, bemerkte
    Yu-Wang-He und beschleunigte seine Schritte, als er in einer schlichten Hütte das Heim des Erleuchteten erkannte.
    Und wirklich - als er eintrat, saß da in der Mitte des Raumes ein einfacher Fischer, in dessen Augen das Lachen derjenigen nistete, die mit der Erleuchtung so umgehen wie andere Sterbliche mit dem Lichtschalter.
    »Sag mir, wie finde ich den Weg zur Erleuchtung -Verehrungswürdiger?« fragte der Kaiser und verbeugte sich tief vor dem Heiligen.
    Da klatschte der Erhabene in seine Hände, um einen Ton zu erzeugen, woraufhin ein junger Novize dem Kaiser ein kleines, unscheinbares Ding in die Hand drückte, das den Atem des Meeres in sich trug -»Beiß« - sagte der Göttliche und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Der Kaiser tat, wie ihm geheißen - er biß - und erkannte im selben Augenblick: das - was er immer gesucht und nie gefunden hatte, war - ein Thunfischtra-mezzino.
    Ein Thunfischtramezzino, zubereitet in der einfachsten Einöde seines Landes - weit entfernt von den goldenen Schüsseln seines Palastes, die ihm immer den Blick in das wahre Paradies auf Erden verdeckt hatten. Marco Polo hat dann diese Entdeckung mit sich gebracht und hier an der Ecke diese kleine Bar gegründet, die jetzt noch das alte Rezept aus dem Reich der Mitte zur Verfügung hat, um den Suchenden zu helfen und die Hungernden zu laben.
    Es machte mir unbeschreibliche Freude, zu sehen, wie sich ihre Augen in seligem Glück erhellten, als sie das Erlebnis Yu-Wang-Hes zu teilen begann.
    »Mein Gott«, murmelte sie und kümmerte sich nicht um die neben ihr sitzenden Menschen, die etwas von uns abrückten, als wir uns dem Genuß so hingaben, wie man es tun soll - nämlich hemmungslos. Hemmungslos - und mit dem Wissen, daß jede Minute auf Erden die letzte sein kann.
    Das ist auch einer der Gründe, warum ich vornehme Restaurants meide wie der Teufel das Weihwasser - ich kann und will es mir nicht antun, Kurzschlüsse in meinem Wesen zu erzeugen, und es ist ein Kurzschluß, wenn ein Genuß zu einem sagt: »Ja, los - laß dich gehen«, und die Etikette sagt: »Sitz gerade, und schmatze nicht.«
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    Das Leben ist zu kurz, um sich mit Blödheiten zuzuschnüren, die aus der brodelnden Gischt des Meeres geordnete Bächlein machen möchten.
    Aber was soll man auch von einer Kulturgesellschaft anderes erwarten, die ihre Wurzeln in zu schmalen und zu engen Betten hat, die noch dazu so knarren, daß man einen Lachkrampf bekommt, wenn der Nachbar Weihnachten feiert.
    Ach du mein lieber Gott - es ist kein Wunder, daß der Osterhase sich von solchen Planeten zurückzieht, auf denen das Leben nie so gefeiert wird, wie es das verdient hätte.
    Ich frage mich manchmal, ob die Menschen wirklich glauben, sie hätten einen zweiten oder dritten Versuch offen für das Ganze - das ist ein schwer zu büßender Irrtum, den man leider viel zu spät bemerkt. Wir sind mitten in der Premiere und nicht in der Generalprobe
    - und unterbrochen kann nicht mehr werden, sonst hagelt es Verrisse.
    Aber wo soll man denn das lernen - wo soll man es üben, wenn es schon daran scheitert, daß man beim Essen nicht schmatzen darf und beim Lieben nicht brüllen, weil sonst die Nachbarn dasselbe tun, und beim Arbeiten nicht träumen und mit den Träumen nicht arbeiten.
    Dabei ist das doch alles so einfach, wenn man es nur in seiner Vielfalt und Schönheit erkennt, das Schmatzen zum Beispiel - man schmatzt ja nicht aus Mundfaulheit - sondern um während des Essens

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