Butterschmalz zum Fruehstueck
ihre Blumen ab.
Wir gehen ins Museum. Bilder und Modelle von der Stadt, kurz vor und kurz nach der Atombombe. Eine Stadt voller Straßen und Holzhäuschen, und auf dem nächsten Bild buchstäblich nichts mehr, höchstens eine Handvoll Ruinen. Das Bild von einem Stein, auf dem eine Frau saß, als die Bombe fiel. Die Frau ist schlicht und einfach verdampft, von ihr blieb nur ein Fleck auf dem Stein übrig. Der berühmte Hiroshima-Dom war die Industrie- und Handelskammer und wurde von Europäern in europäischer Bauweise aus Beton errichtet, deswegen steht er noch. Ein wirklich krasser Tag voller Kontraste, morgens Idylle pur und nachmittags totale Zerstörung, wobei ich es schon erstaunlich finde, wie sehr sich die Stadt von der Atombombe erholt hat. Eine pulsierende, gepflegte Stadt mit verhältnismäßig viel Grün. Bis auf den Friedenspark deutet nichts auf die schreckliche Vergangenheit hin. Auf den ersten Blick zumindest sind die Wunden fast rückstandslos verheilt.
Abends gehen wir einkaufen. Polizisten mit Leuchtwesten, die wie Christbaumlichter blinken sowie einem fluoreszierend leuchtenden Schlagstock achten drauf, dass die öffentliche Ordnung gewahrt bleibt. Wir kaufen uns Bento , um es auf dem Zimmer zu essen. Bento ist Essen zum Mitnehmen. Das Essen ist in unterteilten Fächern untergebracht, und von allem gibt es ein bisschen. Ein bisschen Reis, ein bisschen Fisch, ein bisschen eingelegtes Gemüse. Das Essen ist in Kunststoff verpackt. Dazu gibt's verpackte Einwegstäbchen. Das Ganze wird noch mal in eine Tüte verpackt und zugeheftet. Schließlich wird diese Tüte in eine andere Tüte gesteckt. Ein Bier aus dem Automaten, glücklicherweise ohne Plastiktüte, und fertig ist das wirklich sehr leckere Abendessen.
7. November 2007
Wo alles begann
Vormittags fahren wir nach Nara , der Wiege der japanischen Kultur. Wir kommen durch die Berge, und der Wald ist in einem verheerenden Zustand. Bisher kannte Japan das Waldsterben nur vom Hörensagen, weil der Wind gnädigerweise die ganzen Dreckstoffe aufs Meer pustete. Genau dieser Wind pustet aber nun die chinesischen Industrieabgase nach Japan, die dort den Boden übersäuern und somit die Bodenorganismen töten und die Pflanzen schädigen, sodass die Japaner sich nun auch mit dem Waldsterben auseinandersetzen müssen.
Auf einer Autobahnraststätte muss ich auf die Toilette und rege mich auf. Nein, wie alle Klos in Japan ist es total sauber. Aber nicht nur die Klobrille ist so warm, dass ich mir den Hintern verbrenne, obwohl die Außentemperatur bei etwa zwanzig Grad liegt. Die eingebaute Bidetfunktion mit „körperwarmem“ Wasser ist ebenfalls dazu angetan, einem die Weichteile zu verbrühen. Dazu gibt es noch einen einstellbaren Soundgenerator. In Japan sind Toilettengeräusche verpönt, und so freuen sich die Toilettengäste, wenn sie diese mit einem passenden Sound übertönen können. Wie viel Strom so ein Klo pro Jahr verbraucht?
Heute haben wir keine Zeit fürs Mittagessen, sodass wir uns Bento kaufen, um es im Bus zu essen. Mein Essen ist in Fächer unterteilt. Ich habe ein Reisfach , garniert mit einer salzigen Kirsche, ein Abteil mit eingelegtem Gemüse, ein Abteil mit Algen oder Tang oder etwas Ähnlichem wie Fadenwürmern, wer weiß das schon so genau. Eine frittierte Krabbe ist da und ein undefinierbarer Klops, der wohl aus Tofu ist, ein Stück roher Fisch, eine Scheibe gekochte Karotte, eine schleimige Kugel, die sich als Kartoffel herausstellt und ein grauer Glibberklumpen , dessen Ausgangsbasis für mich nicht feststellbar ist. Jedenfalls ist alles bekömmlich und schmeckt auch gut, auch wenn der optische Eindruck im einen oder anderen Fall gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt nichts, was mir auch nur annähernd Verdauungsprobleme verursacht hätte. Außerdem kaufe ich Maronen. Sie sind völlig makellos. Keine schwarzen Stellen, keine gerissene Schale und trotzdem durch. Den Kauf bereue ich sogleich, denn der Verkäufer packt nicht nur die Maronen in eine Papiertüte, sondern die Papiertüte in eine Plastiktüte und diese wiederum in eine Papiertüte. Doch schmecken tun die Kastanien trotz dieser opulenten Verpackung.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Nara an. Wir besuchen den Todaiji -Tempel, die größte Holzkonstruktion der Welt, die wiederum den größten Buddha der Welt samt ein paar Kannons beherbergt. Auch hier sind viele Schulklassen anwesend und es herrscht furchtbares Gedränge. In einem Pfeiler ist eine Lücke. Die Kinder
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