BY700 - Falschgeld-Piraten
Sie mich fragen, Jerry.«
»Thanks«, murmelte ich und nahm den Lift.
Mr. Highs Vorzimmer war merkwürdigerweise leer, und so klopfte ich an seine Tür und trat ein. Mr. High saß aufrecht und sehr distinguiert in seinem Sessel, aber noch aufrechter und förmlicher saß ihm eine hagere Gestalt gegenüber, die ich allein wegen des Schirms, der schwarzen Melone und der glimmenden Pfeife als englisch bezeichnet hätte.
»Tut mir leid«, begann ich, aber Mr. High winkte ab und zeigte dabei ein leicht amüsiertes Lächeln um seinen schmalen Mund.
»Es- ist etwas dazwischengekommen, Jerry. Ich weiß. Darf ich Ihnen Mr. Perth vorstellen? Mr. Perth, das ist Special Agent Jerry Cotton, der Sie hier beleiten wird.«
Der Engländer — oder besser gesagt: Schotte — erhob sich mit der Andeutung einer Verbeugung, und ich nickte ihm fröhlich zu.
»Mr. Perth hatte auf seiner Rückfahrt vom Flugplatz hierher ein Erlebnis, das ein besonderes Licht auf den Fall wirft, den er gerade bearbeitet«, sagte Mr. High. »Aber vielleicht berichtet Mr. Perth Ihnen, Jerry, erst einmal, warum er überhaupt zu uns kommt und was er von uns oder von Ihnen, Jerry, erwartet.«
Mr. Perth knickte seine lange, knochige Gestalt abermals zur Andeutung einer Verbeugung in seinem Sessel ein und schickte anschließend einen gekonnten Rauchkringel aus seiner Pfeife zur Decke.
»Well«, begann er, und dabei brachte er es tatsächlich fertig, in dieses Wort ein rollendes »R« einzublenden. »Ich bin Superintendent der Polizei in Gairloch. Das ist einer unserer kleinen und verhältnismäßig geheimen Kriegshäfen in Schottland. Nicht viel weiter nördlich haben wir einen Hafen für Ihre Polaris-Unterseeboote. Heißt Holy Loch. Da liegen zum Beispiel Ihre Versorgungsschiffe für die Boote, die auf den Routinefahrten unter dem Polareis kreuzen, eine nette kleine amerikanische Garnison.«
Er machte mit seiner Pfeife eine nichtssagende Bewegung in der Luft, schlug das andere Bein über das eine und fuhr fort.
»Ich mag die Leute«, meinte er versonnen. »Es ist für einen Polizisten da nicht viel los, wissen Sie. Wenig Bevölkerung. Ehrliche, saubere Leute. Alle paar Jahre mal eine kleine Messerstecherei aus Eifersucht, wie es in allen Häfen der Welt vorkommt, die Amerikaner leben verhältnismäßig abgeschlossen und beschränken sich bei ihren gelegentlichen Untaten auf ihren kleinen Kreis, das macht dann auch die amerikanische MP unter sich aus. Aber…«
»Aber?« fragte ich wider Willen.
»Ich bin nicht nur für unseren netten kleinen Kriegshafen Gairloch zuständig, sondern leider auch für die Bevölkerung von Holy Loch. Sie verstehen, da sind natürlich viele Einheimische, die von Ihrem Stützpunkt abhängen, die von den Geschäftsbeziehungen mit Ihren Sailors leben. Sie bekommen Dollars, die sie bei der örtlichen kleinen Bank eintauschen, übrigens zu einem fabelhaften Kurs, wie ich gestehen muß« — und dabei verneigte er sich wieder in seiner unnachahmlichen Art vor Mr. High — »und die allein davon in diesen unwirtschaftlichen Landstrichen meines Landes eine Möglichkeit zu existieren finden. Oder bisher fanden.«
»Wieso?« fragte ich. »Haben wir die Station aufgelöst?«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Nein, Mr. Cotton. Die amerikanischen Dollars fließen nach wie vor in die Taschen meiner schottischen Landsleute, nur sind sie seit einiger Zeit ausnahmslos falsch.«
Mr. High hob die linke Augenbraue, und ich schlug mir unwillkürlich mit der flachen Hand aufs Knie. »Alle falsch?«
Mr. Perth nickte. »Wir haben uns natürlich darum gekümmert. Ihre Military Police hat mich um Mitarbeit gebeten, weil sie vielleicht annahm, die Blüten würden bei uns im Land hergestellt, aber alles, was wir herausbekommen haben, ist, daß das Falschgeld als regulärer Geldtransport aus den USA gekommen ist.«
»Das ist ein starkes Stück, Mr. Perth«, brach es aus mir hervor. »Sie haben damit ohne große Umschweife gesagt, daß die Zahlmeister der US-Army in Holy Loch Falschgeld als Sold ausgezahlt haben!«
Er lächelte traurig. »Das habe ich. Ihre Zahlmeister waren selbst ein bißchen außer Fassung, als sie das einsehen mußten.«
»Ja, prüfen die denn nicht die Dollars, die sie unters Volk bringen?« fragte ich einigermaßen fassungslos. Mr. High schaltete sich vermittelnd ein.
»Jerry, ich bin sicher, daß sie jeden Dollar gegen das Licht halten, den sie irgendwoher einnehmen. Aber ich verstehe auch, daß sie wohl eine Prüfung
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