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BY702 - Heroin in harten Händen

BY702 - Heroin in harten Händen

Titel: BY702 - Heroin in harten Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin in harten Händen
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Rücken, hantierten mit dem Messer, während uns der Schweiß in die Augen lief, und lädierten bei den ersten Versuchen mehr unsere Hände als die stabilen Stricke.
    Dann endlich hatte Phil die richtige Stelle gefunden.
    Das Messer war scharf wie eine Rasierklinge. Die zahlreichen winzigen Schnitte an meinen Fingern hatten mir das bereits vorher auf ziemlich unangenehme Weise bewiesen. Aber zum Glück hatte es auf die Fesseln die gleiche Wirkung wie auf unsere Haut. Als das Messer wieder einmal zu Boden fiel, waren die Stricke bereits so weit durchschnitten, daß ich sie mit einem letzten kräftigen Ruck sprengen konnte.
    Erleichtert atmete ich auf und reckte meine schmerzenden Schultern.
    »Willst du mich noch lange hier liegenlassen?« erkundigte sich Phil.
    »Na klar«, sagte ich. Dann machte ich mich daran, auch Phils Stricke zu zerschneiden und den keuchenden Sergeant aus seiner mißlichen Lage zu befreien.
    Eine Minute später konnten wir uns wieder ungehindert bewegen. Ich massierte kräftig meine Arme, damit das Blut in die Hände zurückkehrte.
    »Und jetzt?« fragte Phil.
    »Jetzt verschwinden wir von hier.«
    »Leicht gesagt! Wie sollen wir an dem kleinen Italiener vorbeikommen? Er ist zwar nur eine halbe Portion, aber er hat eine Pistole. Und wir haben keine.«
    Ich hatte schon vorher Zeit genug gehabt, mich in dem kahlen Raum umzusehen. Deshalb wies ich jetzt ohne Zögern mit dem Kopf zur Decke. Dort zeichneten sich die Umrisse einer weißgestrichenen Luke ab. »Der Italiener wird uns keine Schwierigkeiten machen. Wir kommen nämlich genau von der Seite, auf der er uns nicht erwartet.«
    Phil pfiff durch die Zähne.
    Prüfend blickte er sich nach einem Gegenstand um, auf den wir hätten steigen können, um die Luke zu erreichen. Aber dieses Kellerloch enthielt lediglich Gerümpel.
    »Gut zwei Yard hoch«, schätzte Phil mit einem Blick zur Decke. »Und vermutlich ist das Ding gar nicht so leicht zu bewegen.«
    »Vermutlich.« Ich nickte zustimmend. »Aber zum Glück haben wir einen fähigen amerikanischen Polizeibeamten bei uns, der ein breites Kreuz hat.«
    Dabei richtete ich meinen Blick auf Sergeant Whisby, der ebenfalls dabei war, seine Handgelenke zu massieren. Er hatte unseren Dialog mit nicht eben intelligentem Gesichtsausdruck verfolgt. Whisby sah kläglich aus. Seine Uniform war verrutscht und zerknittert, sein breites rotes Gesicht von Schweiß und Schmutz bedeckt, und ganz offensichtlich hatte er noch immer nicht richtig begriffen, wieso er so unsanft aus dem siebenten Himmel seiner ehrgeizigen Träume in eine rauhe, wenig angenehme Wirklichkeit zurückgefallen war.
    »Wollen Sie uns helfen, Sergeant?« fragte ich streng.
    »Aber — aber natürlich. Sicher. Ich…« Er stotterte heillos. Ich hatte keine Zeit, ihm viel zu erklären, und schob ihn daher kurzerhand in die Mitte des Raumes, unter die Luke.
    »Falten Sie die Hände«, sagte ich.
    »W-w-wie bitte?«
    »Sie sollen die Hände falten!«
    Er sah aus wie ein Mondkalb, gehorchte aber. Ich setzte einen Fuß in seine gefalteten Hände und schwang mich auf seine Schulter. Ganz von selbst kam er auf den Gedanken, meine Beine festzuhalten, damit ich sicher stand.
    Mit beiden Händen versuchte ich, die Luke anzuheben.
    Vergeblich.
    Ich stemmte eine Schulter dagegen. Sergeant Whisby stand einigermaßen fest auf seinen stämmigen Beinen — das mußte man ihm lassen. Mit aller Kraft drückte ich von unten gegen das lackierte Holz. Langsam, Zoll um Zoll, hob sich'die schwere Falltür.
    »Jerry!« rief Phil in diesem Augenblick scharf.
    Ich ließ die Luke wieder fallen und wandte den Kopf. Phil machte eine Geste in Richtung auf die Tür, die unseren Verschlag von dem großen Keller trennte.
    Die Klinke bewegte sich.
    Sekundenlang hielten wir den Atem an. Die Klinke wurde langsam heruntergedrückt. Dann flog die Tür auf. Salvatore Maggio, der Italiener, stand auf der Schwelle, leicht geduckt wie eine schwarze Katze.
    In seiner Hand blitzte die lange Klinge eines Messers.
    ***
    Fast lautlos glitt der schwere schwarze Chrysler über das Pflaster. Baby Lorne steuerte durch Nebenstraßen, die um diese Zeit ausgestorben waren. Er hatte beide Hände am Steuer und konzentrierte sich ganz auf die Strecke. Mit seinem weichen Profil, den vollen Lippen und dem hellen, leicht welligen Haar sah er dabei aus wie ein harmloser Schuljunge. Nur ab und zu, wenn in einer Kurve Alf Tagert gegen ihn fiel, preßte er ärgerlich die Lippen zusammen. Die Brüder hatten

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