BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
kam ein Punkt, der mich stutzig machte. In Djakarta, so hieß es, habe Stevens nach zwei Jahren die Bank of Tokyo verlassen und sich als Vertreter eines amerikanischen Exporteurs namens Hammond selbständig gemacht. Die Sache schien aber nicht hundertprozentig geklappt zu haben. Denn schon nach wenigen Monaten kehrte Stevens reumütig zu seinem früheren Arbeitgeber zurück. Die japanischen Bankiers hatten guten Grund, ihn wieder an seinen alten Schreibtischplatz in New Orleans zu verfrachten.
In der Liste der 14 Firmen stieß ich auf den Namen ›Jackson and Hammond Trading Company‹. Ich beschloß, mich mit diesem Hammond näher zu unterhalten. Immerhin schien es möglich, daß er mit dem früheren Djakarta-Partner von Stevens identisch war.
Ich ordnete die Adressen nach der Reihenfolge, in der ich die Firmen zügig abklappern konnte, ohne große Umwege machen zu müssen. Allein drei lagen ganz in der Nähe. In einem der Mammutbürohäuser an der Rockefeller Plaza.
Was ich bei den ersten drei Exportmanagern erfuhr, war so gut wie nichts. Ihre Beziehungen zu Stevens gingen nicht über den geschäftlichen Rahmen hinaus. Auch bei zwei weiteren Firmen an der Fifth Avenue hatte ich keinen Erfolg.
Nummer sechs auf meiner Liste war die ›Jackson and Hammond Trading Company‹, die ihr Office an der 34. Straße Ost hatte. Im Erdgeschoß des Gebäudes war ein riesiger Selbstbedienungsladen für Krawatten. Ich stieg in den Fahrstuhl und stellte fest, daß die Firma im sechsten Stock ihr Domizil hatte.
In der Anmeldung saß ein kleines schwarzhaariges Mädchen mit dunkler Hornbrille. Sie musterte mich kritisch, bevor sie ihren Chef, jenen Mr. Hammond, per Sprechanlage von meiner Ankunft unterrichtete.
»Lassen Sie den Mann hereinkommen!« quäkte es aus dem kleinen Lautsprecher.
Das Brillenmädchen zeigte auf die gepolsterte Tür hinter ihrem Rücken. »Mr. Hammond erwartet Sie, Sir.« Sie drückte auf einen Knopf, und das Portal zum Allerheiligsten der Firma sprang selbsttätig auf.
»Was führt Sie zu mir, Mr. Cotton?« Der Dicke erhob sich aus seinem schwarzen Ledersessel und schüttelte mir jovial die Hand. Über den Resten seiner Haarpracht leuchtete der stattliche Anfang einer Glatze.
»Es handelt sich um Jonathan B. Stevens von der Bank of Tokyo«, begann ich.
»Ich verstehe«, sagte Hammond mit Grabesstimme. Wir setzten uns. Er deutete auf zwei Zeitungen, die vor ihm lagen. »Gerade habe ich davon gelesen. Unbegreiflich. Wer könnte Interesse daran gehabt haben, den Abteilungsleiter einer Bank umzubringen?«
»Vielleicht können Sie mir helfen, diese Frage zu beantworten, Mr. Hammond. Wie standen Sie zu dem Ermordeten?« fragte ich.
»Nun, das ist leicht zu erklären«, sagte der Exporteur ernst. »Stevens war für mich der Mann, der die finanzielle Seite unserer Verschiffung nach Ostasien, hauptsächlich Indonesien und Malaysia, reibungslos über die Bühne brachte. Auch privat haben wir manchmal verkehrt. Wie das so unter Geschäftsfreunden üblich ist.«
»Ich verstehe. Noch eins: Was geschah vor zehn Jahren in Djakarta? Stevens stieg damals bei der Bank of Tokyo aus, um für einen gewissen William Hammond zu arbeiten. Das Geschäft hat aber wohl nicht geklappt.« Ich blickte den Dicken fragend an.
Er lächelte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Stimmt. Jener Hammond war ich. Es war aber zum Glück für beide Teile kein Verlust. Damals lernte ich Stevens kennen. Ich brauchte einen Vertreter, der für mich in Djakarta und Umgebung neue Kunden werben sollte. Es lag nahe, daß ich mich zuerst bei meiner Bank nach einem geeigneten Mann erkundigte. Ja, und dann brauchte ich gar nicht weiterzusuchen. Stevens interessierte sich mächtig für den Job. Erst lief alles programmgemäß. Wir lieferten Autoersatzteile nach Indonesien. Bis dann kurze Zeit später eine deutsche Firma auf die Idee kam, dort ein Zweigwerk zu errichten und die Sachen an Ort und Stelle zu produzieren. Da war für uns natürlich das Geschäft geplatzt. Stevens zog es vor, wieder bei seiner Bank unterzuschlüpfen.«
Ich sah ein, daß diesem gerissenen Kaufmann kaum ein Fehler unterlaufen würde, durch den er sich selbst benachteiligen könnte. Auf jeden Fall, so beschloß ich, mußte ich die Sache in Djakarta noch genau nachprüfen. Hier schien die einzige dunkle Stelle in der so einwandfreien und gutbürgerlichen Laufbahn des Abteilungsleiters Stevens zu liegen. Unter Umständen konnte man möglicherweise von den
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