BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
wollen Ihnen das Kopfzerbrechen ersparen, Hammond«, sagte ich. »Stevens wollte Ihnen ans Leder. Nur Pech für Sie, daß er tot war und den Killer, den er beauftragt hatte, nicht mehr zurückpfeifen konnte.«
Der Dicke sank in sich zusammen. »Stevens«, flüsterte er, »dieses elende Schwein. Er hat bekommen, was er verdient hat.«
Phil und ich blickten uns an. William Hammond murmelte Verwünschungen, als er zurückgeführt wurde.
Der Funkoffizier Greg Barns war für uns uninteressant. Er war vollkommen eingeschüchtert und gelobte feierlich, nie wieder den Versuch zu machen, in dunkle Geschäfte einzusteigen. Von den Verbindungen zwischen Captain Witherspoon und Hammond wußte er nichts. Das Rauschgiftdezernat würde sich mit dem jungen Mann intensiver beschäftigen, dessen waren wir sicher.
In diesem Augenblick wurde Captain Witherspoon in das Vernehmungszimmer geführt. Mit ruckartigen Bewegungen nahm er Platz. Sein hartes Gesicht war verbissen. Ihm war keine Gefühlsregung anzumerken.
»Es ist selbstverständlich, daß ich für alles, was man mir zur Last legen kann, voll einstehe«, erklärte er mit unbewegter Stimme, ohne daß wir ihn gefragt hatten. »Das gebietet mir meine Ehre.«
»Nun«, antwortete ich gedehnt, »diese Ehre hätte Ihnen schon früher gebieten sollen, sich nicht auf krumme Touren einzulassen.«
Der breitschultrige Mann im dunkelblauen Anzug verzog keine Miene. »Es war der größte Fehler meines Lebens«, sagte er leise. »Hammond hatte mich in der Hand. Es war vor etwa zehn Jahren. Er half mir aus der Klemme, als ich wegen einer Frauengeschichte in Singapore meinen Posten verlieren sollte. Die Gegenleistung, die ich dafür erbringen mußte, bedeutete für mich keine Schwierigkeit. Ich hatte genügend Verbindungen, um Hammonds Rauschgiftorganisation in Ostasien aufzubauen.«
Phil räusperte sich. »Der Dank, den Ihnen Ihr werter Partner nach jahrelanger Mitarbeit zugedacht hatte, war alles andere als freundlicher Natur.«
Lucius Witherspoon senkte den Kopf. »Ich hatte niemals gedacht, daß er zu solchen Mitteln greifen würde. Zwar habe ich mich gewundert, daß ich ihm diesmal die Sendung persönlich überbringen sollte. Aber daß er mich umbringen wollte…« Der Captain sprach den Satz nicht zu Ende.
Wir warteten auf den Fahrstuhl, als unser Kollege Steve Dillaggio am anderen Ende des langen Korridors auftauchte.
»Hallo!« brüllte er. »Da seid ihr ja noch. Einen Moment.« Steve rannte auf uns zu.
»Mach dir keine Hoffnungen«, murmelte Phil ärgerlich, »wir liegen praktisch schon in der Falle.«
Steve grinste uns fast diabolisch an. »Myrna hat versucht, euch zu erreichen. Ein Anruf vom 36. Revier der Stadtpolizei in Brooklyn. Der Sergeant wollte dich sprechen, Jerry.«
Ich horchte auf. »Was gibt’s?«
»Er sagte, sie hätten ein Mädchen aufgegriffen, das auf einen Kneipenbesitzer namens Snyder wartete. An sich nichts Besonderes, nur daß das Girl absolut nicht in die Gegend paßte. Sie ist blond, besonders hübsch und heißt Mandy Collins. Ihr könnt sie auf der Wache besichtigen. Der Sergeant reserviert sie extra für euch.«
Ich war plötzlich wieder hellwach. Phil schien es ähnlich zu ergehen. Wir warteten nicht mehr auf den Fahrstuhl. Über die Treppen waren wir im Rekordtempo unten. Als der Jaguar aus der Einfahrt des FBI-Parkplatzes rollte, stieß Phil einen gedehnten Seufzer aus. »Könnte mir wahrhaftig einen besseren Zeitpunkt für eine Damenbekanntschaft denken.«
Ich konzentrierte mich darauf, den Jaguar zügig durch die leeren Straßenzüge Manhattans zu steuern.
***
Der Patrolman hinter der Schreibmaschine nahm seine Sache sehr genau. Ein bißchen zu genau, so meinte Mandy Collins. Sie wartete mit wachsender Ungeduld, wagte aber nicht, etwas zu sagen. Das Zweifingersystem des Beamten war nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt.
Der hünenhafte Sergeant betrat den Raum. »Nun, Miß Collins«, lächelte er freundlich, »ich hoffe, Sie langweilen sich nicht bei uns. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist die Sache erledigt.«
Das Mädchen nickte ergeben. »Vielen Dank«, hauchte sie.
Als sie das Protokoll unterschrieben hatte, erhob sich Mandy Collins aufatmend und ergriff ihre Handtasche.
»Guten Abend, Miß Collins«, sagte ich höflich. Sie fuhr herum und riß den hübschen Mund auf.
»Sie?« fragte sie mit grenzenlosem Erstaunen.
»Ganz recht, ich bin’s« sagte ich zuvorkommend, und mit einer Geste zur Seite: »Dieser Herr ist mein
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