BY706 - Im Magoon-Club saß mein Henker
beobachtet hatten, drei Wagen. Mit diesen drei Fahrzeugen fuhren sie hinter der Limousine her.
»Wird alles glattgehen?« fragte der Fahrer des ersten Wagens.
»Natürlich. Die Burschen sehen doch alle gleich aus: glatte schwarze Haare, Menjoubärtchen und blitzend weiße Zähne. Ich wette, daß die Leute vom Ministerium in einer Stunde nicht mehr wissen, wie die Südamerikaner ausger sehen haben. Aber laß das nur unsere Sorge sein. Der Boß weiß schon, was er tut.«
»Der Boß, der Boß!« äffte der Fahrer nach. »Hast du ihn schon mal gesehen?«
»Nein.«
»Trotzdem führst du seine Befehle aus.«
»Er zahlt anständig. Und wenn der große Coup gelandet ist, haben wir alle ausgesorgt.«
Der Fahrer verringerte das Tempo, denn die Pullman-Limousine vor ihnen ging mit der Geschwindigkeit ebenfalls herunter. »Was ist das überhaupt für ein Coup? Niemand weiß es. Seit einem halben Jahr wird davon gesprochen. Wir holen Leute ab, beobachten andere, bringen sie in den Magoon-Club, und dann ist Schluß.«
»Ein prima Job, ohne Risiko. Kein Bulle ist hinter uns her, niemand belästigt uns. Der Boß ist ein Genie, sonst würde ihm das alles nicht gelingen.«
»Ich möchte wissen, was er vorhat!« Um die Lippen des anderen spielte ein höhnisches Lächeln. »Frag ihn doch! Vielleicht erzählt er’s dir!«
Der Chauffeur brummte etwas Unverständliches vor sich hin und konzentrierte sich auf den Verkehr. Es hatte ja keinen Sinn. Schon viel zu oft hatten solche und ähnliche Gespräche zwischen den Mitgliedern der Organisation stattgefunden, ’rausgekommen war nie etwas dabei. Nur einmal, es mochte vier Wochen her sein, hatte Ed zu viel riskiert. Er wollte unbedingt den Boß sprechen. Seitdem hat man ihn nicht wieder gesehen.
Es war eine merkwürdige Organisation. Es herrschte eiserne Disziplin.
Die Fahrt führte zum Diplomatenviertel. Sie endete vor einer im Kolonialstil erbauten Villa, die dem verantwortlichen Ministerium als Gästehaus diente.
Nachdem die Südamerikaner in der Villa verschwunden waren und die Herren vom Empfangskomitee sich verabschiedet hatten, endete der Auftrag von Wagen eins.
Der Mann neben dem Fahrer führte ein kurzes Telefongespräch mit seiner Zentrale.
»Hier Wagen eins«, meldete er sich. »Unsere Leute haben soeben das Gästehaus Monbijou betreten.«
»Okay«, klang es knapp zurück. »Fahren Sie ins Quartier.«
Der Fahrer wendete.
Dafür rückten die beiden anderen Fahrzeuge an die Stelle von Wagen eins. Sie waren luxuriöser ausgestattet und sahen wir Regierungswagen aus.
Zwei der Männer, die sich vorhin am Flugplatz zurückgehalten hatten, stiegen aus und gingen auf die Villa zu. Sie trugen dunkle Anzüge und blütenweiße Hemden, dazu silbergraue Krawatten. Sie sahen ausgesprochen seriös aus.
»Bitte, wen darf ich anmelden?« fragte der Portier mit tiefer Verbeugung.
Der Mann, der sich Mr. Hayes nannte, warf dem Portier einen hochnäsigen Blick zu.
»Richard Hayes und Senator Cromfield vom Schatzministerium. Sie sollten uns langsam kennen!«
Der Portier verbeugte sich abermals. »Gewiß, Sir, aber die Herren wechseln so oft.«
»Schon gut«, winkte der angebliche Hayes unwillig ab. »Führen Sie uns zu den Zimmern der südamerikanischen Delegation. Die Herren sind eben erst angekommen.«
Der Portier winkte einem Pagen und gab ihm seine Anweisungen.
Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in den zweiten Stock.
Sie gingen einen Gang entlang, der mit einem Läufer ausgelegt war.
Der Page blieb vor einer weißen Tür stehen und klopfte an.
Drinnen wurde es laut. Man konnte die Worte nicht verstehen, doch der Page hielt es für eine Zustimmung, einzutreten.
Die beiden Südamerikaner standen am Fenster und drehten sich erstaunt um, als hinter dem Pagen die beiden Herren eintraten.
»Hallo!« sagte Mr. Hayes. »Das ist Senator Cromfield. Mein Name ist Hayes. Wir wurden Ihnen für die Dauer Ihres Besuches in Washington zugeteilt.« Er lächelte gewinnend. »Wir sollen Sie sozusagen mit den außeramtlichen Vorzügen unserer Bundeshauptstadt bekanntmachen.«
Die Südamerikaner lächelten zurück. »Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. Haben Sie schon Programm?«
Hayes verbeugte sich. »Es ist alles vorbereitet. Wenn Sie uns bitte folgen wollen?«
Ramuel da Costa, ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, dessen Gesichtsfarbe und die Tränensäcke unter den Augen von einem nicht gerade traurigen Leben Zeugnis abiegten, drohte mit dem Finger. »Sie wollen uns entführen? Frauen,
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