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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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schon jede Menge Freundinnen!«, schrie ich. Im selben Augenblick kam mir der Gedanke, dass Gobi womöglich nicht nur das Telefon bei uns zu Hause, sondern auch meine Handygespräche abgehört hatte. Dann hatte sie garantiert auch die endlosen Gespräche mitgekriegt, in denen Norrie mich damit aufzog, dass ich noch nie mit einem Mädchen geschlafen hatte – entweder mit fiesen Bemerkungen (»Hallo, du alte Jungfer«) oder zarten Andeutungen (»Da spricht die Unschuld vom Lande«). Im elften Schuljahr hatten wir einmal ganz normal miteinander gequatscht und die Vor- und Nachteile von McDonald’s und Burger King verglichen, da fiel ihm aus heiterem Himmel ein ganzes Lied zu meinem beklagenswerten Zustand ein, getextet zur Melodie von ›Like a Virgin‹:
     
    Perry’s a virgin,
    Never even touched a girl’s slime.
    He’s a vir-ir-ir-ir-gin
    And he’ll stay one, ’till the end of time.
     
    Gobi räumte jeden Zweifel darüber, ob sie meine Telefonate belauscht hatte, resolut aus, als sie sich mir zuwandte und sagte: »Aber getrieben hast du’s noch mit keiner.«
    »Was? Das ist überhaupt nicht wahr!«
    Sie hielt die Pistole wieder aus dem Fenster und feuerte. »Ich hab am Telefon mitgehört, dass du darüber geredet hast.«
    »Das ist eine totale Verletzung meiner Privatsphäre! Außerdem war das ein Witz. Das ist nur ein doofer Spitzname!«
    »Was, dein Spitzname ist alte Jungfer?«
    »Genau, das ist ironisch gemeint, klar? So wie wenn man einen Riesenkerl
Baby
nennt.«
    »Du warst also schon mit vielen Mädchen zusammen?«
    »Ja, mit vielen, jede Menge.« Ich verrenkte mir den Hals, um herauszufinden, auf welcher Straße wir gerade waren. Es sah nach der Pearl Street aus. Allerdings kam es mir vor, als wären wir etwas weiter nördlich in Tribeca – konnte das hinkommen?
    Dann wurde die Straße breiter und vor uns lag Ground Zero, die Gedenkstätte an den Anschlag vom 11. September, was natürlich wie die Faust aufs Auge passte angesichts der Tatsache, dass der Polizeiwagen uns jeden Moment stoppen würde. Falls Gobi die Polizistin vorher nicht umgebracht hatte.
    Doch die Blaulichter hinter uns waren verschwunden.
    »Wir haben sie abgeschüttelt«, rief ich. »Oder nicht? Ich glaube, wir haben sie echt abgeschüttelt!«
    Gobi sah mit gerunzelter Stirn in den rechten Seitenspiegel. »Dafür haben wir jetzt einen neuen Verfolger.«
    »Was? Ich sehe niemanden.«
    »Nicht die Polizei. Einen schwarzen Hummer, sechs Autos hinter uns.«
    »Das kannst du von hier sehen?« Ich reckte den Hals, konnte aber außer einer langen Reihe ewig gleich aussehender Scheinwerfer nichts erkennen. »Wer ist das?«
    Sie gab keine Antwort, sondern sah etwas auf ihrem BlackBerry nach. Der besorgte Ausdruck auf ihrem Gesicht war neu und wesentlich ernster als zuvor. Irgendetwas stimmte nicht. Aber sie würde es mir garantiert nicht verraten. Die Ampel vor mir schaltete auf Rot um.
    »Fahr drüber!«
    »Aber ich glaube nicht –«
    »Jetzt.«
    Ich trat das Gaspedal durch. In derselben Sekunde scherte der Hummer, den ich bisher nicht hatte sehen können, aus der Schlange von Autos hinter uns aus und beschleunigte, bis er fast neben dem Jaguar war. Wir befanden uns jetzt mitten auf der Kreuzung und wurden von dem herannahenden Hummer abgedrängt, während um uns herum die Taxis hupten und quietschend bremsten, damit sie nicht in uns reinfuhren. Dann hängte der Hummer sich knurrend hinter uns, nahm einen hungrigen Biss aus der rechten Stoßstange eines Taxis und hielt weiter einfach auf uns zu, mit gnadenloser automobiler Gewalt. Die Heckscheibe des Jaguars zerbarst unter einem Schuss. Ich merkte, wie mir das Blut in den Adern gefror. Ich glaube, dass ich aufschrie.
    »Die schießen auf uns! Die schießen auf
uns

    »Da, links rein«, befahl Gobi. »In die Gasse.«
    Ich riss das Lenkrad herum und versuchte dabei über die Schulter zu blicken. »Wer ist das in dem Wagen?«
    Sie gab keine Antwort. Ich bretterte mit über sechzig Stundenkilometern durch eine leere Gasse und betete, dass keine Hindernisse vor mir auftauchen würden. Am anderen Ende sah ich die Lichter einer breiten Straße und wusste jetzt schon, dass ich nicht in der Lage sein würde zu stoppen und abzuwarten, bis alle Autos vorbei waren. Ich musste einfach darauf bauen, dass die Straße frei sein würde, wenn ich hinkam.
    Wie ein Torpedo schoss der Jaguar aus der Gasse, und ich kurbelte wie ein Blöder nach rechts. Irgendwie waren wir auf der Avenue A gelandet – ich

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