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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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hatte mittlerweile jede Orientierung in Manhattan verloren und wusste nicht mehr, ob wir nachNorden oder Süden fuhren. Der Hummer war nirgendwo zu sehen. In meinen Adern kochten Endorphine in einer Suppe aus Adrenalin und ließen meine Schläfen wie wahnsinnig pochen. Meine Brust tat weh und ich merkte, dass ich seit zwanzig Sekunden nicht mehr geatmet hatte.
    »Sind sie weg?«
    »Fürs Erste.«
    Ich fuhr an den Straßenrand und trat so hart auf die Bremse, dass Gobi nach vorn geschleudert wurde. Die Tasche rutschte ihr von den Knien und die Pistole fiel heraus.
    Es war einer dieser Augenblicke im Leben, von denen alle zukünftigen Ereignisse abhängen. Ohne nachzudenken bückte ich mich nach der Waffe und richtete sie auf Gobi.
    Sie wirkte beeindruckt von dem Tempo, mit dem ich es geschafft hatte, den Spieß umzudrehen. »Gar nicht schlecht, Perry. Du lernst dazu.«
    »Halt die Klappe«, sagte ich. Die Pistole zitterte in meinen Händen, aber das war mir egal. »Raus aus meinem Auto.«
    Sie rührte sich nicht. »Wolltest du nicht sagen: Aus Papas Auto?«
    »Egal. Ich weiß nicht, warum du mich in diese Sache reingezogen hast. Aber mir reicht’s jetzt, kapiert?
Mir reicht’s
. Ich bin siebzehn und in einem Monat mit der Schule fertig, und das hier … Keine Ahnung, was das ist, jedenfalls gehört es nicht zu meinem Plan.«
    »Du wirst mich also erschießen?«
    »Wenn es sein muss, ja.«
    »Bitte.«
    »Was?«
    »Na los. Tu’s. Du hast die Pistole. Sie ist geladen.« Sie wartete.»Allerdings musst du sie erst entsichern. Das ist der Hebel an der Seite. Aber das wirst du nicht tun. Du hast nicht den Mumm für so was.«
    »Glaubst du?«
    »Das glaube ich nicht nur. Das weiß ich.«
    »Tja, da hast du dich wohl getäuscht.«
    Ich hielt die Waffe weiter auf sie gerichtet, während ich sie entsicherte. Auf einmal hörte ich die Geräusche der Stadt – das Brummen des Verkehrs auf der Autobahn, das Rumpeln der U-Bahn unter den Bürgersteigen, die Millionen von Menschen um uns herum, die sich unterhielten, unterwegs waren und ihrem Leben nachgingen. Ich roch Kaffee und Zigaretten und Parfüm und nasse Bäume. Ich schmeckte all das in der Luft. Alles war unglaublich lebendig, wie mein Herz und meine Lunge, die wie verrückt pumpten, die meine Brust vibrieren und meinen Schädel pochen ließen.
    Unsere Blicke begegneten sich, und ich sah, dass Gobi ein wenig lächelte. Sie genoss die Sache.
    »Warte«, sagte sie.

Elf
    Was haben Sie in den letzten ein oder zwei Jahren unternommen, das nichts mit der Schule zu tun hatte?
    Northwestern University
     
    »Ich muss dich noch eine Sache fragen, Perry, bevor du mich erschießt.«
    »Von mir aus. Was?«
    »Warst du schon mal in Europa?«
    »Hä?«
    »Bist du jemals außerhalb der USA gereist?«
    Ich starrte sie an. »Und was soll das mit irgendwas zu tun haben?«
    »Antworte einfach.«
    »Nein, ich … ich war schon mal in Kanada, aber das war’s so ziemlich.«
    »Du solltest mal darüber nachdenken, ob du nicht ein bisschen herumreisen und dir die Welt anschauen willst. Das ist am schönsten, solange man jung ist.«
    »Okay«, sagte ich. »Und jetzt erschieße ich dich.«
    »Warte. Nur noch eine Sache.«
    »Was?«
    »Ich habe bei euch zu Hause im Keller dreißig Kilo Sprengstoff verdrahtet.«
    »
Was?
«
    »Wenn du mich erschießt und ich morgen früh nicht einen bestimmten Anruf mache, wird mein Kontaktmann die Brandbombe per Fernzündung auslösen und euer Haus mitsamt deiner Familie abfackeln.«
    »Das ist Wahnsinn! Was ist, wenn die Bombe versehentlich losgeht?«
    »Ich bin nach der litauischen Feuergöttin Gobija benannt«, erwiderte sie. »In unseren Sagen heißt es, wenn Gobija zornig ist, dann geht sie spazieren und steckt auf Schritt und Tritt alles in Brand.«
    »Du bist doch komplett verrückt. Woher weißt du, dass die Bombe nicht einfach von allein in die Luft fliegt?«
    »Ich bin unter anderem auch im Umgang mit Sprengstoff ausgebildet.«
    »Ja, natürlich, wie konnte ich das vergessen«, sagte ich, »
Gobija Nikita
.« Anders als beabsichtigt fühlte ich mich bei dem Vergleich mit der eiskalten Killerin aber kein bisschen besser. Stattdessen trat der gegenteilige Effekt ein: Es war, als schlüge mir eine Faust aufs Gedärm, und mir wurde auf einmal kotzübel.
    »Dürfte ich meine Pistole wiederhaben, wenn du mich nicht damit zu erschießen gedenkst?«
    Ich zögerte, nur einen winzigen Augenblick. In dieser Sekunde schnellte ihre Hand vor und entwendete mir

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