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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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gedacht, dass wir dich hier vielleicht finden«, sagte er und hob die Hand, als wollte er mir auf den Rücken klopfen – oder aber ausholen und mir einen Kinnhaken versetzen. Doch dann ließ er den Arm einfach wieder sinken. Er musterte mich so eingehend, wie er das noch nie zuvor getan hatte, was mir nicht gerade angenehm war. Es juckte mich richtig am ganzen Körper. »Und Gobi ist vermutlich auch hier irgendwo?«
    »Ja, sie ist … irgendwo«, antwortete ich.
    Dad nickte und ließ den Blick über das Publikum schweifen. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie er terminatormäßig die Gesichter vor sich analysierte, bis er das Mädchen gefunden hatte, das in der Lage war, seine Ehe zu zerstören.
    »Perry«, sagte Mom jetzt, »wie kannst du uns nur so was antun? Wie kannst du unser Vertrauen derart missbrauchen?«
    »Ich? Euer Vertrauen missbrauchen?« Ich warf Dad einen Blick zu. »Mom –«
    »
Hallo! Guten Abend, New York!
«, brüllte Sasha in diesem Augenblick ins Mikrofon – so laut, dass alle zusammenzuckten, ein paar Drinks verschüttet und die allgemeine Stimmung kurzfristig etwas ungehalten wurde. »
New York City wants to rock
! Hab ich recht?«
    Es entstand ein kurzer Augenblick der Stille, in dem die Zuschauer Sasha taxierten, nicht als direkte Bedrohung einschätzten und sich dann wieder ihren Gesprächen und Getränken zuwandten.
    »Ich sagte«, insistierte Sasha, »
New York City wants to rock

    Im Grunde war nicht ganz klar, warum wir Sasha zum Leadsänger gemacht hatten. Er besaß eine gewisse rohe, animalische Wildheit, was für einen Leadsänger wichtig ist. Andererseits schien er zu glauben, wir befänden uns immer noch im Jahr 1985, als seine Eltern so alt waren wie er.
    Das Großstadtpublikum ignorierte ihn weiterhin konsequent, woraufhin Sasha beschloss, den formellen Startschuss zum Konzert abzugeben. Das tat er mit einem rasanten Roundhouse-Kick, wozu er ein Komantschen-Kriegsgeschrei ausstieß und sich eine Stratocaster schnappte – ein Instrument, das ich ihn bisher nur als Luftgitarrennummer beim Tequilatrinken hatte spielen sehen. Norrie attackierte den Bass. Caleb, der eigentlich unser Leadgitarrist war, hatte sich hinter dem Schlagzeug verschanzt.
    Norrie hatte in meiner Abwesenheit offensichtlich die Instrumente neu verteilt. Das Ergebnis – ein Cover des Mötley-Crüe-Songs ›Kickstart my heart‹ – erkannte ich nur deshalb, weil wir es als erstes Stück geplant hatten.
    Die Zuschauer ignorierten die Band weiterhin, jetzt allerdings ein wenig aggressiver.
    Der Plastiksprengstoff im Keller unseres Hauses fiel mir wieder ein. Ich drehte mich zu meiner Mutter um, die den Tränen nahe zu sein schien. »Mom, wo ist Annie?«
    »Was?«
    »Wo ist
Annie

    »Zu Hause.«
    »Im Haus?«
    »Ja, Perry, da ist man meistens, wenn man zu Hause ist.«
    »Du musst sie auf der Stelle anrufen und ihr sagen, dass sie da raus muss!«
    »Es ist so laut hier, ich versteh dich nicht!«
    »Ich hab gesagt –«
    Dad schob sich zwischen uns, sodass ich mich gar nicht mehr mit Mom verständigen konnte. Er beugte sich direkt zu meinem Ohr und schrie hinein: »Perry. Ich muss mit dir reden.«
    »Dad –«
    »Was Gobi da geredet hat. Ich weiß nicht, wo sie das aufgeschnappt hat oder was sie sich da alles einbildet. Aber alle meine Reisen waren ganz normale Geschäftsreisen.«
    »Das ist ganz offensichtlich gelogen, Dad«, erwiderte ich. »Aber momentan ist mir das scheißegal.«
    Heiliger Bimbam, hatte ich das eben gerade wirklich gesagt? Ich versuchte immer noch rauszufinden, ob mir diese Worte tatsächlich über die Lippen gekommen waren, während Dad mich und mein Smokinghemd am Schlafittchen packte und stärker schüttelte, als ich von ihm erwartet hätte. Ich wusste, dass er im Fitnessstudio trainierte, aber er war zweiundfünfzig Jahre alt und ernährte sich am liebsten von gebratenem Speck und Whiskey.
    »So, jetzt hör mal gut zu, Freundchen«, drohte er. »Ich bindein Vater, und was du da zum Besten gibst, ist absolut nicht in Ordnung. Haben wir uns verstanden?«
    Über seine Schulter hinweg sah ich Gobi aus der Menge auftauchen. Sie blieb wie versteinert stehen und starrte uns an. In der Hand hielt sie etwas, das wie ein Elektroschocker aussah. Sie zielte damit auf den Nacken meines Vaters. Ich schüttelte wie verrückt den Kopf.
    »Nein?«, fragte Dad, der das Kopfschütteln auf sich bezog. »Dann will ich mal ein bisschen deutlicher werden. Solange du unter meinem Dach lebst, hast du meine

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