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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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vor der Tür glitzerte etwas im Dunkeln, eine Gürtelschnalle oder ein anderer Metallgegenstand.
    Ich musste an den Troll aus dem Märchen denken, der unter der Brücke haust, und zögerte, als ich seinen Blick auf mir spürte.
    »Ich muss Pasha sprechen.«
    Der Schattentroll trat hinaus ins Licht und offenbarte sich als schwarzer Riese im rot glänzenden Trainingsanzug. Er hatte die Ärmel bis über die Ellbogen hochgeschoben, sodass dicke, muskulöse Unterarme zu sehen waren, die aus Dutzenden geballter Fäuste zu bestehen schienen. Sein Gesicht war die größte Faust überhaupt, mit einem Knubbel als Nase und zwei billigen Siegelringen, wo die Augen hätten sein müssen.
    »Pasha Morozov«, wiederholte ich. »Ist er da?«
    »Nein.«
    Ich warf einen Blick hinter mich auf die Straße, aber Gobi hatte sich in Luft aufgelöst.
    »Ich muss mit ihm reden. Bitte. Es ist wichtig.«
    Der Wachposten war schon wieder im Schatten unsichtbar geworden.
    »Sagen Sie ihm, dass es um Gobija Zaksauskas geht.«
    Der Mann erstarrte und kam wieder zum Vorschein. Sein Mund war zu etwas verzogen, das wie eine schlecht verheilte Schnittwunde aussah. Einen Augenblick später öffnete sich schabend eine Metalltür, sodass ein schmaler Lichtspalt hinaus auf die rostige Wendeltreppe fiel. Von drinnen war Gemurmel zu hören – gedämpfte Schreie drangen nach draußen und noch etwas: Ein seltsam kehliges Knurren kam aus den Tiefen des Gebäudes, als ob die Dunkelheit selbst ums Überleben kämpfte. Es ging in ein Heulen über, wurde dann zu einem hohen, kreischenden Wiehern und verstummte.
    Die Metalltür fiel zu.
    Ich schaute zur Treppe.
    Die Tür ging wieder auf, und der Wachposten trat heraus. »Hier lang.«
    »Äh …«, zögerte ich. »Also, wäre es nicht vielleicht möglich, dass er rauskommt und hier mit mir redet?«
    »Nein.«
    Hinter der Tür war wieder das heulende Knurren zu hören. »Was geht da drin vor sich?«, fragte ich. »Werden hier Wölfe gezüchtet oder was?«
    Der Wächter verzog keine Miene. »Wenn du rein willst, dann komm. Sonst –«
    »Ja ja, ist ja gut.« Ich ging vorsichtig die Treppe runter, damit ich nicht stolperte. Dann trat ich ein.
    Ein ekliger Gestank nach Schmutz und Tieren kam aus dem Gebäude. Er erinnerte mich an das Tierheim in New Haven,wo wir einmal hingefahren waren, um eine Katze als Geburtstagsgeschenk für Annie zu adoptieren. Wir hatten aus Hunderten kläglich miauenden Tieren, die alle verzweifelt versuchten, der Einschläferung zu entkommen, eins auswählen müssen. Der Geruch von Sägespänen und Katzenpisse hatte mir in der Nase gebrannt und meine Augen zum Tränen gebracht.
    Von irgendwo vor uns aus dem Kellergewölbe hörte ich jetzt Männerstimmen. Der Gang war düster, der glitschige Betonboden uneben, voller Sprünge und die Decke so niedrig, dass ich mich ducken musste, um mir nicht den Kopf anzustoßen. Zwanzig Meter vor uns lag ein grell erleuchteter Raum.
    Die Männerstimmen wurden lauter, sie johlten und schrien in einer mir unbekannten Sprache – wahrscheinlich Russisch –, dann brach das wild geifernde Nachtknurren wieder los und brachte die Luft zum Beben. Das Herz rutschte mir in die Hose und meine Beine zuckten einmal, bevor sie von den Knien abwärts zu verschwinden schienen. Verzweifelt versuchte ich mir irgendwas einfallen zu lassen, damit ich nicht weiterzugehen brauchte. Stattdessen meldete sich die Stimme eiskalter Logik in meinem Kopf.
    Denk an Annie und deine Eltern. Wenn du’s nicht tust, sind sie tot.
    Aber Gobi würde doch nicht wirklich –
    Bei ihr weiß man nie.
    Ich machte einen weiteren Schritt nach vorn.
    Der Raum war voll von untersetzten, grimmig aussehenden Männern in Hemdsärmeln und Hosenträgern. Zwanzig oder dreißig mussten es sein, die sich um eine Grube drängten, die direkt in den Boden gegraben war. Alle brüllten, fuchtelten mit den Armen und reckten Fäuste voller Geldscheine in die Luft.An der Seite stand ein leerer Käfig mit offener Tür. Als ich mich ein wenig weiter vorwagte, sah ich ein riesiges, schwarzes Tier, das in der Mitte der Grube an einem Pfahl festgebunden war und sich zähnefletschend gegen sein Geschirr warf. Es wirkte zu groß und rund für einen Hund.
    Einen Augenblick später wurde mir klar, dass es ein Bär war. Zwei Hunde – Pit Bulls oder irgendwelche anderen Kampfhundzüchtungen – waren mit dem Bären zusammen in die Grube gesperrt, warfen sich auf ihn und schnappten nach ihm, während er mit den Tatzen nach ihnen

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