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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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schlug. Die Männer rundherum grölten immer lauter. Der primitive Ausdruck auf ihren Gesichtern ließ das, was in der Grube vor sich ging, geradezu zivilisiert wirken. Das Gejohle übertönte sogar das Gebrüll des Bären. Keiner der Anwesenden merkte überhaupt, dass ich da war.
    Dann sah ich Morozov.
    Ich ging davon aus, dass er es sein musste, weil er der Einzige war, der keinerlei Interesse an dem Bärenkampf zu haben schien.
    Er saß entspannt mit dem Rücken zu mir in der Ecke und sah aus wie eine farblose Vogelscheuche, die in einem viel zu großen Anzug steckte. Er war umgeben von Plasmabildschirmen, Monitoren und elektronischen Geräten, die wie ein blau leuchtendes Nest seine Haut in ein fahles Licht tauchten und ihn aussehen ließen, als hätte er als Kind an einer Blutkrankheit gelitten und sich nie vollständig davon erholt. Auf den Ohren hatte er riesige Kopfhörer.
    Ich tippte ihm auf die Schulter. »Pasha?«, fragte ich. Wir konnten uns ebenso gut gleich duzen.
    Er drehte sich langsam um und nahm die Kopfhörer ab. DiePupillen in seinen tief eingesunkenen Augen schienen ständig hin- und herzuhuschen. Hinter uns stieß der Bär ein fürchterliches Brüllen aus und einer der Hunde jaulte schrill und schmerzerfüllt auf. Das Gegröle wurde wieder lauter.
    »Was willst du?«, fragte der dünne Mann.
    »Ich heiße Perry Sto–«
    Er knallte die Faust mit einer solchen Wucht auf den Tisch, dass die technischen Geräte wackelten. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Das habe ich nicht gefragt.«
    »Ich brauche Informationen«, sagte ich schnell. »Ich bin mit Gobija Zaksauskas hier.«
    »Unmöglich.«
    »Warum?«
    »Weil …« Er blickte gelangweilt hinüber zum Kampf, dann wieder zu mir. »Gobija Zaksauskas ist tot.«

Neunzehn
    Erzählen Sie von einem der besten Gespräche, das Sie je geführt haben.
    Stanford University
     
    »Was?« Ich war mir sicher, dass ich ihn bei dem Kampfgebrüll missverstanden hatte. »Ich habe –«
    »Bist du nicht nur dumm, sondern auch taub?«, fragte Morozov. »Sie ist tot. Kehle durchgeschnitten.«
    »Was, wer hat ihr die Kehle durchgeschnitten?«
    »Santamaria.«
    »Warum?«
    »Warum schon?« Er zuckte mit den Achseln. »Geld. Jemand hat dafür gezahlt, sie sterben zu sehen.«
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »Vor drei Jahren.«
    »Das …« Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht war das ja eine andere Gobija?«
    Morozov glotzte mich an. Er schien zu überlegen, ob ich das Aufstehen wert war oder ob er mich einfach dem Bären und den Hunden zum Fraß vorwerfen sollte. Am Ende gab er sich mit einer wegwerfenden Handbewegung zufrieden. »Mach, dass du hier weg kommst.«
    »Moment mal –«
    Aber da packte mich schon jemand an den Armen und rissmich nach hinten. Morozov wandte sich wieder den Bildschirmen zu. Er nahm eine Flasche Wodka vom Schreibtisch, füllte ein Glas auf, warf eine Handvoll Blaubeeren dazu und schwenkte sie in der Flüssigkeit.
    »Ich brauche die Auskünfte für die letzten beiden Anschläge heute Nacht.«
    Morozov unterbrach das Wodkageschwenke und machte eine fast unmerkliche Kinnbewegung zu demjenigen hinter mir. Plötzlich waren meine Arme wieder frei. Im selben Augenblick war ein weiteres schrilles Hundejaulen zu hören und ein Riesengejubel von den Männern, als die Geldscheine die Besitzer wechselten. Der Kampf war vorbei.
    »Was hast du gerade gesagt?«, fragte Morozov.
    »Die Info für die letzten beiden Anschläge. Ich hab sie verloren. Ich brauche sie.«
    »Du?«
    »Ja, ich. Ich bin der … der Killer.«
    »Du.«
    »Genau, der, der den Auftrag ausführt.«
    Morozov brach in Gelächter aus, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. Außer einem Zucken der Nasenflügel und einer leichten Schulterbewegung war nichts zu sehen.
    »Du hast sicher gehört, was heute Abend im Harry Cipriani’s mit Milos passiert ist?«, fragte ich. »Ich war derjenige, der ihn erstochen hat. Das Blut sprudelte ihm nur so aus dem Mund. Sie mussten ihn in einem Eimer raustragen. Und im 40/40 Club und im Financial District habe ich auch zugeschlagen.«
    »Du … warst das?«
    »Exakt.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete mich in meinem mittlerweile zerfetzten, blutbespritzten Smoking. »Und wie hast du den Alten zur Strecke gebracht?«
    »Mit einem Springmesser.«
    »Einem wie dem hier?« Morozov fasste in die Jackentasche, ließ eine kurze, rasiermesserscharfe Klinge herausspringen und legte sie neben seinen Zigaretten auf den Tisch.

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