Bye Bye, Crazy Chick
die Augen zu sehen. »Der arme Junge, er sieht völlig fertig aus. Perry, Ihr Auftritt heute Abend hat mir gefallen, so kurz er auch war. Sie hatten recht, Ihre Band
ist
gut. Sie sollten nur eventuell jemand anderen für die Beleuchtung engagieren.«
Ich glotzte sie an.
»Sie sind es«, sagte ich.
»Wie bitte?«
»Sie sind Santamaria.«
Valerie reagierte nicht sofort, doch dann tat sie es mit einem routinierten, selbstsicheren Lächeln. »Ich bin ja im Laufe der Jahre schon so einiges genannt worden, aber das ist eine Premiere. Ich sehe doch eher wie eine Nina oder eine Pinta aus, finden Sie nicht auch?«
»Deshalb sind Sie heute Abend zu dem Konzert gekommen«, fuhr ich fort. »Weil Gobi da war.«
»Entschuldigen Sie«, erwiderte Valerie, »aber ich habe ehrlich –«
»Warum haben Sie ihre Schwester umgebracht? Sie haben sie auf dem Gewissen!«
»Glauben Sie mir, das Einzige, was ich heute Nacht auf dem Gewissen habe, ist eine Packung Maaloxan, und das bloß, weil ich zu viel Kaffee getrunken habe.«
»Sie haben das Geld gewaschen. Von hier aus. Sie sind die Bank.«
»Wie bitte?«
»Perry«, schaltete Dad sich ein. »Das reicht jetzt.«
Valeries Lächeln war unverändert. »Sieht so aus, als ob hier jemand keinen gesteigerten Wert auf das Empfehlungsschreiben für die Columbia legt.«
»Dad, geh bloß nicht in das Büro. Egal, wie wütend du auf mich bist. Du kannst mir für den Rest meines Lebens Hausarrest aufbrummen – aber lass uns einfach abhauen.«
»Perry, mach dich nicht lächerlich.«
Bevor ich die beiden aufhalten konnte, verschwand er mit ihr in dem Büro und machte die Tür hinter sich zu.
Einen Moment lang war es still. Dann hörte ich gedämpfte Stimmen – die von Valerie, zunächst ruhig und vernünftig, die meines Vaters, dann wieder Valeries, lauter. Ich ging zur Tür und versuchte, sie zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Dad brüllte jetzt. »Wovon reden Sie da? Was soll das bedeuten?«, hörte ich ihn fragen.
Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag, das Poltern umstürzender Möbelstücke, auf den Boden knallende Bücherstapel. Von der anderen Seite wurde wie wild an der Klinke gerüttelt, doch die Tür ging nicht auf.
»Dad!« schrie ich. »Mach auf!«
Im nächsten Augenblick hörte ich den Schuss.
Dreißig
Am Ende recht zu behalten, ist nicht immer befriedigend. Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie recht hatten, sich aber wünschten, es wäre anders ausgegangen.
University of Chicago
Klappe, die Erste:
Mein Dad – er stolpert rückwärts aus dem Büro, die Hände auf den Magen gepresst, und stürzt zwischen dem Kopierer und dem angrenzenden Büro zu Boden. Sein Blut spritzt überall auf den beigefarbenen Teppichboden, der daraufhin wie abstrakte Malerei aussieht.
Klappe, die Zweite:
Valerie – sie kommt seelenruhig hinaus, bereit, noch einmal auf ihn zu feuern.
Klappe, die Dritte:
Ich – ich stürze mich auf sie und reiße ihr die Arme nach unten, während sie im selben Augenblick den Ellbogen anwinkelt und ihn mir ins Auge rammt.
Ich finde mein Gleichgewicht wieder und zerre meinen Vater mit aller Kraft durch den Flur in die Richtung zurück, aus der wir gekommen sind.
Ein weiterer Schuss von hinten.
Die Glastür vor uns zerbirst in Tausend Stücke und gibt den Blick auf den Empfangsbereich frei.
Klappe, die Vierte: Der Aufzug in zehn Metern Entfernung geht auf.
Und dann –
Gobi.
Ich hielt mich flach am Boden, den Kopf zu meinem Vater gedreht. Über mir zischten die Geschosse durch die Luft, schlugen in Wände, Glas und Möbelstücke ein, zertrümmerten Lampen und pusteten den Computer vom Schreibtisch.
Irgendwo zu meiner Linken sah ich Valerie Statham herumwirbeln und mehrmals auf Gobi feuern – oder jedenfalls dahin, von wo Gobi gekommen war, in Richtung der Aufzüge am Eingang. Dicke Batzen Füllmaterial aus den zerschossenen Sesseln und Sofakissen verteilten sich auf dem Teppichboden. Holzsplitter flogen an meinem Gesicht vorbei und blieben in meinen Haaren stecken.
Mein Gehör setzte wieder aus. Doch ich fühlte, wie die Luft im Kugelhagel vibrierte. Es roch giftig. Der Rauch brannte in meinen Augen. Meine Zunge schmeckte nach Jod. Ich kroch unter einen Tisch und schob mich in die Ecke, in der mein Dad geduckt und mit angezogenen Knien hinter einem Aktenberg saß.
»Dad?«, schrie ich und hörte absolut nichts, obwohl mir sogar der Hals vom Schreien wehtat. »Dad? Dad?«
Er hob den Kopf. Sein Blick war weit weg, benebelt von
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