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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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gesagt

    Er wankte einen Schritt zurück, blinzelte mich an und berührte seine Lippe. Fassungslos starrte er auf das Blut aus der Wunde, die sein einziger Sohn ihm auf unerklärliche Weise zugefügt hatte. Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, mehr noch als Schmerz oder Wut. So sah ein Mann aus, der gerade unmissverständlich erfahren hatte, dass unten ab sofort oben und schwarz ab sofort weiß war.
    Einen Augenblick sagte keiner von uns etwas.
    Ich sprach als Erster. »Zwei Dinge. Erstens: Sobald ich wieder in der Schule bin, gehe ich zurück ins Schwimmteam. Und zweitens, wenn du Mom noch ein einziges Mal hintergehst und ich es rausfinde, beziehst du eine solche Tracht Prügel von mir, dass du hinterher nicht mehr weißt, ob du Männlein oder Weiblein bist.«
    Dads Stirn legte sich in winzige Fältchen. »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Du hast uns angelogen.«
    »Du weißt doch gar nicht, wie es wirklich war.«
    »Ich weiß, dass ich dir nicht trauen kann«, erwiderte ich. »Das reicht ja wohl.«
    »Was ist denn los, Perry? Ich kenne dich gar nicht wieder.«
    »Prima, da sind wir schon zwei.«
    Dad ließ die Schultern hängen. Sein Blick wanderte durch den Empfangsbereich, als versuchte er sich ins Gedächtnis zurufen, dass dies ein Bürogebäude war – ein Ort, an dem man normalerweise höfliche Verhandlungen führte.
    »Setz dich«, sagte er schließlich. »Lass uns reden.«
    »Nicht jetzt.« Ich zeigte auf den Eingang, der nach hinten ins Büro führte. »Hast du einen Schlüssel für die Tür da?«
    »Ich glaub schon. Wieso?«
    »Du musst sie mir aufschließen.«
    »Worum geht’s hier eigentlich, Perry?«
    »Es geht um Gobi.«

Neunundzwanzig
    Welchen Einfluss hatten Ihre Familiengeschichte, Ihre Umgebung und das kulturelle Umfeld, in dem Sie aufwuchsen, darauf, wer Sie heute sind?
    University of Florida
     
    Dad schloss auf und wir gingen den frisch gesaugten Flur entlang, an einer Reihe verschlossener Türen und eichengetäfelter Konferenzräume vorbei. Die Dunkelheit schien die Luft anzuhalten.
    »Es ist niemand hier«, sagte Dad.
    Ich antwortete nicht. Wir gingen weiter. Bei einer Reihe von Kopierern am Ende des Flurs wandte ich mich nach links und blieb stehen. Zwanzig Meter weiter brannte im Eckbüro das Licht. Ohne mich nach meinem Dad umzudrehen, trottete ich an den restlichen Büros vorbei, bis ich vor dem Eckzimmer stand.
    Ich wollte gerade testen, ob die Tür offen war, als ich eine Stimme hinter mir hörte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich zuckte vor Schreck zusammen und wirbelte herum. Vor mir stand Valerie Statham in weißer Bluse und Rock, barfuß, kaum geschminkt. Ihr Haar war offen, und sie sah viel älter aus, als ich sie von unserer Unterhaltung im Aufzug in Erinnerung hatte, obwohl das wahrscheinlich an ihrem überraschten Gesichtsausdruck lag.
    »Phillip?«, sagte sie an meinen Vater gewandt. »Was machen Sie denn hier?« Dann drehte sie sich zu mir. »Was soll das? Was ist hier los?«
    »Ich …« Mein Dad schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Valerie, aber ich weiß es wirklich nicht.«
    Valerie trat einen Schritt zurück und sah zwischen meinem blutverschmierten Smoking und der geschwollenen Lippe meines Dads hin und her. »Sie sehen alle beide schrecklich aus. Ist alles in Ordnung?«
    Mein Dad nickte. »Perry …«, begann er, und ich hörte ihn schon sagen: ›Perry und ich haben gerade ein vertrauliches Gespräch über Verantwortung geführt.‹ Ich hörte ihn sagen: ›Perry hatte gerade einen seiner üblichen Schwächeanfälle‹ oder ›Perry scheint Probleme damit zu haben, Fantasie und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.‹
    Stattdessen sagte er: »Perry hat mich nach jemandem namens Santamaria gefragt. Wissen Sie vielleicht, was er damit meint?«
    Valerie drehte sich zu mir. Ihre Augen wurden ganz schmal. »Santamaria?«
    »Ja.«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Ist sonst noch jemand hier oben?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Etwas in Valeries Gesichtsausdruck veränderte sich. Ich war mir nicht ganz sicher, was es war – so gut konnte ich sie noch nicht einschätzen –, doch ihre Verwirrung verfestigte sich, bekam eine Kontur.
    Sie blickte meinen Dad an. »Phillip, könnte ich Sie unter vier Augen in meinem Büro sprechen?«
    »Natürlich«, antwortete er.
    »Nein.« Ich packte ihn am Handgelenk. »Tu das nicht. Geh nicht mit ihr da rein.«
    Jetzt starrten sie mich beide an. Besonders Valerie legte Wert darauf, mir direkt in

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