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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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aufhielt: in einem kleinen italienischen Restaurant in der Zehnten.
    Jessica bestellte sich einen Kaffee, Eddie einen doppelten Espresso mit einer Zitronenschale.
    »Im Laufe der Jahre habe ich viel gesehen«, sagte Eddie, vermutlich als Einleitung zu einer Reise in die Vergangenheit. Ein kräftiger Mann mit feuchten grauen Augen und einem Navy-Tattoo auf dem rechten Unterarm. Das Alter hatte seine Schultern gebeugt und seine Geschichten mit allerlei Ausschmückungen versehen. Jessica wäre gern sofort zum Thema gekommen – das Blut auf der Tür von St. Catherine’s –, doch aus Höflichkeit hörte sie ihm erst einmal zu. Schließlich trank Eddie seinen Espresso aus, bestellte sich einen neuen und fragte: »Was kann ich für Sie tun, Detective?«
    Jessica zog ihren Notizblock aus der Tasche. »Soweit ich weiß, haben Sie vor ein paar Jahren ermittelt, als jemand die Kirchentür von St. Catherine’s mit Blut beschmiert hatte.«
    »Tja, ich wüsste nicht, was ich Ihnen dazu sagen kann. Es wurde in der Sache nicht großartig ermittelt.«
    »Darf ich fragen, warum Sie in den Fall einbezogen wurden? Es war ziemlich weit von Ihrem Dienstbezirk entfernt.«
    Jessica hatte sich umgehört. Eddie Kasalonis stammte aus Süd-Philadelphia.
    »Damals war gerade ein Priester von St. Casimir dorthin versetzt worden. Netter Bursche. Litauer wie ich. Er rief mich an, und ich versprach ihm, mich um die Sache zu kümmern.«
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Nicht viel, Detective. Jemand hat den Fenstersturz des Haupteingangs mit Blut beschmiert, während in der Kirche die Mitternachtsmesse gefeiert wurde. Als die Gläubigen aus der Kirche kamen, tropfte das Blut auf eine ältere Frau. Sie wurde hysterisch, nannte es ein Wunder und kippte aus den Latschen. Ein Rettungswagen hat sie dann ins Krankenhaus gebracht.«
    »Was war es für Blut?«
    »Jedenfalls nicht das Blut eines Menschen, so viel stand fest. Tierblut. Weiter haben wir nicht ermittelt.«
    »Hat sich dieser Vorfall wiederholt?«
    Eddie Kasalonis schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht. Sie haben die Tür gesäubert und eine Zeit lang die Augen offen gehalten, und dann ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Ich hatte damals beruflich viel um die Ohren.« Der Kellner brachte Eddies Espresso und bot Jessica an, ihre Tasse nachzufüllen. Sie lehnte ab.
    »Haben andere Kirchen ähnliche Vorfälle gemeldet?«, fragte Jessica.
    »Keine Ahnung. Wie gesagt, es war nur eine Gefälligkeit von mir, dass ich in dem Fall ermittelt habe. Kirchenschändung fiel nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.«
    »Verdächtige?«
    »Nicht direkt. In diesem Viertel im Nordosten sind die Banden nicht besonders aktiv. Ich hab ein paar Punks aus der Gegend aufs Revier bestellt und sie ein bisschen unter Druck gesetzt. Keiner von ihnen hat die Tat gestanden.«
    Jessica legte den Block zur Seite und trank ihren Kaffee aus. Sie war ein wenig enttäuscht, dass ihre Bemühungen zu nichts geführt hatten. Andererseits hatte sie auch nicht wirklich damit gerechnet.
    »Jetzt hab ich mal eine Frage«, sagte Eddie.
    »Nur zu.«
    »Warum interessieren Sie sich für diesen Fall in Torresdale? Das liegt doch schon drei Jahre zurück.«
    Jessica erzählte es ihm. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun. Eddie Kasalonis war wie jeder andere in Philadelphia über die Gräueltaten des Rosenkranz-Killers im Bilde. Er fragte nicht nach Details.
    Jessica schaute auf die Uhr. »Es war wirklich nett, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben.« Sie stand auf und griff in die Tasche, um ihren Kaffee zu bezahlen, doch Eddie hob eine Hand.
    »Ich mach das schon. Und ich bin froh, wenn ich helfen kann.« Er rührte mit nachdenklichem Blick in seiner Tasse. Jessica wartete. »Wissen Sie, dass man an der Rennbahn manchmal alte Jockeys sieht, die sich übers Geländer lehnen und beim Training zusehen? Und an Baustellen triff man alte Zimmerleute, die auf einer Bank sitzen und zusehen, wie ein neues Gebäude hochgezogen wird. Man schaut sich die Burschen an und weiß , dass sie alles geben würden, wenn sie ihren Job wieder machen könnten.«
    Jessica wusste, was er meinte. Vincents Vater war vor ein paar Jahren in den Ruhestand getreten, und jetzt hockte er ständig mit einem Bier in der Hand vor dem Fernseher und sah sich die miserablen Heimwerkersendungen auf HGTV an.
    »Ja«, sagte Jessica. »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Eddie Kasalonis schüttete Zucker in seinen Espresso und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. »Nun,

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