Byrne & Balzano 1: Crucifix
erstaunlich leichtfüßig bewegen. Er zog die Smith & Wesson, die er Diablo in jener Nacht abgenommen hatte.
Byrne folgte dem Gang bis zur Treppe am Ende und lauschte.
Stille.
Eine Minute später stand Byrne auf dem Treppenabsatz vor der Biegung zum zweiten Stock. Oben war die Tür, die zu dem sicheren Haus führte. Er hörte die schwachen Rockklänge aus einem Radio. Dort oben hielt sich eindeutig jemand auf.
Aber wer?
Und wie viele?
Byrne atmete tief durch und stieg die Treppe hinauf.
Als er oben ankam, legte er die Hand auf die Tür und schob sie auf.
Diablo stand am Fenster, schaute auf die Gasse zwischen den Häusern und ahnte nicht, dass er ungebetenen Besuch bekam. Byrne konnte nur die Hälfte des Raumes einsehen, aber sonst schien niemand hier zu sein.
Was er jedoch sehen konnte , jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Auf einem Spieltisch, keinen Meter von Diablos Standort entfernt, lag neben Byrnes Dienstwaffe, der Glock, eine vollautomatische Uzi.
Byrne spürte das Gewicht seines Revolvers in der Hand, und plötzlich fühlte er sich wie eine Spielzeugwaffe an. Wenn er jetzt einen Schritt machte und Diablo nicht zuvorkam, würde er das Gebäude nicht lebend verlassen. Die Uzi schoss sechshundert Kugeln pro Minute, und man musste nicht gerade ein Meisterschütze sein, um sein Opfer zu erledigen.
Mist .
Einen Augenblick später setzte Diablo sich mit dem Rücken zur Tür an den Tisch. Byrne wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Er musste Diablo zuvorkommen, die Waffe an sich nehmen und ein ernstes Wort mit dem Mann reden; dann wäre dieser traurige Zwischenfall vergessen.
Byrne bekreuzigte sich und betrat den Raum.
Kevin Byrne hatte kaum drei Schritte gemacht, als er seinen Fehler erkannte. Er hätte es sehen müssen. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein alter Schrank, über dem ein zerbrochener Spiegel hing. Darin sah er Diablos Gesicht, was bedeutete, dass Diablo ihn ebenfalls sehen konnte. Beide Männer erstarrten für den Bruchteil einer Sekunde. Sie wussten, dass ihre unmittelbaren Pläne, in denen es einerseits um Sicherheit und andererseits um den Überraschungseffekt ging, hinfällig waren. Ihre Blicke trafen sich wie in der Gasse. Diesmal aber wussten sie beide, dass ihre Begegnung anders ausgehen würde.
Byrne hatte Diablo nur erklären wollen, dass es klug wäre, die Stadt zu verlassen. Jetzt wusste er, dass es nicht dazu kommen würde.
Diablo sprang auf, die Uzi im Anschlag. Ohne ein Wort zu sagen, wirbelte er herum und eröffnete das Feuer. Die erste Geschossgarbe zerfetzte das alte Sofa, das keinen Meter von Byrnes rechtem Bein entfernt stand. Byrne sprang auf die linke Seite und landete hinter einer gusseisernen Badewanne. Eine zweite Salve der Uzi zerriss das Sofa buchstäblich in zwei Hälften.
Mein Gott , dachte Byrne. Er kniff die Augen zusammen und wartete, dass das heiße Metall sein Fleisch durchdrang. Nicht hier. Nicht so. Er dachte an Colleen, die in der Nische saß, auf die Tür schaute und auf ihn wartete, damit sie ihr Leben weiterleben konnte. Jetzt saß er in einem dreckigen Lagerhaus in der Falle und schwebte in Lebensgefahr.
Die letzten Patronen prallten von der gusseisernen Badewanne ab. Das Dröhnen hallte durch den Raum.
Schweißperlen rannen in seine Augen.
Dann breitete sich Stille aus.
»Ich wollte nur mit dir reden, Mann«, sagte Byrne. »Das musste nicht sein.«
Byrne schätzte, dass Diablo nicht mehr als fünf, sechs Schritte von ihm entfernt stand. Genau in der Mitte des Raums, vermutlich hinter dem großen Stützpfeiler.
Dann folgte ohne Vorwarnung eine erneute ohrenbetäubende Salve aus der Uzi. Siebzig oder achtzig Patronen. Byrne schrie, als wäre er getroffen worden, und ließ seinen Fuß auf den Holzboden prallen, als wäre er umgekippt. Er stöhnte.
Wieder breitete sich Stille aus. Byrne stieg der Geruch des verbrannten Stoffs der Sofapolsterung in die Nase, den das heiße Blei keinen Schritt von ihm entfernt durchschlagen hatte. Dann hörte er ein Geräusch auf der anderen Seite des Zimmers. Diablo bewegte sich. Der Trick hatte funktioniert. Diablo näherte sich, um ihm den Gnadenschuss zu verpassen. Byrne schloss die Augen und rief sich die Aufteilung des Zimmers ins Gedächtnis. In der Mitte war ein Gang. Er hatte eine Chance, und die musste er jetzt nutzen.
Byrne zählte bis drei, sprang auf, wirbelte herum und feuerte drei Schüsse in Kopfhöhe ab.
Der erste Schuss traf Diablo genau in die Stirn. Er taumelte
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