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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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verbringen, Wilhelm Kreuz’ Leben auf den Kopf zu stellen, in der Hoffnung, Verbindungen aufzuspüren, die sie auf eine Spur führten.
    »Und das Mädchen?«, fragte Byrne. »Hielt es etwas in den Händen?«
    Shepherd nickte und zeigte seinen Kollegen die Kopie eines Digitalfotos. Alle Detectives drängten sich um den Tisch und schauten sich der Reihe nach das Foto an.
    »Was ist das? Ein Lotterieschein?«, fragte Jessica.
    »Ja«, bestätigte Shepherd.
    »Großartig«, murmelte Palladino und trat wieder ans Fenster, die Hände in den Taschen vergraben.
    »Fingerabdrücke?«, fragte Byrne.
    Shepherd schüttelte den Kopf.
    »Lässt sich feststellen, wo die Scheine ausgegeben wurden?«, fragte Jessica.
    »Ich habe bei der Gesellschaft angerufen«, erwiderte Shepherd. »Sie wollen sich in Kürze melden.«
    Jessica starrte auf das Foto. Ihr Killer hatte dem neuen Opfer einen Lotterieschein »Big 4« zwischen die Hände geklemmt. Die Chancen waren groß, dass es sich hierbei – wie bei den anderen Objekten auch – um einen Hinweis handelte, wo sie das nächste Opfer finden würden.
    Die Nummer des Lotteriescheins war blutverschmiert.
    Bedeutete das, dass der Psychopath das nächste Opfer in einer Lotterieannahmestelle ablegen wollte? Es gab unzählige. Sie konnten unmöglich alle überwacht werden.
    »Dieser Kerl hat unglaubliches Glück«, sagte Byrne. »Vier Mädchen werden auf offener Straße entführt, und wir haben keinen einzigen Augenzeugen. Als wäre dieser Irre unsichtbar.«
    »Glaubt ihr, es ist Glück? Oder wohnen wir in einer Stadt, in der sich jeder einen Scheißdreck für den anderen interessiert?«, fragte Palladino.
    »Würde ich das glauben, würde ich auf der Stelle meinen Dienst quittieren und nach Miami Beach fahren«, sagte Tony Park.
    Die anderen fünf Ermittler nickten.
    Die SoKo hatte auf einer großen Karte im Roundhouse die Orte gekennzeichnet, an denen die Opfer entführt und abgelegt worden waren. Es gab kein Schema, keine Möglichkeit, dem Killer zuvorzukommen oder seinen nächsten Schritt zu erahnen. Sie mussten sich mit der grundlegenden Erkenntnis begnügen, dass Serienkiller ihre Morde in der Regel unweit ihres Wohnorts verübten. Somit stand zu vermuten, dass der Rosenkranz-Killer in Nord-Philadelphia zu Hause war.
    Im ersten Planquadrat.
     
    Byrne brachte Jessica zum Wagen.
    Sie standen eine Weile dort. Beide suchten nach Worten. Jessica sehnte sich nach einer Zigarette. Doch allein schon der Gedanke hätte ihren Trainer im Frazier’s Sportclub veranlasst, sie zu erschlagen. Dennoch beneidete sie Byrne, der sich eine Marlboro Light anzündete und sie zu genießen schien.
    Ein Boot fuhr gemächlich den Fluss hinauf. Die Blechlawine auf den Straßen bewegte sich stockend durch die Stadt. Philly lebte – trotz dieses Wahnsinns, trotz der Trauer und des Schmerzes, trotz des Entsetzens und Schreckens, die der Psychopath hinterließ.
    »Egal wie das hier ausgeht, es wird ein hässliches Ende nehmen«, sagte Byrne.
    Jessica nickte. Das wusste sie. Sie wusste überdies, dass sie noch viel über sich selbst erfahren würde, ehe diese Sache hier vorbei sein würde. Vermutlich würde sie einen dunklen Winkel in ihrer Seele erblicken, in dem Angst und Wut lebten und den sie am liebsten niemals entdeckt hätte. Auch wenn sie sich gegen diese Gewissheit sträubte – sie wusste, dass sie am Ende dieses Falles ein anderer Mensch sein würde, dass sie wie ein Zug auf einen Abgrund zuraste, ohne dass es eine Möglichkeit gab, dies zu verhindern.
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    ________________ Vierter Teil
     
     

 
     
    59.
     
     
    Karfreitag, 10.00 Uhr
     
     
    D ie Droge riss ihr fast die Schädeldecke vom Kopf
    Das Dröhnen hämmerte in ihrem Hinterkopf, gelegentlich zur Musik, und hüpfte dann in ihrem Nacken auf und nieder, als würde zu Halloween der Deckel von einem Kürbis abgeschnitten.
    »Gerecht«, sagte Lauren.
    Lauren Semanski musste zwei der sechs Schuljahre an der Nazarene Academy wiederholen. Selbst wenn man sie mit einer Waffe bedroht hätte, hätte sie nach zwei Jahren Algebra nicht sagen können, was eine quadratische Gleichung war. Sie wusste noch nicht einmal, ob die quadratische Gleichung zur Algebra gehörte. Vielleicht gehörte sie zur Geometrie. Und obwohl ihre Familie polnischer Abstammung war, wusste sie nicht, wo Polen lag. Sie hatte es einmal versucht, und dabei war ihr Zeigefinger mit dem glitzernden Nagellack irgendwo südlich vom Libanon gelandet.

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