Byrne & Balzano 1: Crucifix
Als sie neben dem Van zu Boden sank, versuchte sie, sich zu konzentrieren. Irgendetwas geschah mit ihr, und sie wollte sich alles einprägen. Wenn die Cops diesen Wichser schnappten – und das würden sie –, wollte Lauren die beste Zeugin sein, die sie je hatten.
Der Typ roch sauber. Irgendwie zu sauber, fand Lauren. Und er trug Gummihandschuhe …
Die Schwäche erreichte Laurens Magen, stieg ihre Brust hinauf und in ihre Kehle.
Wehr dich!
Sie hatte ihren ersten Drink mit neun Jahren gehabt, als ihre ältere Cousine Gretchen ihr beim Feuerwerk zum Vierten Juli im Bootshaus einen Weinkühler in die Hand gedrückt hatte. Es war Liebe auf den ersten Rausch. Seitdem hatte Lauren jede Droge ausprobiert, die die Menschheit kannte – und ein paar, von denen nur Außerirdische wussten. Sie würde mit dem, was in der Nadel war, fertig werden, egal, was es war. Klar, die Welt geriet aus den Fugen, aber was sollte der Scheiß? Einmal war sie von Atlantic City nach Hause gefahren, abgefüllt mit Jack Daniels, nachdem sie drei Tage lang Drogen eingeworfen hatte.
Lauren verlor das Bewusstsein.
Es kehrte zurück.
Jetzt lag sie in dem Van auf dem Rücken. Oder war es ein Geländewagen? Auf jeden Fall fuhren sie. Ziemlich schnell. Ihr war schwindelig, aber es war kein angenehmer Schwindel. Es war ein Gefühl, als würde sie rückwärts Achterbahn fahren.
Ihr war kalt. Sie zog die Decke über ihren Körper. Es war gar keine Decke. Es war ein Hemd oder ein Mantel oder so etwas.
Wie durch einen Schleier drang das Klingeln ihres Handys an Laurens Ohr. Sie hörte den verrückten Korn-Klingelton. Das Handy steckte in ihrer Hosentasche, und sie brauchte nur ranzugehen, wie sie es schon eine Million Mal gemacht hatte, und ihrer Großmutter zu sagen, dass sie die verdammten Cops rufen solle, und dann würden sie diesen Typen schnappen.
Aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Arme waren schwer wie Blei.
Das Handy klingelte wieder. Der Fremde streckte den Arm aus und fummelte an ihrer Jeans, um ihr das Handy aus der Tasche zu ziehen. Ihre Jeans war sehr eng, und es war schwierig für den Typen, das Handy herauszufischen. Gut . Sie wollte seinen Arm packen, damit er aufhörte, in ihrer Tasche zu wühlen, doch sie bewegte sich wie in Zeitlupe. Langsam zog er das Nokia hervor, während seine andere Hand auf dem Lenkrad ruhte.
Tief in ihrem Innern spürte Lauren, wie ihre Angst und Wut anwuchs, spürte einen übermächtigen Zorn aufflackern und ein schreckliches Gefühl, das ihr sagte, dass sie das hier nicht überleben würde, wenn sie nicht bald etwas unternahm. Sie zog die Jacke bis ans Kinn. Plötzlich war ihr schrecklich kalt. In einer der Taschen ertastete sie einen Gegenstand. War es ein Kugelschreiber? Wahrscheinlich. Sie zog ihn heraus und umklammerte ihn, so fest sie konnte.
Wie ein Messer.
Als der Typ ihr das Handy aus ihrer Jeans gezogen hatte, wusste Lauren, dass sie handeln musste. Als er nun die Hand zurückzog, schwang sie ihre Faust in einem großen Bogen durch die Luft und stach mit dem Stift in den Handrücken seiner rechten Hand. Die Spitze brach ab. Er schrie auf, als der Wagen ins Schleudern geriet, erst nach links scherte, dann nach rechts, sodass Laurens Körper von einer Seite auf die andere geschleudert wurde. Sie mussten über eine Bordsteinkante gefahren sein, denn sie wurde in die Luft geworfen und prallte anschließend wieder auf den Boden. Lauren hörte ein lautes Geräusch und spürte einen kräftigen Luftzug.
Die Seitentür war aufgesprungen, aber sie fuhren noch.
Lauren spürte die kühle, feuchte Luft, die in den Wagen drang und nach Abgasen und frisch geschnittenem Gras roch. Der Luftzug belebte sie ein wenig, vertrieb die aufsteigende Übelkeit. Ein wenig. Dann spürte Lauren wieder die starke Wirkung der Droge, die der Mann ihr gespritzt hatte. Dabei war sie noch auf dem Trip von dem Speed. Doch das Mittel, das er ihr gespritzt hatte, löste Schwindel aus und trübte ihre Sinne.
Der Wind fegte durch den Wagen. Die Erde winkte, genau unter ihren Füßen. Es erinnerte sie an den Wirbelwind aus dem Zauberer von Oz . Oder den aus Twister.
Sie fuhren jetzt sogar noch schneller. Einen kurzen Moment fehlte Lauren jedes Zeitgefühl, doch dann kehrte es zurück. Sie hob in dem Moment den Blick, als der Mann wieder nach ihr griff. Jetzt hielt er etwas in der Hand. Es war aus Metall und glänzte. Eine Waffe? Ein Messer? Nein. Es war so schwierig, sich zu konzentrieren. Lauren richtete ihre gesamte
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