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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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lieferte keine brauchbaren Hinweise. Zwei Arbeitsuniformen, ein Stapel dreckiger Unterwäsche und Socken. Die beiden Uniformen stammten von seinem Arbeitsplatz: Acme Parking. Auf einem der Arbeitshemden steckte vorn ein Firmenschild mit Foto, das den Mann als Wilhelm Kreuz identifizierte. Das Foto stimmte mit dem aus der Verbrecherdatei überein.
    Schließlich steckten die Detectives ihre Waffen ein.
    John Shepherd rief die Spurensuche.
    »Es ist sein Name«, sagte der zutiefst erschütterte Cop des SWAT-Teams zu Byrne und Jessica. Auf dem Namensschild auf seinem blauen Kampfanzug stand D. MAURER.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Byrne.
    »Meine Familie ist deutscher Abstammung«, sagte Maurer, der noch immer um Fassung rang. » Kreuz ist deutsch und heißt cross auf Englisch. Auf Englisch wäre sein Name William Cross.«
    Das vierte schmerzhafte Mysterium ist das Tragen des Kreuzes.
    Byrne verließ den Raum und kehrte kurz darauf zurück. Er blätterte seinen Notizblock durch und suchte die Liste junger Mädchen, die als vermisst gemeldet worden waren. Zu den Vermisstenmeldungen gehörten auch Fotos. Es dauerte nicht lange, bis er das entsprechende Foto gefunden hatte. Er kniete sich neben den Leichnam der Jugendlichen und verglich das Foto mit ihrem Gesicht. Der Name des Opfers war Kristi Hamilton, sechzehn Jahre alt, aus Nicetown.
    Byrne stand auf und blickte auf das Bild des Schreckens. Tief in seinem Innern, in den Katakomben dieses Terrors, lag das Wissen verborgen, dass er dem Psychopathen bald gegenüberstehen würde – am Rande eines Abgrunds.
    Als leitender Detective dieses Falles hätte Byrne gern ein paar Worte zu seinem Team gesagt, doch zum ersten Mal in seiner Karriere fand er nicht die richtigen Worte.
    Auf dem Boden neben dem rechten Bein von Kristi Hamilton stand ein Becher von Burger King mit einem Deckel und einem Strohhalm.
    Auf dem Strohhalm war ein Lippenabdruck.
    Der Becher war halb mit Blut gefüllt.
     
    Byrne und Jessica liefen ziellos die Kensington hinunter – allein mit den Bildern des Wahnsinns. Die Sonne lugte schüchtern zwischen den dicken, grauen Wolken hervor. Ein Regenbogen spannte sich über die Straße, ohne ihre Stimmung aufzuhellen.
    Sie hätten beide gern etwas gesagt.
    Sie hätten beide am liebsten geschrien.
    Stattdessen schwiegen beide und kämpften gegen den Sturm in ihren Seelen an.
    Die breite Öffentlichkeit glaubt, die Polizei könne immer den nötigen Abstand wahren, egal, welcher Anblick sich den Beamten bietet, welchen Ereignissen sie gegenüberstehen. Zugegebenermaßen kultivierten viele Cops das Bild des unberührten Herzens. Es war das Bild fürs Fernsehen und für Spielfilme.
    »Er verspottet uns«, sagte Byrne.
    Jessica nickte. Daran bestand kein Zweifel. Der Täter hatte sie mit dem vorsätzlich hinterlassenen Fingerabdruck in die Wohnung von Kreuz gelockt. Jessica erkannte, dass es mit das Schlimmste an ihrem Job beim Morddezernat war, den Wunsch nach Rache zu unterdrücken, zumindest in diesem grässlichen Fall.
    Das Ausmaß an Gewalt nahm zu. Der Anblick von Kreuz’ aufgeschlitztem Körper zeigte, dass es ihnen wohl nicht gelingen würde, den Fall mit einer gewaltlosen Verhaftung abzuschließen. Das Wüten des Rosenkranz-Killers würde mit einer blutigen Auseinandersetzung enden.
    Sie standen vor dem Haus und lehnten sich gegen den Van der Spurensicherung.
    Nach ein paar Minuten schaute einer der uniformierten Beamten aus dem Fenster von Kreuz’ Schlafzimmer.
    »Detectives?«, rief er.
    »Was gibt’s?«, fragte Jessica.
    »Ihr solltet mal raufkommen.«
     
    Die Frau musste Ende achtzig sein. Das trübe Licht, das die beiden nackten Glühbirnen an der Decke im Korridor spendeten, ließ ihre dicken Brillengläser in allen Regenbogenfarben schimmern. Sie stand hinter der Tür, auf eine Gehhilfe aus Aluminium gestützt. Die Alte wohnte zwei Türen neben Wilhelm Kreuz und roch wie Katzenstreu, Menthol und koschere Salami.
    Ihr Name war Agnes Pinsky.
    »Sagen Sie diesen Herrschaften bitte, was Sie mir gerade erzählt haben, Ma’am«, bat der uniformierte Beamte.
    »Eh?«
    Agnes trug einen zerrissenen, beigefarbenen Frottee-Morgenrock, der falsch zugeknöpft war. Dadurch waren die linke und die rechte Seite des Saums unterschiedlich lang, und man konnte eine knielange Miederhose und einen blauen Wollkniestrumpf sehen.
    »Wann haben Sie Mr Kreuz zum letzten Mal gesehen?«, fragte Byrne.
    »Willy? Er ist immer nett zu mir«, sagte sie.
    »Das ist schön.

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