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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Jessica, was sie fragen würde. Doch das machte die Antwort nicht einfacher. Sie wusste es selbst nicht genau. Das Vermächtnis, Michaels Tod. Es gab Gründe, die sie selbst nicht kannte. Schließlich sagte sie bescheiden: »Ich möchte anderen Menschen helfen.«
    Patrice tupfte wieder ihre Augen ab. »Macht es Sie nicht manchmal total fertig, ich meine, wenn Sie mit…«
    …  Toten zu tun haben, beendete Jessica den Satz im Stillen. »Ja«, sagte sie. »Manchmal.«
    Patrice nickte verständnisvoll. Das konnte sie gut verstehen. Sie zeigte auf Kevin Byrne, der in dem Taurus auf der anderen Straßenseite saß. »Ist das Ihr Boss?«
    Jessica folgte ihrem Blick und lächelte das Mädchen dann an. »Nein«, antwortete sie. »Das ist mein Partner.«
    Patrice dachte über die Antwort nach, ehe sie mit Tränen in den Augen lächelte und einfach sagte: »Cool.« Vielleicht gefiel ihr der Gedanke, dass Jessica keinen Boss hatte, der ständig hinter ihr stand.
     
    Jessica schüttelte den Regen von ihrem Mantel, ehe sie in den Wagen stieg.
    »Was rausgekriegt?«, fragte Byrne.
    »Nicht wirklich«, erwiderte Jessica und schaute auf ihren Block. Er war vollkommen durchnässt. Sie warf ihn auf die Rückbank. »Sean Brennans Familie ist vor etwa einem Monat nach Denver gezogen. Die Mädchen haben gesagt, dass Tessa sich mit keinem anderen Jungen getroffen hat. Patrice meinte, Sean sei ein kleiner Hitzkopf.«
    »Lohnt es sich, dem nachzugehen?«
    »Glaub nicht. Ich rufe bei der Schulbehörde in Denver an und frage, ob der junge Mr Brennan in letzter Zeit gefehlt hat.«
    »Was Neues über Dr. Parkhurst?«
    »Irgendwas scheint da zu sein. Ich spüre es.«
    »Was hast du für ein Gefühl?«
    »Ich glaube, die Mädchen haben über private Dinge mit ihm gesprochen. Ich glaube, sie glauben, das Verhältnis zu Parkhurst sei ein bisschen zu persönlich.«
    »Glaubst du, Tessa hat sich mit ihm getroffen?«
    »Wenn, hat sie es ihren Freundinnen nicht gesagt. Ich habe sie nach den drei Wochen gefragt, die Tessa im vergangenen Jahr gefehlt hat. Die Mädchen haben mir etwas verschwiegen. Tessa muss letztes Jahr in der Zeit um Thanksgiving irgendwas erlebt haben.«
    Die Ermittlungen ruhten einen kurzen Augenblick, während Jessica Balzano und Kevin Byrne ihren eigenen Gedanken nachhingen. Nur der Regen, der aufs Dach prasselte, störte die Stille
    Byrnes Handy klingelte, als er den Motor anließ. Er klappte das Handy auf
    »Byrne … ja … ja … super. Danke«, sagte er und klappte das Handy zu.
    Jessica schaute Byrne fragend an. Als nach ein paar Sekunden feststand, dass er von sich aus keinen Kommentar abgeben würde, fragte sie ihn. Falls diese Zurückhaltung eine seiner Charaktereigenschaften war, so war es bei ihr die Neugier. Wenn ihre Zusammenarbeit erfolgreich sein sollte, mussten sie einen Weg finden, beides zu verbinden.
    »Gute Nachrichten?«, fragte Jessica.
    Byrne blickte sie an, als hätte er ganz vergessen, dass sie im Wagen saß. »Ja. Das Labor hat für mich was untersucht. Sie haben ein Haar mit einem Beweisstück verglichen, das wir bei einem Opfer gefunden haben. Dieser Scheißkerl gehört mir.«
    Byrne skizzierte den Fall Gideon Pratt. Jessica hörte die Leidenschaft in seiner Stimme, die unterdrückte Wut, als er über den brutalen, sinnlosen Mord an Deirdre Pettigrew sprach.
    »Wir machen einen kleinen Umweg«, sagte er.
    Ein paar Minuten später hielten sie in der Ingersoll Street vor einem heruntergekommenen Reihenhaus, dessen einst hübsche Fassade noch zu erkennen war. Der Regen wurde immer stärker. Als sie aus dem Wagen stiegen und zum Haus gingen, sah Jessica eine zarte, hellhäutige Afroamerikanerin in den Vierzigern in der Tür stehen. Sie trug einen gesteppten, magentaroten Morgenrock und eine große, getönte Brille. Ein buntes, afrikanisches Tuch bedeckte ihr Haar. Ihre Füße steckten in weißen Plastiksandalen, die mindestens zwei Nummern zu groß waren.
    Als die Frau Byrne erblickte, presste sie eine Hand auf ihr Brustbein, als nähme sein Anblick ihr den Atem. Scheinbar hatten sich in ihrem Leben schon viele schlechte Nachrichten den Weg über diese Treppe in ihr Haus gebahnt, und vermutlich hatten stets Männer, die wie Kevin Byrne aussahen, die Nachrichten überbracht. Kräftige weiße Männer, die sich als Polizisten, Steuereintreiber, Sozialarbeiter oder Hauswirte entpuppten.
    Als sie die verfallenen Stufen hinaufstiegen, entdeckte Jessica ein verblichenes Foto in DIN-A4-Größe im

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