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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Tür gegenüberlag, hatte sie ein großes Kruzifix ertastet. Auf dem Boden stand eine gepolsterte Kniebank. Der Teppich auf dem Boden war neu. Sie nahm den Geruch der neuen Fasern wahr. Hinter der Tür konnte sie einen schwachen Schimmer gelben Lichts sehen. Sie hatte Hunger und Durst, wagte aber nicht, um etwas zu bitten.
    Er wollte, dass sie betete. Er war in die Dunkelheit getreten, hatte ihr einen Rosenkranz gegeben und sie aufgefordert, mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis zu beginnen. Er hatte sie nicht unsittlich berührt. Zumindest wusste sie es nicht.
    Er hatte sie eine Zeit lang allein gelassen, war aber jetzt wieder da und ging – scheinbar gereizt – vor dem Schrank auf und ab.
    »Ich höre dich nicht«, sagte er von der anderen Seite der Tür. »Was hat Papst Pius VI. dazu gesagt?«
    »Ich … ich weiß es nicht«, sagte Bethany.
    »Er hat gesagt, dass der Rosenkranz ohne innere Einkehr ein Körper ohne Seele sei und die Rezitation das Risiko berge, sich in eine bloße mechanische Aufzählung formelhafter Sätze zu verwandeln, was eine Übertretung der Ermahnung Christi bedeuten würde.«
    »Es tut mir Leid.«
    Warum tat er das? Er war vorher nett zu ihr gewesen. Sie hatte Schwierigkeiten gehabt, und er hatte sie rücksichtsvoll behandelt.
    Das Geräusch der Maschine wurde lauter. Es hörte sich an wie ein Bohrer. »Jetzt!«, dröhnte die Stimme.
    »Heilige Jungfrau, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir«, begann sie vermutlich zum hundertsten Mal.
    Der Herr ist mit dir , dachte sie, und wieder umnebelte sich ihr Verstand.
    Ist der Herr mit mir?
     

 
     
    26.
     
     
    Dienstag, 16.00 Uhr
     
     
    D ie Qualität des Schwarz-Weiß-Videos war nicht besonders gut, dennoch war das Kommen und Gehen auf dem Parkplatz des St. Joseph’s Hospitals deutlich zu erkennen. Wie nicht anders zu erwarten, waren es vor allem Krankenwagen, Streifenwagen, Lieferwagen von Sanitätshäusern und Wartungsfirmen. Bei den Fußgängern handelte es sich größtenteils um Angestellte des Krankenhauses: Ärzte, Pflegepersonal, Sanitäter, Verwaltungskräfte. Durch diesen Eingang gingen ein paar Besucher und einige Polizisten.
    Jessica, Byrne, Tony Park und Nick Palladino saßen in dem winzigen Zimmer, das als Frühstücks- und Videoraum diente. Als das Band auf 16:06:03 stand, sahen sie Nicole Taylor.
    Nicole verlässt das Krankenhaus durch den Eingang für Zulieferer, zögert einen Moment und steuert dann gemächlichen Schrittes auf die Straße zu. Über ihrer rechten Schulter hängt eine kleine Handtasche, und in der linken Hand hält sie eine Flasche Fruchtsaft. Am Ablageort der Leiche in den Bartram Gardens waren weder eine Tasche noch eine Flasche gefunden worden.
    Als Nicole die Straße erreicht, scheint sie am oberen Rand des Videobandes jemanden zu erkennen. Sie schlägt erstaunt die Hand vor den Mund und geht dann zu dem Wagen, der ganz links in der Ecke des Bildschirms parkt. Es scheint ein Ford Windstar zu sein. Insassen des Wagens sind keine zu sehen.
    Als Nicole die Beifahrerseite erreicht, schiebt sich ein Lieferwagen von Allied Medical zwischen die Kamera und den Minivan.
    »Scheiße«, fluchte Byrne. »Weiter, weiter.«
    Das Band zeigte 16:06:55 an.
    Der Fahrer des Lieferwagens von Allied Medical steigt auf der Fahrerseite aus und geht ins Krankenhaus. Ein paar Minuten später kehrt er zurück und steigt wieder ein.
    Als der Lieferwagen wegfährt, sind der Windstar und Nicole verschwunden.
    Sie ließen das Band noch fünf Minuten laufen und spulten es dann im Schnelllauf vor. Weder Nicole noch der Windstar kehrten zurück.
    »Können wir das Band zu der Stelle zurückspulen, als Nicole zu dem Van geht?«, fragte Jessica.
    »Kein Problem«, erwiderte Tony Park.
    Sie schauten sich die dreiundfünfzig Sekunden des Bandes immer wieder an. Nicole verlässt das Gebäude, läuft unter dem Vordach entlang und nähert sich dem Windstar. Jedes Mal, wenn der Lieferwagen auftaucht und Nicole und den Ford verdeckt, hielten sie das Band an.
    »Kannst du es näher heranholen?«, fragte Jessica.
    »Nicht auf diesem Gerät«, erwiderte Park. »Aber unsere Bildexperten machen alles möglich.«
    Jessica stand auf und betrachtete das Bild auf dem kleinen Schwarz-Weiß-Monitor aus nächster Nähe. Es sah aus, als ob das Kfz-Kennzeichen aus Pennsylvania stammte und mit einer 6 endete. Die Ziffern und Buchstaben davor waren unmöglich zu erkennen. Wenn sie die ersten Ziffern gehabt hätten, wäre es viel einfacher gewesen, das

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