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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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gerechnet. Karen Hillkirk war die Schülerin, mit der Parkhurst eine Affäre in Ohio gehabt hatte.
    »Es war nicht so, wie Sie denken, Detective.«
    »Dann klären Sie uns auf«, sagte Byrne.
    Bei dem Wort uns warf Parkhurst einen Blick auf den Spiegel. Jessica glaubte, die Andeutung eines Lächelns zu sehen. Am liebsten hätte sie ihm einen ihrer Jabs oder Haken verpasst, um dieses Lächeln zu vertreiben.
    Ein wenig zerknirscht senkte Parkhurst den Kopf, als hätte er diese Geschichte schon oft erzählt, wenn auch nur sich selbst.
    »Es war ein Fehler«, gab er zu. »Ich … ich war noch sehr jung. Und Karen war sehr reif für ihr Alter. Es ist … einfach passiert.«
    »Waren Sie ihr Beratungslehrer?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie, dass es Menschen geben könnte, die behaupten, Sie würden Ihre Machtposition missbrauchen, nicht wahr?«
    »Natürlich«, entgegnete Parkhurst. »Das weiß ich.«
    »Hatten Sie dieselbe Beziehung zu Tessa Wells?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie eine Schülerin namens Nicole Taylor?«
    Parkhurst zögerte eine Sekunde. Das Tempo des Verhörs nahm zu, und es schien, als wollte Parkhurst es bremsen. »Ja, ich kenne Nicole.«
    Kenne , dachte Jessica. Präsenz.
    »Haben Sie sie beraten?«, fragte Byrne.
    »Ja. Ich arbeite mit den Schülerinnen von fünf Konfessionsschulen.«
    »Wie gut kennen Sie Nicole?«
    »Ich habe sie ein paar Mal gesehen.«
    »Was können Sie mir über dieses Mädchen sagen?«
    »Nicole hat Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein. Hinzu kommen Schwierigkeiten zu Hause«, sagte Parkhurst.
    »Welche Probleme hat sie mit ihrem Selbstbewusstsein?«
    »Nicole ist Einzelgängerin. Sie gehört der Grufti-Szene an, aus diesem Grund ist sie in der Schule ein wenig isoliert.«
    »Grufti?«
    »Ja. Sie kleiden sich anders und hören andere Musik als die … nun ja, normalen Jugendlichen.«
    »Wie kleiden sie sich?«
    »Das ist nicht einheitlich. Charakteristisch für die Grufti-Szene ist jedenfalls ein stereotypes schwarzes Äußeres. Schwarze Fingernägel, schwarzer Lippenstift, zahlreiche Piercings. Einige Jugendliche kleiden sich auch im viktorianischen Stil, oder sie tragen Sachen, die die Industrie eigens für diese Zielgruppe anbietet. Ihre musikalischen Vorlieben erstrecken sich von Bauhaus bis hin zu Bands wie The Cure oder Siouxsie and The Banshees.«
    Byrne musterte Parkhurst einen Moment mit ungerührtem Blick. Parkhurst reagierte darauf indem er nervös auf seinem Stuhl ruckte und über seine Kleidung strich. Er wartete, bis Byrne das Wort ergriff. »Sie scheinen sich mit diesen Dingen gut auszukennen«, sagte Byrne schließlich.
    »Das gehört zu meinem Job, Detective. Ich könnte meinen Mädchen nicht helfen, wenn ich nicht wüsste, woher sie kommen.«
    Wieder meine Mädchen , dachte Jessica.
    »Ehrlich gesagt«, fuhr Parkhurst fort, »besitze ich selbst ein paar Cure-CDs.«
    Das glaube ich gern, ging es Jessica durch den Kopf.
    »Sie sagten, Nicole habe Schwierigkeiten zu Hause gehabt«, sagte Byrne. »Um was ging es genau?«
    »Nun, zum einen gibt es in ihrer Familie einen Fall von Alkoholmissbrauch …«
    »Gewalt?«
    Parkhurst überlegte. »Soviel ich weiß, nein. Aber selbst wenn ich es genau wüsste, könnte ich es Ihnen nicht sagen, weil es hier um streng vertrauliche Dinge geht.«
    »Sind das die Themen, über die Ihre Schülerinnen mit Ihnen sprechen?«
    »Ja. Diejenigen, die dafür prädisponiert sind.«
    »Sind viele Schülerinnen prädisponiert , vertrauliche Details ihres Familienlebens mit Ihnen zu besprechen?«
    Byrne legte eine besondere Betonung auf dieses Wort. Parkhurst entging das nicht. »Ja. Ich glaube, ich habe die Fähigkeit, jungen Menschen ihre Befangenheit zu nehmen.«
    Jetzt verteidigt er sich , dachte Jessica.
    »Ich verstehe die ganzen Fragen über Nicole nicht«, sagte Parkhurst. »Ist ihr etwas zugestoßen?«
    »Ihre Leiche wurde heute Morgen gefunden«, sagte Byrne.
    »O Gott«, rief Parkhurst und erblasste. »Ich habe die Nachrichten gesehen … Ich hatte keine Ahnung …«
    Der Name des Opfers war in den Nachrichten nicht genannt worden.
    »Wann haben Sie Nicole zum letzten Mal gesehen?«
    Parkhurst dachte nach. »Das ist schon ein paar Wochen her.«
    »Wo waren Sie am Donnerstagmorgen, Dr. Parkhurst? Und am Freitagmorgen.«
    Jessica war sicher, dass Parkhurst wusste, was diese Fragen bedeuteten. Das Verhör hatte soeben jene Grenze überschritten, die Zeugen von Verdächtigen trennte.
    Parkhurst schwieg.
    »Es ist eine reine Routinefrage«,

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