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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Straßen Nord-Philadelphias weitgehend abgelegt hatte.
    »Der ... was? «, fragte Spencer.
    »Ich bin der Unheil verkündende Fleck auf dem Röntgenbild, Mr. Spencer. Ich bin der Fahrer, der bei Rot über die Ampel rast – einen Sekundenbruchteil, bevor der Unfall geschieht. Ich bin das Flugzeugtriebwerk, das beim Start explodiert. Sie haben niemals mein Gesicht gesehen, weil ich bis heute gewesen bin, was anderen passiert.«
    »Sie verstehen nicht ...«, jammerte Spencer.
    »Klären Sie mich auf«, erwiderte Roland und fragte sich, was für ein Märchen er sich diesmal anhören musste. Er schaute auf die Uhr. »Sie haben eine Minute.«
    »Sie war achtzehn«, sagte Spencer.
    »Sie ist noch keine dreizehn .«
    »Das ist verrückt. Haben Sie sie gesehen?«
    »Habe ich.«
    »Sie war einverstanden. Ich habe sie zu nichts gezwungen.«
    »Da habe ich aber etwas ganz anderes gehört. Ich habe gehört, dass Sie das Mädchen in den kleinen Keller Ihres Hauses gebracht haben. Ich habe gehört, Sie haben sie im Dunkeln gefangen gehalten und ihr Drogen gegeben. Waren es Poppers? Oder eine andere Partydroge?«
    »Das können Sie nicht machen!«, sagte Spencer. »Sie wissen nicht, wer ich bin!«
    »Ich weiß genau, wer Sie sind. Noch wichtiger ist, wo Sie sind. Schauen Sie sich um. Sie sind hier mitten auf einem Feld, Ihre Hände sind auf Ihrem Rücken gefesselt, und Sie betteln um Ihr Leben. Glauben Sie, dass die Entscheidungen, die Sie in Ihrem Leben getroffen haben, gut für Sie waren?«
    Keine Antwort. Roland hatte auch nicht damit gerechnet.
    »Erzählen Sie mir, was im Fairmount Park passiert ist«, sagte er. »Im April 1995. Mit den beiden Mädchen.«
    »Was?«
    »Geben Sie zu, was Sie getan haben, Mr. Spencer. Beichten Sie, was Sie damals getan haben, dann werden Sie den Tag vielleicht überleben.«
    Spencers Blick wanderte von Roland zu Charles und zurück. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Roland nickte Charles zu. Charles ergriff die Schaufel. Basil Spencer begann zu weinen.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, fragte er schluchzend.
    Ohne ein Wort zu sagen, trat Roland ihm gegen die Brust, sodass Spencer rücklings in das Grab stürzte. Als Roland einen Schritt vortrat, konnte er den Gestank riechen: Basil Spencer hatte sich in die Hose gemacht. So war es bei allen.
    »Passen Sie auf. Etwas kann ich noch für Sie tun«, sagte Roland. »Ich spreche mit dem Mädchen. Wenn es wirklich freiwillig mitgemacht hat, komme ich zurück und hole Sie hier raus, und Sie können dieses Erlebnis als die größte Lehre Ihres Lebens betrachten. Wenn nicht ... wer weiß, vielleicht gelingt es Ihnen ja, sich zu befreien. Vielleicht auch nicht.«
    Roland griff in seine Sporttasche und zog einen langen PVC-Schlauch heraus. Der Plastikschlauch war wie ein Schwanenhals gebogen, zwei Zentimeter dick und einen Meter zwanzig lang. Ein Ende war mit einem Mundstück versehen, wie es bei Lungentests verwendet wurde. Roland hielt den Schlauch über Basil Spencers Gesicht. »Klemmen Sie sich das zwischen die Zähne.«
    Spencer wandte den Kopf ab. Die Wahrheit war zu grausam, um sie ertragen zu können.
    »Wie Sie wollen«, sagte Roland und zog den Schlauch wieder weg.
    »Nein!«, schrie Spencer. »Geben Sie her!«
    Roland zögerte einen Moment, ehe er Spencer den Schlauch wieder vors Gesicht hielt. Diesmal presste Spencer das Mundstück fest zwischen seine Zähne.
    Roland nickte Charles zu, der die lavendelblauen Handschuhe auf die Brust des Mannes legte, ehe er die Erde in das Grab schaufelte. Als er fertig war, ragte der Schlauch etwa zehn Zentimeter aus dem Boden. Roland hörte das verzweifelte, nasse Ein- und Ausatmen durch den schmalen Schlauch. Das Geräusch ähnelte dem eines Absaugers beim Zahnarzt. Charles trat die Erde platt, ehe er mit Roland zum Wagen zurückkehrte.
    Ein paar Minuten später fuhr Roland den Lieferwagen rückwärts an den Rand des Grabes und ließ den Motor laufen. Er stieg aus und zog einen langen Gummischlauch von der Ladefläche, der dicker war als der PVC-Schlauch. Er ging zum Heck des Lieferwagens und steckte das eine Ende in den Auspuff. Das andere Ende stülpte er über den Schlauch, der aus der Erde ragte.
    Roland lauschte und wartete, bis die Sauggeräusche schwächer wurden. Jetzt schweiften seine Gedanken an den Ort, wo zwei kleine Mädchen vor vielen Jahren an den Ufern des Wissahickon Creeks herumgehüpft waren – das Auge Gottes wie eine goldene Sonne über ihnen.
    Die Gemeinde hatte sich herausgeputzt.

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