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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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dachte kurz nach. »Bis Mitte der Neunziger. Bis meine Tochter dreizehn Jahre alt war. Wir haben es nicht gewusst. Sie war immer ein verschlossenes Mädchen, auch schon bevor die Probleme begannen, verstehen Sie? Sie behielt ihre Gefühle für sich.«
    »Was wurde aus Edgar?«
    »Meine Schwester ließ sich scheiden. Er zog zurück nach Winterton, New Jersey ... da kam er her, wissen Sie. Seine Eltern starben vor ein paar Jahren, doch er lebt noch dort.«
    »Seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    »Hat Dina jemals mit Ihnen über diese Dinge gesprochen?«
    »Nein, Herr Pastor. Niemals.«
    »Wie geht es Ihrer Tochter jetzt?«
    Evelyns Hände zitterten plötzlich. Es schien, als brächte sie kein Wort mehr heraus. Schließlich aber sagte sie: »Meine Kleine ist tot, Pastor Roland. Letzte Woche hat sie Tabletten geschluckt. Sie hat sich das Leben genommen ... als wäre es ihr Leben, das beendet werden musste. Wir haben sie auf dem Friedhof in York begraben, wo ich herstamme.«
    Die Betroffenheit war spürbar. Niemand sagte ein Wort.
    Roland legte die Arme um die massigen Schultern der verzweifelten Frau und hielt sie fest, während sie bitterlich weinte. Charles stand auf und verließ den Raum, denn es bestand die Gefahr, dass die Gefühle ihn überwältigten.
    Aber es gab auch viel zu tun, viel vorzubereiten.
    Roland lehnte sich zurück und sammelte sich. Er streckte die Arme vor, und alle reichten sich die Hände. »Lasst uns zum Herrn beten. Lasst uns beten für die Seele von Dina Reyes und die Seelen aller, die sie geliebt haben«, sagte Roland.
    Alle schlossen die Augen und beteten leise.
    Als sie ihre Gebete beendet hatten, stand Roland auf. »Der Herr hat mich geschickt, dass ich die gebrochenen Herzen wieder zusammenfüge.«
    »Amen«, sagte jemand.
    Charles kam zurück und blieb in der Tür stehen. Roland wechselte einen Blick mit ihm. Charles hatte im täglichen Leben einen Berg an Problemen zu bewältigen, darunter die einfachsten Dinge, die viele Menschen als selbstverständlich betrachteten. Doch die Arbeit am Computer war Charles’ große Stärke. Der Herr hatte Charles mit der Gabe ausgestattet, mit dem PC umgehen zu können wie ein Virtuose, und er hatte ihm ein unglaubliches Verständnis für die tiefsten Geheimnisse des Internets gegeben – ein Talent, mit dem Roland nicht gesegnet war.
    Roland konnte an Charles’ Miene ablesen, dass er Winterton, New Jersey, bereits auf seinem PC-Routenplaner gefunden und die Strecke auch schon ausgedruckt hatte.
    Sie würden bald aufbrechen.

15.
    J essica und Byrne überprüften an diesem Nachmittag die Waschsalons, die man entweder gut zu Fuß oder gut mit der SEPTA-Buslinie von Kristina Jakos’ Haus in North Lawrence aus erreichen konnte. Insgesamt standen fünf Münz-Waschsalons auf ihrer Liste. Nur zwei davon hatten nach elf Uhr abends noch geöffnet. Als sie sich einem Waschsalon mit Namen City-Wash näherten, stellte Jessica die Frage, die ihr auf der Seele lag.
    »War die Pressekonferenz so schlimm, wie es im Fernsehen ausgesehen hat?« Jessica hatte sich eine Aufzeichnung der Pressekonferenz in einem Fernseher über der Theke eines Tante-Emma-Ladens in der Vierten Straße angeschaut, nachdem sie die Kirche St. Seraphim verlassen hatte.
    »Nein«, sagte Byrne. »Es war viel, viel schlimmer.«
    Das hatte Jessica fast befürchtet. »Werden wir jemals darüber sprechen?«
    »Ja, werden wir.«
    Byrnes Einsilbigkeit enttäuschte Jessica, doch sie ließ es dabei bewenden. Manchmal errichtete Byrne eine Mauer um sich herum, die man unmöglich überwinden konnte.
    »Sag mal, wo ist unser amischer Nachwuchs-Detective?«, fragte er.
    »Josh fährt Zeugen für Ted Campos hin und her. Er stößt später zu uns.«
    »Was haben wir in der Kirche erfahren?«
    »Dass Kristina ein wunderbarer Mensch war und dass alle Kinder sie geliebt haben. Dass sie sehr engagiert war. Dass sie mitgeholfen hat, die Weihnachtsaufführung vorzubereiten.«
    »Ja«, murmelte Byrne. »Heute Nacht legen sich wieder zehntausend Mistkerle grinsend ins Bett, nachdem sie Gott und die Welt beschissen haben, und schlafen tief und fest, doch eine junge Frau, die von allen geliebt wurde und mit den Kindern ihrer Kirchengemeinde gearbeitet hat, liegt beim Gerichtsmediziner auf dem Tisch.«
    Jessica wusste, was er meinte. Das Leben war oft verdammt ungerecht. Es lag an ihnen, wenigstens ein bisschen Gerechtigkeit einzufordern. Mehr konnten sie nicht tun.
    »Ich frage mich, ob Kristina

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