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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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stellen. Sie warf Byrne einen Blick zu. Er lächelte und schaute aus dem Fenster. Er würde ihr nicht helfen. Danke, Partner. »Verzeihung. Heißt das, dass er sich nicht erinnert oder dass sie allein war?«
    Die Frau fragte wieder ihren Vater. Er antwortete in einem lauten, schrillen Tonfall. Jessica sprach kein Vietnamesisch, hätte aber wetten können, dass der Mann ein paar Schimpfwörter eingefügt hatte. Wahrscheinlich hatte er geschrien, dass Kristina allein gewesen sei und dass er endlich seine Ruhe haben wolle.
    Jessica reichte der Frau ihre Visitenkarte und trug ihre übliche Bitte vor, sie möge anrufen, falls ihr noch etwas einfiel. Dann drehte sie sich um und warf einen Blick in den Waschsalon. Zurzeit waren an die zwanzig Personen hier, die wuschen, Maschinen beluden und Wäschestücke schüttelten oder zusammenfalteten. Auf den Tischen lagen Kleidung, Zeitschriften, Getränke, Babytragen. Es wäre reine Zeitverschwendung gewesen, von den unzähligen Oberflächen Fingerabdrücke zu nehmen.
    Doch jetzt wussten sie, dass ihr Opfer zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort noch gelebt hatte. Von hier aus konnten sie eine gründliche Überprüfung der unmittelbaren Umgebung vornehmen und nachsehen, der Bus welcher Linie auf der anderen Straßenseite hielt. Der Waschsalon war bestimmt zehn Straßen von Kristinas neuem Haus entfernt. Vermutlich hatte sie diese Strecke in der Kälte und mit ihrer Wäsche nicht zu Fuß zurückgelegt. Wenn niemand sie gefahren und wenn sie kein Taxi genommen hatte, müsste sie folglich den Bus genommen haben. Oder hatte es zumindest vorgehabt. Vielleicht erinnerte ein Busfahrer sich an sie.
    Das war nicht viel, aber ein Anfang.
    Als Jessica und Byrne den Waschsalon verließen, wartete Josh Bontrager bereits auf der anderen Straßenseite.
    Die drei Detectives befragten sämtliche Anwohner der Wohngegend. Sie zeigten Kristinas Foto den Straßenverkäufern, den Geschäftsinhabern, den Jungen, die mit dem Fahrrad herumfuhren, und den Typen, die an den Hausecken lungerten. Alle, ob Männer oder Frauen, reagierten gleich: Hübsche Frau. Leider erinnerte sich niemand, gesehen zu haben, dass Kristina vor ein paar Tagen – oder sonst irgendwann – den Waschsalon verlassen hatte. Es war Nachmittag, als sie alle vernommen hatten: Anwohner, Geschäftsinhaber, Taxifahrer.
    Genau gegenüber vom Waschsalon standen zwei Reihenhäuser. Sie hatten bereits mit der Frau gesprochen, die im linken Reihenhaus wohnte. Sie war zwei Wochen verreist gewesen und hatte nichts gesehen. Als Jessica und Byrne an die Tür des anderen Reihenhauses geklopft hatten, hatte niemand reagiert. Doch auf dem Weg zum Wagen sah Jessica, dass die Gardine einen Spalt zur Seite gezogen und sofort wieder losgelassen wurde. Sie gingen zu dem Reihenhaus zurück.
    Byrne klopfte ans Fenster. Schließlich öffnete eine Jugendliche die Tür. Byrne zeigte ihr seine Dienstmarke.
    Das Mädchen war dünn und blass und um die siebzehn. Offenbar machte es sie nervös, mit der Polizei zu sprechen. Ihr rotblondes Haar hing strähnig herunter. Sie trug eine abgetragene braune Cordlatzhose, ausgetretene beige Sandalen und verfilzte weiße Socken. Ihre Fingernägel waren abgekaut.
    »Wir würden dir gerne ein paar Fragen stellen«, sagte Byrne. »Es dauert nicht lange.«
    Keine Antwort.
    »Miss?«
    Das Mädchen schaute auf seine Füße. Seine Lippen zitterten leicht, aber es sagte nichts. Allmählich wurde es unangenehm.
    Josh Bontrager wechselte einen Blick mit Byrne und hob eine Augenbraue, als wollte er fragen, ob er die Vernehmung übernehmen dürfe. Byrne nickte. Bontrager trat vor.
    »Hi«, sagte er zu dem Mädchen.
    Das Mädchen hob den Kopf, schwieg aber weiterhin.
    Bontragers Blick glitt an dem Mädchen vorbei ins Wohnzimmer des Reihenhauses, dann wieder zu dem Mädchen zurück. »Kannscht du Pennsilfaanisch Deitsch schwetzer?«
    Das Mädchen war sprachlos. Es musterte Josh Bontrager von oben bis unten, lächelte zaghaft und nickte.
    »Wir sprechen Englisch, okay?«, sagte Bontrager.
    Plötzlich schien das Mädchen sich seiner Aufmachung bewusst zu werden, strich sich das Haar hinter die Ohren und lehnte sich gegen den Türpfosten. »Okay.«
    »Wie heißt du?«
    »Emily«, erwiderte sie leise. »Emily Miller.«
    Bontrager zeigte ihr ein Foto von Kristina Jakos. »Hast du diese Frau schon mal gesehen, Emily?«
    Das Mädchen betrachtete das Foto einen Moment. »Ja. Die hab ich gesehen.«
    »Und wo?«
    Emily zeigte auf

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