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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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ein Doppelleben geführt hat«, sagte Jessica.
    Byrnes Aufmerksamkeit war geweckt. »Ein Doppelleben? Wie kommst du darauf?«
    Jessica senkte die Stimme, obwohl kein Grund dazu bestand. Es war reine Angewohnheit. »Ich bin mir nicht sicher, aber ihre Schwester hat so etwas angedeutet. Auch ihre Mitbewohnerin wäre beinahe damit herausgerückt. Und der Pastor von St. Seraphim sagte mir, tief in ihrem Innern sei sie von Traurigkeit erfüllt gewesen.«
    »Traurigkeit?«
    »Genau das hat er gesagt.«
    »Alle Menschen sind dann und wann traurig, Jess. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie in dubiose oder gar illegale Machenschaften verstrickt sind.«
    »Trotzdem. Ich werde mir die Mitbewohnerin noch mal vorknöpfen. Vielleicht sollte ich mir auch Kristinas Sachen noch einmal gründlich ansehen.«
    »Gute Idee.«
    City-Wash war der dritte Waschsalon, den sie aufsuchten. Die Inhaber der beiden ersten Salons hatten sich nicht erinnern können, die hübsche, schlanke blonde Frau jemals gesehen zu haben.
    Im City-Wash standen vierzig Waschmaschinen und zwanzig Trockner. Von der rostfleckigen, schallgedämpften Decke hingen Plastikblumen. Neben dem Eingang standen zwei Automaten, an denen man Waschpulver kaufen konnte. Zwischen ihnen hing ein Schild mit der Aufschrift: Bitte die Automaten nicht mutwillig zerstören . Jessica fragte sich, wie viele Vandalen sich wohl daran hielten. Vermutlich lag ihr Anteil ebenso hoch wie bei den Leuten, die sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielten. An der hinteren Wand standen zwei Getränkeautomaten und ein Wechselautomat. Zu beiden Seiten des Mittelgangs, wo die Waschmaschinen Rücken an Rücken aufgestellt waren, standen ein paar lachsfarbene Plastikstühle und Tische.
    Es war schon eine Weile her, dass Jessica in einem Waschsalon gewesen war. Dieser Besuch erinnerte sie an ihre Studentenzeit. Die Langeweile, die zerfledderten Zeitschriften, der Geruch nach Waschpulver, Bleichmittel und Weichspüler, das Klirren der vergessenen Münzen im Trockner. Sie hatte diese Zeiten nie vermisst.
    Hinter der Theke saß eine Vietnamesin in den Sechzigern. Sie war klein, hatte strubbeliges Haar und trug eine Wendeweste mit Blumenmuster und fünf oder sechs bunte Nylon-Bauchtaschen. Auf dem Boden neben ihr saßen zwei Kleinkinder, die in Malbüchern kritzelten. Auf einem Regal stand ein Fernseher, in dem ein vietnamesischer Actionfilm lief. Hinter der Frau saß ein asiatischer Mann, dessen Alter irgendwo zwischen achtzig und hundert Jahren liegen musste; man konnte es unmöglich schätzen. Auf einem Schild neben der Kasse stand Mrs. V. Tran, Inhaberin .
    Jessica zeigte der Frau ihre Dienstmarke und stellte sich und Byrne vor. Dann zeigte sie ihr das Bild, das sie von Natalya Jakos bekommen hatte, das Glamour-Foto von Kristina.
    »Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen?«, fragte Jessica.
    Die Vietnamesin setzte ihre Brille auf und betrachtete das Foto. Zuerst hielt sie es eine Armlänge entfernt; dann starrte sie aus nächster Nähe darauf. »Ja«, sagte sie schließlich. »Sie war ein paar Mal hier.«
    Jessica warf Byrne einen Blick zu. Beide spürten, wie das Adrenalin durch ihre Adern strömte – wie jedes Mal, wenn sie auf eine erste Spur gestoßen waren.
    »Erinnern Sie sich, wann Sie die Frau zum letzten Mal gesehen haben?«, fragte Jessica.
    Die Vietnamesin schaute auf die Rückseite des Fotos, als hoffte sie, dort ein Datum zu entdecken, das ihr bei der Beantwortung der Frage helfen könnte. Dann zeigte sie es dem alten Mann. Er antwortete ihr auf Vietnamesisch.
    »Mein Vater sagt, vor fünf Tagen.«
    »Erinnert er sich an die Uhrzeit?«
    Die Frau drehte sich wieder zu dem alten Mann um. Dieser antwortete ihr sichtlich verärgert, weil er bei seinem Film gestört wurde.
    »Es war nach elf Uhr abends«, sagte die Frau und zeigte mit dem Daumen auf den alten Mann. »Mein Vater. Er hört nicht so gut, aber er erinnert sich an alles. Er sagt, dass er nach elf Uhr hier war, um die Wechselautomaten zu leeren. Als er gerade dabei war, kam sie herein.«
    »Erinnert er sich, ob zu dem Zeitpunkt noch jemand hier war?«
    Die Vietnamesin fragte erneut ihren Vater. Er schrie ihr die Antwort förmlich ins Gesicht. »Er sagt nein. Es waren keine anderen Kunden hier.«
    »Erinnert er sich, ob jemand bei ihr war?«
    Sie gab die Frage an ihren Vater weiter. Der Mann schüttelte den Kopf. Er stand kurz vor der Explosion.
    »Nein«, sagte die Frau.
    Jessica traute sich kaum noch, weitere Fragen zu

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