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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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sich einen Weg am Bach entlang. Nur das Rauschen des Wassers war zu hören. Es ging schrecklich langsam voran. Jessica knipste die Taschenlampe immer nur kurz ein, um die Batterien zu schonen. Jedes Mal erhellte der dünne Strahl die dicken Schneeflocken, die durch die Luft wirbelten.
    Jessica hatte einen dünnen Ast aufgehoben und benutzte ihn nun, um sich den Weg voran zu tasten. Langsam ging sie voran, schwenkte den Ast durch die Dunkelheit und spürte bei jedem Schritt den eisigen Boden.
    Plötzlich stand ihr ein Hindernis im Weg.
    Genau vor ihr befand sich ein knapp mannshoher Berg aus Wurzeln und Ästen. Wenn sie weiter am Bach entlanggehen wollte, musste sie das Hindernis irgendwie überwinden. Sie trug Schuhe mit Ledersohle, die fürs Wandern und Klettern nicht besonders gut geeignet waren.
    Jessica suchte den kürzesten Weg und kletterte das Gewirr aus Wurzeln und Ästen hinauf. Alles war von einer Schneeschicht bedeckt, unter der sich Eis gebildet hatte. Mehr als einmal rutschte sie aus und kratzte sich Knie und Ellbogen auf. Ihre Hände waren so kalt, dass sie die Finger kaum noch spürte.
    Nach drei Versuchen gelangt es ihr endlich, den Berg hinaufzuklettern, ohne erneut auszurutschen. Sie stürzte die andere Seite hinunter und fiel auf ein Bett aus zerbrochenen Zweigen und Kiefernnadeln.
    Einen Augenblick blieb Jessica erschöpft sitzen und kämpfte mit den Tränen. Sie schaltete die Taschenlampe ein. Die Batterien waren fast leer. Ihre Muskeln schmerzten, und ihr Kopf pochte. Jessica durchwühlte sämtliche Taschen in der Hoffnung, etwas zu finden – Kaugummi, Pfefferminz, Bonbons. In der Innentasche entdeckte sie etwas. Sie war sicher, dass es ein Tic Tac war. Ein tolles Abendessen! Als sie es herausgefischt hatte, stellte sie fest, dass es noch besser war als ein Tic Tac. Es war eine Schmerztablette. Manchmal nahm sie ein paar davon mit zur Arbeit; diese hier musste übrig geblieben sein, als sie mal Kopfschmerzen oder einen Kater gehabt hatte. Kurz entschlossen steckte Jessica sich die Tablette in den Mund und würgte sie hinunter. Wahrscheinlich würde sie gegen den Güterzug, der durch ihren Kopf donnerte, nicht viel ausrichten, doch sie symbolisierte zumindest einen Hoffnungsschimmer, eine Art Meilenstein eines Lebens, das tausend Kilometer entfernt zu sein schien.
    Jessica war mitten im Wald. Es war stockdunkel, und sie hatte nichts zu essen und keinen Unterschlupf. Sie dachte an Vincent und Sophie. Vincent ging bestimmt schon die Wände hoch. Da in ihren Jobs ständig und überall Gefahren lauerten, hatten sie vor langer Zeit einen Pakt geschlossen: Sie würden niemals zu Abend essen, ohne miteinander telefoniert zu haben. Niemals. Wenn einer von ihnen nicht anrief, stimmte etwas nicht.
    Hier stimmte mit Sicherheit etwas nicht.
    Als Jessica aufstand, zuckte sie zusammen. Ihr ganzer Körper war zerkratzt und schmerzte. Sie kämpfte gegen eine lähmende Verzweiflung an.
    Dann sah sie es. Ein Licht in geringer Entfernung. Es war schwach und flackerte, nur ein winziger Lichtpunkt in der pechschwarzen Nacht. Es könnten Kerzen oder Petroleumlampen oder vielleicht ein Ölheizgerät sein. Auf jeden Fall bedeutete das Licht Leben. Wärme. Jessica hätte am liebsten gejubelt, besann sich jedoch eines Besseren. Das Licht war viel zu weit weg, und sie wusste nicht, ob Tiere in der Nähe waren. Auf diese Art von Aufmerksamkeit konnte sie jetzt gut verzichten.
    Jessica konnte nicht erkennen, ob das Licht aus einem Haus oder überhaupt aus einem Gebäude schien. Sie hörte keine Geräusche einer nahen Straße; also stammte das Licht wohl auch nicht von einem Fahrzeug. Vielleicht war es ein Lagerfeuer. In Pennsylvania kampierten die Leute das ganze Jahr über.
    Jessica schätzte, dass zwischen ihr und dem Licht etwa sieben- bis achthundert Meter lagen, und sie wusste nicht, was sie auf dieser Strecke erwartete. Sie könnte auf alle möglichen Hindernisse stoßen: Felsen, Bäche, Gräben.
    Bären.
    Jedenfalls hatte sie jetzt eine Richtung, an der sie sich orientieren konnte.
    Jessica machte ein paar unsichere Schritte und lief auf das Licht zu.

88.
    R oland fuhr in einem Boot. Seine Arme und Beine waren mit einem Strick gefesselt. Der Mond stand hoch am Himmel. Es schneite nicht mehr, und die Wolken hatten sich aufgelöst. In dem Licht, das von der leuchtend weißen Erde reflektiert wurde, sah er viele Dinge. Er fuhr einen schmalen Kanal hinunter. Auf beiden Seiten standen große, verfallene Gebilde. Er sah

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