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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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die riesige Nachbildung eines Märchenbuchs, das in der Mitte aufgeschlagen war. Er sah ein paar große Fliegenpilze aus Stein. Er sah die verfallene Fassade eines Bauwerks, das eine mittelalterliche Burg darstellen sollte.
    Das Boot war kleiner als ein Dingi. Roland erkannte schnell, dass er nicht der einzige Passagier war. Genau hinter ihm saß jemand. Roland versuchte, sich umzudrehen, doch er konnte sich nicht bewegen.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Roland.
    »Ich will, dass du den Winter beendest«, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr.
    Was redete er da?
    »Wie ... wie soll ich das anstellen? Wie kann ich den Winter beenden?«
    Eine ganze Weile war es still. Nur hin und wieder waren dumpfe Laute zu hören, wenn das kleine Holzboot auf der Fahrt durch das Labyrinth der Kanäle gegen die vereisten Steinwände stieß.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte die Stimme dann unvermittelt. »Ich weiß, was du getan hast. Ich habe es die ganze Zeit gewusst.«
    Nackte Angst stieg in Roland auf.
    Kurz darauf blieb das Boot vor einem verfallenen Schaukasten zu Rolands rechter Seite stehen. In dem Schaukasten waren große Schneeflocken aus faulendem Kiefernholz zu sehen, ein verrosteter eiserner Ofen mit langem Ofenrohr und angelaufene Messingschalter. An dem Ofen lehnten ein Besenstil und ein Ofenschaber. In der Mitte des Schaukastens stand ein Thron aus Zweigen und Ästen. Roland sah die grünen Bruchstellen der kürzlich abgeknickten Zweige. Der Thron war neu.
    Er kämpfte gegen die Fesseln und den Nylongürtel um seinen Hals an. Vergeblich. Gott der Herr hatte ihn aufgegeben.
    Da hatte er den Teufel so lange gesucht, um nun so zu enden ...
    Der Mann ging um ihn herum und stellte sich vorne ins Boot. Roland sah ihm in die Augen.
    Er sah das Spiegelbild von Charlottes Gesicht.
    Manchmal erkennt man den Teufel.
    Mit einem funkelnden Messer in der Hand beugte der Teufel sich im silbernen Licht des Mondes vor und stach Roland Hannah die Augen aus.

89.
    E s schien ewig zu dauern. Jessica war nur einmal hingefallen, als sie auf einer Eisfläche ausgerutscht war, die sich auf dem gepflasterten Weg gebildet hatte.
    Das Licht, das sie vom Bachufer aus gesehen hatte, fiel aus einem einstöckigen Haus. Es war noch ein gutes Stück entfernt, doch Jessica sah, dass sie sich nun inmitten einer Ansammlung verfallener Gebäude befand, die rings um ein Labyrinth schmaler Kanäle standen.
    Einige der Gebäude sahen wie Läden in einem kleinen skandinavischen Dorf aus, andere waren einer Hafenstadt nachempfunden. Als Jessica sich den Weg entlang der Kanäle bahnte und immer tiefer auf den Komplex vordrang, entdeckte sie noch mehr Gebäude und weitere Schaukästen. Alle waren baufällig und verwittert.
    Jessica wusste, wo sie war: Sie hatte den Märchenpark StoryBook River betreten.
    Sie war ungefähr dreißig Meter von einem Gebäude entfernt, das wie die Nachbildung einer Dorfschule aussah.
    Kerzenlicht erhellte das Innere. Schatten flackerten und tanzten.
    Jessica griff instinktiv nach ihrer Waffe, doch das Halfter war leer. Sie näherte sich dem Gebäude. Vor ihr befand sich nun der breiteste Kanal, den sie bisher gesehen hatte. Er führte zu einem Bootshaus. Auf der linken Seite, vielleicht zehn, zwölf Meter entfernt, überspannte eine kleine Fußgängerbrücke den Kanal. An einem Ende der Brücke stand eine Statue mit einer Petroleumlampe, die einen schaurigen, kupferroten Schatten in die Nacht warf.
    Als Jessica sich der Brücke näherte, erkannte sie, dass die Gestalt keine Statue war. Es war ein Mann. Ein Mann stand auf der Brücke und starrte zum Himmel hinauf.
    Als Jessica wenige Schritte vor der Brücke stehen blieb, setzte ihr Herz einen Schlag aus.
    Der Mann war Joshua Bontrager.
    Seine Hände waren blutverschmiert.

90.
    B yrne und Vincent folgten der gewundenen Straße tief in den Wald hinein. Teilweise war sie nur einspurig und völlig vereist. Zweimal mussten sie baufällige Brücken überqueren. Nachdem sie ungefähr eine Meile in den Wald vorgedrungen waren, gelangten sie an einen Weg, der weiter nach Osten führte. Ein Tor verhinderte die Weiterfahrt, doch Nadine Palmer hatte auf ihrer Wegskizze kein Tor eingezeichnet.
    »Ich versuche noch mal, sie zu erreichen.« Vincents Handy stand in einer Freisprechanlage. Er wählte die Nummer. Eine Sekunde später drang der Klingelton aus dem Lautsprecher.
    Nach zweimaligem Klingeln wurde abgehoben, doch es meldete sich niemand. Ein langes Zischen, gefolgt von

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