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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Ihren Dienstausweis zeigen?«
    Vincent atmete durch und reichte ihr den Ausweis. Fast dreißig Sekunden lang starrte die Kellnerin darauf, ehe sie ihn zurückgab.
    »Ja. Sie waren hier«, sagte sie.
    Byrne bemerkte, dass Vincent diesen Blick hatte. Den ungeduldigen Blick. Den Double-K-Autowerkstatt-Blick. Hoffentlich hatte er nicht vor, sich an sechzig Jahre alten Kellnerinnen zu vergreifen.
    »Wann ungefähr?«, fragte Byrne.
    »So gegen eins. Sie haben mit dem Inhaber gesprochen, Mr. Prentiss.«
    »Ist Mr. Prentiss jetzt hier?«
    »Nein«, sagte die Kellnerin. »Tut mir leid, er ist kurz weggegangen.«
    Vincent schaute auf die Uhr. »Wissen Sie, wohin die beiden Frauen von hier aus gefahren sind?«, fragte er.
    »Ich weiß wohl, wohin sie fahren wollten «, sagte die Kellnerin. »Am Ende der Straße ist ein kleines Geschäft für Künstlerbedarf. Es ist aber jetzt geschlossen.«
    Byrne spähte zu Vincent hinüber. Vincents Blick sagte: Nein, es ist nicht geschlossen.
    Und schon fegte er wie ein Wirbelwind durch die Tür.

85.
    J essica spürte die Feuchtigkeit am ganzen Körper. Sie zitterte vor Kälte. Ihr Kopf dröhnte, als würde ihre Schädeldecke gleich zerspringen. Ihre Schläfen pochten.
    Sie schlug die Augen auf und tastete blind über den Boden ringsum. Feuchte Erde, Kiefernnadeln, Laub. Sie setzte sich hin, aber zu schnell. Sofort drehte die Welt sich vor ihren Augen. Jessica stützte sich auf einen Ellbogen, wartete, bis der Schwindel vorüber war, und schaute sich vorsichtig um.
    Sie war mitten im Wald. Gesicht und Körper waren von zwei, drei Zentimetern Schnee bedeckt.
    Wie lange lag sie schon hier? Wie war sie hierhergekommen?
    Sie wischte den Schnee weg und ließ den Blick abermals schweifen. Nirgendwo waren Fußspuren zu sehen. Alles war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Jessica verschaffte sich rasch einen Überblick über ihren körperlichen Zustand. Es war nichts gebrochen.
    Die Temperatur sank rapide, und heftiger Schneefall setzte ein.
    Jessica stand auf, lehnte sich gegen einen Baum und machte eine kurze Bestandsaufnahme.
    Kein Handy. Keine Waffe. Kein Partner.
    Nicci.
    Um halb sieben hörte es zu schneien auf. Mittlerweile war es stockdunkel, und Jessica war völlig orientierungslos. Sie hielt sich nicht besonders häufig in der freien Natur auf, und ihre geringen Kenntnisse halfen ihr hier nicht weiter.
    Der Wald war undurchdringlich. Jessica schaltete ihre Taschenlampe nur hin und wieder kurz ein, um sich zu orientieren. Die Batterien waren schon ziemlich schwach, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie lange sie durch den Wald irren würde.
    Ein paar Mal rutschte sie auf vereisten Steinen aus, die unter der Schneedecke verborgen lagen, und stürzte. Sie beschloss, sich von Baum zu Baum zu tasten und sich an den unteren Zweigen festzuhalten. Dadurch ging es zwar langsamer voran, doch es war sicherer. Es hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt, sich einen Knöchel zu verstauchen oder sich womöglich etwas zu brechen.
    Nach ungefähr einer halben Stunde blieb Jessica stehen. Ihr war, als hätte sie etwas gehört. Ein Bach? Ja, es hörte sich wie plätscherndes Wasser an. Aber woher kam es? Vermutlich strömte es von einer kleinen Anhöhe zu ihrer Rechten herunter. Langsam stieg Jessica den Abhang hinauf und entdeckte tatsächlich einen kleinen Bach, der sich durch den Wald schlängelte.
    Sie beschloss, dem Bachlauf zu folgen. Sie wusste nicht, ob er sie weiter in den Wald hineinführte oder näher an die Zivilisation, doch eines stand fest: Sie musste sich bewegen. Wenn sie hier verharrte, so wie sie gekleidet war, würde sie die Nacht nicht überleben. Plötzlich sah sie wieder Kristina Jakos’ erfrorene Haut vor Augen.
    Jessica schlang den Mantel eng um ihren Körper und folgte dem Bachlauf.

86.
    D ie Galerie hieß Art Ark. In dem Geschäft war es dunkel, doch in einem Fenster im ersten Stock brannte Licht. Vincent schlug mit der Faust gegen die Tür. Nach einer Weile erklang die Stimme einer Frau hinter dem Vorhang, der vor die Tür gezogen war. »Wir haben geschlossen«, sagte sie.
    »Wir sind von der Polizei«, sagte Vincent. »Wir müssen mit Ihnen sprechen.«
    Der Vorhang bewegte sich ein paar Zentimeter zur Seite. »Sie sind nicht aus dem Büro von Sheriff Toomey«, sagte die Frau. »Ich rufe ihn an.«
    »Wir sind vom Philadelphia Police Department, Ma’am«, sagte Byrne, der sich zwischen Vincent und die Tür stellte. Es hätte nicht viel gefehlt, und Vincent hätte die

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