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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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eins. Doch sie waren mit den Gedanken woanders.
    »Diese vielen Hinweise auf Spiele und Puzzles, das kann doch kein Zufall sein«, sagte Byrne schließlich.
    »Meinst du, unser Mörder hat einen Fetisch?«, fragte Jessica. »Meinst du, das hat alles damit zu tun?«
    »Ich weiß nicht. Wenn es Teil eines großen Plans war, Caitlin O’Riordan zu ertränken und Monica Renzi zu zerstückeln, sehe ich den Zusammenhang nicht. Aus den Profilen über diese Art von Mördern geht jedenfalls hervor, dass ihre Mordmethode immer ähnlich ist. Ich glaube nicht, dass es uns gelingt, den nächsten Mord unseres Unbekannten vorherzusagen, ehe wir nicht wissen, wo er die Mädchen trifft oder auf welchen wahnsinnigen Plan er sich stützt.«
    Jessica krümmte den rechten Zeigefinger, als würde sie auf einen Abzug drücken. »Bis er einen Fehler macht.«
    »Bis er einen Fehler macht.« Byrne knotete seine Krawatte auf, nahm sie ab und knöpfte sein Hemd auf. »Bestell mir ein Guinness. Bin gleich wieder da.«
    »Okay.«
    Jessica winkte einer Kellnerin und bestellte Byrne das Bier. Dann nahm sie eine Serviette in die Hand, faltete sie zu einem Rechteck zusammen, klappte sie auf und dann wieder zusammen. Sie drückte die zusammengefaltete Serviette auf die Theke und hinterließ ein mattes Rechteck auf der feuchten Oberfläche. Dann drehte sie die Serviette um neunzig Grad. Die Form erinnerte sie an das Kreuz auf dem Brett beim Ludo-Spiel, was sie wiederum an das alte Spiel Pachisi erinnerte.
    Jessica schaute auf den Flachbildschirm an der gegenüberliegenden Wand. Die Übertragung des Baseballspiels wurde durch eine aktuelle Nachrichtenmeldung unterbrochen. Ein Hubschrauber flog über die Stadt hinweg. Am unteren Bildschirmrand wurde »Neunte Straße« eingeblendet.
    Die Aufnahme zeigte das Dach eines Hauses in Nord-Philadelphia. Am Rand des Daches stand eines der weißen Plastikzelte, die die Polizei aufschlug, um einen Tatort abzuschirmen. Jessica sah die Kriminaltechniker in ihren Windjacken hin und her laufen.
    Sie drehte sich um. Byrne stand hinter ihr und blickte wie alle anderen Gäste im Pub auf den Bildschirm. Auch Jessica schaute wieder auf den Fernseher. Am unteren Bildschirmrand lief nun eine Nachrichtenzeile.
    HAT DER SAMMLER WIEDER ZUGESCHLAGEN?
    Jessica zweifelte nicht daran.
    Wenige Sekunden später klingelte ihr Handy.

45.
    U M HALB SIEBEN betrat Lilly den Bahnhof in der Dreißigsten Straße. Sie steuerte auf die Gastronomiemeile zu und hielt nach dem Typen mit den faulen Zähnen Ausschau. Vielleicht suchte er sie hier. Als sie ihn nirgendwo entdeckte, ging sie durch den Bahnhof, betrat Faber Books und las in ein paar Zeitschriften, die in einem Ständer lagen, bis der Kassierer sie böse anfunkelte. Wahrscheinlich trieben sich in diesem Laden häufig Ausreißer herum.
    Lilly suchte die Toilette auf und machte sich frisch, so gut es in einem engen Waschraum mit Papierhandtüchern und flüssiger Seife möglich war. Sie hoffte, dass sie nicht nach Schweiß roch.
    Als sie in die Gastronomiemeile zurückkehrte, sah sie einen Mann an einem der Tische sitzen. Sie musste zweimal hinschauen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht unter Halluzinationen litt. Nein, er war es.
    Es war der Mann, den sie vor dem BigK kennengelernt hatte.
    Ihr Retter.
    »O Gott! Sie sind es!«
    Der Mann hob den Blick von seiner Zeitung. Zuerst erkannte er sie nicht, dann aber schien er sich zu erinnern.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hi«, sagte Lilly. »Ich kann ... ich kann’s gar nicht glauben. Hallo!« Sie drehte sich im Kreis. Zweimal. Sie kam sich vor wie ein Schnauzer. Wie eine Idiotin . »Ich ... ich wollte mich nur bedanken, dass Sie mich vor diesem Typen gerettet haben.«
    »Das war doch selbstverständlich«, erwiderte er. »Ich kann ja nicht tatenlos zusehen, wie sich so ein Schlägertyp an einem jungen Mädchen vergreift.«
    »Die Welt ist klein.«
    »Ja, allerdings.« Der Mann zeigte auf das halbe Cheesesteak, das vor ihm auf einem Teller lag. »Das schaffe ich nie«, sagte er. »Und du siehst wie eine hungrige, müde Reisende aus. Stimmt’s?«
    Lilly wusste, dass ihr Magen im Augenblick ihren Verstand steuerte, was sicherlich noch eine Weile so bleiben würde. Deshalb sagte sie wider besseres Wissen: »So ungefähr.«
    Die Augen des Mannes strahlten, als würde er es verstehen. Vielleicht verstand er es tatsächlich. Trotz seiner teuer aussehenden Kleidung und der goldenen Uhr hatte auch er vielleicht einmal in ihrer Situation gesteckt.

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