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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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einen dünnen schwarzen Pullover, eine blaue Jeans und Sandalen an den kleinen Füßen. Von der Kleidung her unterschied die Tote sich nicht von anderen jungen Mordopfern, die Jessica im Laufe ihrer Dienstjahre schon gesehen hatte. Was dieses Opfer allerdings von den anderen unterschied – und was es zweifelsfrei mit dem Fall verband, an dem Jessica und Byrne arbeiteten –, war die Mordmethode.
    Aus der Brust und dem Unterleib der jungen Frau ragten sieben Stahlschwerter.
    Jessica starrte in das leichenblasse Gesicht des Opfers. Zu Lebzeiten musste die Tote eine exotische Schönheit gewesen sein, doch da kein Blut mehr in ihrem Körper war, sah sie hier, auf dem glutheißen Dach im Norden Philadelphias, fast mumifiziert aus.
    Die gute Nachricht für die Ermittler war, dass das Mädchen nach Aussage des Gerichtsmediziners kaum länger als vierundzwanzig Stunden tot war. So dicht waren sie dem Sammler noch nie auf den Fersen gewesen. Die Fährte war noch nicht erkaltet. Diesmal konnten sie Spuren sichern, die der Täter erst vor Kurzem hinterlassen hatte. Der Geruch und die Anwesenheit des Mörders waren an diesem Ort noch spürbar.
    Jessica streifte Handschuhe über und trat näher an den Leichnam heran. Vorsichtig untersuchte sie die Hände des Opfers. Die Nägel waren kürzlich manikürt und lackiert worden. Der Lack war dunkelrot. Jessica schaute durch die Latexhandschuhe auf ihre eigenen Nägel und fragte sich, ob sie und das Opfer zur selben Zeit in einem Nagelstudio gesessen hatten.
    Dann glitt ihr Blick über die Tote auf dem Stuhl. Jessica schätzte ihre Größe auf ungefähr eins sechzig, das Gewicht auf knapp fünfzig Kilogramm. Sie schnupperte am Haar der jungen Frau. Es roch nach Minze. Es war erst vor Kurzem gewaschen worden.
    Nicci Malone stieg aufs Dach und ging sofort auf Jessica zu.
    »Wir wissen, wer sie ist«, sagte Nicci.
    Sie reichte Jessica einen Ausdruck des FBI. Die Tote hieß Katja Dovic. Sie war siebzehn Jahre alt. Katja war am 26. Juni zu Hause in New Canaan, Connecticut, zum letzten Mal gesehen worden.
    Dr. Tom Weyrich näherte sich.
    »Ich nehme an, das hier ist nicht der Tatort, oder?«, sagte Jessica.
    Weyrich schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist dort, wo sie ermordet wurde, ausgeblutet und gesäubert worden. Das Herz hört auf zu schlagen, und das war’s. Tote bluten nicht.« Er verstummte kurz. Jessica kannte Tom Weyrich gut. Er neigte nicht zu Übertreibungen oder langen Kommentaren. »So schrecklich das hier auch ist, es könnte noch schlimmer kommen.« Er zeigte auf einen der Schnitte im Pullover der Toten. »Sieht so aus, als hätte der Mörder sie am Tatort mit diesen Schwertern erstochen, die Klingen dann herausgezogen und sie hier wieder in den Leichnam hineingestoßen. Der Mörder hat den Mord hier auf dem Dach nachgestellt.«
    Jessica versuchte, sich das vorzustellen. Jemand erstach ein junges Mädchen mit sieben Schwertern, zog sie aus dem Körper, brachte den Leichnam hierher und stieß die Schwerter wieder in die Wunden.
    Während Nicci die anderen Ermittler über die Identität des Mordopfers informierte, stellte Byrne sich an Jessicas Seite. Eine Weile verharrten sie schweigend, während die Routineabläufe zu Beginn einer Mordermittlung rings um sie herum ihren Fortgang nahmen.
    »Warum tut er das, Kevin?«
    »Es gibt einen Grund«, sagte Byrne. »Es gibt ein Muster. Es sieht so aus, als würde er willkürlich morden, aber das ist nicht der Fall. Wir werden herausfinden, was dahintersteckt, und dann bringen wir dieses Schwein zur Strecke.«
    »Jetzt haben wir drei junge Frauen, drei verschiedene Mordmethoden und drei verschiedene Orte, an denen er die Leichen abgelegt hat.«
    »Aber alle in den Badlands. Alles Ausreißerinnen.«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Wie sollen wir diese Kids bloß warnen, wo sie doch alles tun, damit keiner sie findet?«
    Genau auf diese Frage gab es keine Antwort.

47.
    N ACHDEM L ILLY ERST zu reden angefangen hatte, konnte sie gar nicht mehr aufhören. Als sie schließlich verstummte, hatte sie das Gefühl, von einer schweren Last befreit zu sein. Und sie hätte am liebsten geheult. Wahrscheinlich hatte sie es auch; sie wusste es nicht mehr genau. Ihre Erinnerung war ein wenig verschwommen.
    Lilly hatte damit gerechnet, dass der Mann sich entweder auf dem Absatz umdrehte und verschwand oder die Polizei rief.
    Er tat weder das eine noch das andere. Stattdessen schwieg er einen Moment.
    Dann sagte er, dass er ihr helfen würde, doch nur,

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