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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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kriecht er auf allen vieren, als Erwachsener läuft er auf zwei Beinen und ...«
    »Und im hohen Alter braucht er einen Stock. Sehr gut.«
    Byrne zuckte mit den Schultern. »Ich bin früher in Theben Streife gelaufen.«
    Sinclair lachte. Byrne trank einen Schluck Kaffee. Er war mittlerweile kalt geworden.
    »Wer entwirft Spiele und Puzzles?«, fragte Byrne. »Ich meine, wer denkt sich solche Dinge aus?«
    »Leute aus den unterschiedlichsten Bereichen. Bei einigen Spielen steht der Wettkampf im Vordergrund, bei anderen die Logik, und bei wieder anderen geht es darum, Ordnung in ein Chaos zu bringen. Die meisten Spiele haben im Endeffekt etwas mit Sprache oder Mathematik zu tun. Denken Sie an Billard. Reine Geometrie. Es gibt ein Spiel, das bei uns Wei Qi oder Go heißt. Es ist das mathematisch eleganteste Spiel, das jemals erfunden wurde. Viel komplizierter als Schach. Millionen Menschen spielen es jeden Tag.«
    »Wie sieht es mit dem Tangram aus?«
    »Auch das ist reine Geometrie.« Sinclair lächelte. »Sind Sie ein Fan?«
    »Ich habe erst ein Puzzle zusammengesetzt«, sagte Byrne.
    »Erinnern Sie sich an das Problem?«
    »Das Problem?«
    »Beim Tangram spricht man bei der Figur, die gelegt werden soll, von einem Problem.«
    »Ach so. Ich glaube, es hieß ›der Hochzeitsbecher‹.«
    Sinclair nickte. »Der Hochzeitsbecher. Ziemlich schwierig. Haben Sie es gelöst?«
    »Ja.«
    »Alle Achtung«, sagte Sinclair. »Wissen Sie eigentlich, dass Philadelphia mit der Geschichte des Tangrams zu tun hat?«
    »Nein. Inwiefern?«
    »Das Tangram-Puzzle kam durch Captain Edward Donnaldson und sein Schiff Trader 1816 in die Vereinigten Staaten. Das erste amerikanische Buch über Tangram wurde im Jahr darauf veröffentlicht.«
    »Wie viele Menschen beschäftigen sich mit Tangram?«
    »Oh, sehr viele. Es ist in der ganzen Welt bekannt. Eine Zeitlang war es groß in Mode. Ebenso wie Trivial Pursuit. Zu den Tangram-Fans gehörten Edgar Allen Poe, Napoleon, John Quincy Adams, Lewis Carroll ...«
    »Lewis Carroll?«, hakte Byrne nach. »Der Autor?«
    »Ja. Carroll war ein großer Fan.«
    2917 Dodgson Street, dachte Byrne und machte sich ein paar Notizen.
    In der nächsten halben Stunde gab David Sinclair Byrne einen Überblick über die Entwicklung des Tangrams, von den Anfängen bis zu den modernen, computeranimierten Versionen. Byrne wunderte sich nicht zum ersten Mal, dass es so viele Bereiche des Lebens gab, so viele Subkulturen, von denen er keine Ahnung hatte und für die er auch niemals Interesse entwickeln würde.
    Schließlich klappte er sein Notizheft zu und schaute auf die Uhr. »Ich würde Ihnen gerne noch eine Frage stellen.«
    »Nur zu.«
    »Gibt es bei alledem auch eine dunkle Seite?«
    »Eine dunkle Seite?«
    »Ich meine, gibt es Leute, die die Bedeutung von Spielen und Rätseln verdreht haben? Deren Sinn?«
    Sinclair dachte darüber nach. »Ich glaube schon. Menschen verdrehen alles Mögliche. Brettspiele wie Risiko und Stratego basieren auf Kriegsstrategien. Und bei vielen Videospielen geht es einzig und allein um Gewalt.«
    Byrne nahm die Rechnung und stand auf. »Nochmals vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.«
    »War mir ein Vergnügen. Ich könnte den ganzen Tag über dieses Thema sprechen. Und das tue ich auch oft.«
    »Könnte sein, dass sich noch ein paar Fragen ergeben«, sagte Byrne. »Dürfte ich Sie dann anrufen?«
    »Aber sicher«, erwiderte Sinclair. Byrne reichte ihm sein Notizheft und einen Stift. Sinclair schrieb seine Telefonnummer auf. »Sie können mich jederzeit auf meinem Handy erreichen. Hier ist die Nummer.«
    »Danke.« Byrne steckte sein Notizheft ein. »Übrigens, kann man Ihre Bücher hier kaufen?«
    Sinclair lächelte. »Kann man.«
    Als Byrne zehn Minuten später an der Kasse stand und drei von David Sinclairs Büchern bezahlte, warf er einen Blick zurück zum Tisch. Sinclair löste das Kreuzworträtsel in der New York Times . Er schien alles um sich herum vergessen zu haben.
    Jessica wartete in Manayunk in einem Pub namens Kildare’s auf Byrne. In der Kneipe herrschte reger Betrieb. Byrne rutschte auf einen Hocker und erzählte Jessica, was er von David Sinclair erfahren hatte.
    »Ich habe mich an der Uni umgehört«, sagte Jessica und lächelte. »Ich kam mir ganz schön alt vor.«
    »Hast du einen Treffer gelandet?«
    »Keinen einzigen.«
    Beide schauten auf den Flachbildschirm, auf dem ein Baseballspiel übertragen wurde. Die Phillies führten gegen die Dodgers sechs zu

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