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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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abgebröckeltem Putz an den Wänden und zerbrochenen Regalen. In der Mitte des Raumes lag inmitten von Schutt ein großes Bündel, in dünnes grünes Papier eingewickelt. Darauf lagen frisch geschnittene Blumen.
    Durch das Fenster hinter der Kiste sah man eine Brachfläche, die zum Teil mit Schnee bedeckt war. Die hintere Begrenzung dieser Fläche bildete eine Mauer mit einem Wandgemälde, ein richtiges Kunstwerk, das sich über die gesamte Breite der Mauer erstreckte. Im Vordergrund stand ein Mann mit Zigarette, deren Rauch wie ein Band über die Skyline einer Stadt hinwegzog.
    »Das ist in Philly«, sagte Jessica aufgeregt. »Das Wandgemälde kenne ich. Ich weiß, wo das ist.«
    Sie wussten alle, wo es war: Es befand sich gegenüber einem Eckhaus in der Nähe der Fünften und Cambria.
    Jessica rannte hinaus.
    Als die anderen den Parkplatz erreichten, war Jessica bereits verschwunden.
    Jessica ging vor dem Haus auf und ab. Die Tür war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war das Wandgemälde, das sie auf dem Standfoto gesehen hatte.
    Kurz nach ihr trafen Byrne, Josh Bontrager und Dre Curtis vor dem Haus ein.
    »Brecht die Tür auf«, sagte Jessica.
    »Jess«, sagte Byrne, »wir sollten warten. Wir können ...«
    »Verdammt noch mal, brecht die Tür auf!«
    Bontrager warf Byrne einen fragenden Blick zu. Byrne nickte. Bontrager beugte sich über den Kofferraum seines Dienstwagens, zog ein Brecheisen heraus und reichte es Byrne.
    Byrne brach mit dem schweren Brecheisen die Tür auf. Josh Bontrager und Dre Curtis räumten die Tür aus dem Weg. Mit gezogenen Waffen betraten Jessica und Byrne das Haus. In dem Raum, den sie auf dem Foto gesehen hatten, lag jetzt noch mehr Müll. Doch durch das vergitterte Fenster hatte man denselben Blick.
    Jessica steckte ihre Waffe ins Holster und machte sich daran, den Müll von dem großen Haufen in der Mitte zu entfernen.
    »Jess«, sagte Byrne.
    Sie hörte ihn nicht. Falls doch, reagierte sie nicht. Es dauerte nicht lange, bis Jessica fand, was sie gesucht hatte. Sie hatte gewusst, dass es noch hier war, denn es war genau an diesem Ort abgelegt worden, damit sie es fanden.
    »Das ist ein Tatort, Jess«, sagte Byrne. »Hör auf.«
    Sie drehte sich zu ihm um. In ihren Augen schimmerten Tränen. So hatte Byrne Jessica noch nie erlebt.
    »Ich kann nicht.«
    Kurz darauf hatte sie den ganzen Müll beiseitegeräumt.
    Vor ihr lag eine Leiche, die in das grüne Papier eingewickelt war, das auch Floristen verwendeten.
    Der Blumengarten.
    Das tote Mädchen war sein Blumenstrauß.
    Jessica riss das Papier auf. Der Gestank der verrottenden Blumen und des verfaulenden Fleisches war unerträglich. Trotz des fortgeschrittenen Verwesungsprozesses war zu sehen, dass das Genick des Mädchens gebrochen war. Sekundenlang verharrte Jessica regungslos.
    Dann sank sie auf die Knie.

62.
    S IE STANDEN IN der mörderischen Hitze. Das nächste Team der Spurensicherung hatte die Arbeit aufgenommen. Wieder begrenzte gelbes Absperrband den Tatort.
    »Er wird nicht aufhören, ehe er alle sieben Mädchen abgeschlachtet hat«, sagte Jessica. »Irgendwo da draußen sind noch drei Mädchen, die sterben werden.«
    Byrne wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Was sollte er sagen?
    »Die sieben Wunder«, murmelte Jessica. »Was hat das zu bedeuten, Kevin? Was kommt als Nächstes?«
    »Tony arbeitet daran«, erwiderte Byrne. »Wenn die Antwort irgendwo da draußen zu finden ist, wird er sie finden, das weißt du.«
    Bisher hatten alle vier Mädchen in zwei Dimensionen gelebt. Fotos auf Papier, Bilddateien auf dem Monitor, unzählige Details in einem Ermittlungsprotokoll der Polizei oder auf einer FBI-Website. Aber jetzt hatten sie die Mädchen lebend gesehen. Alle vier hatten in den Videofilmen noch gelebt und geatmet. Elise Beausoleil, Caitlin O’Riordan, Monica Renzi, Katja Dovic. Alle vier hatten die Horrorbühne betreten und nicht mehr verlassen. Und als würde das nicht genügen, hatte der Wahnsinnige ihnen gleichsam ein Brandmal aufgedrückt, indem er die Filme ins Internet gestellt hatte, sodass die ganze Welt sie sehen konnte.
    Noch nie hatte Jessica so sehr den Tod eines Menschen herbeigesehnt. Und am liebsten hätte sie selbst auf den Schalter gedrückt.
    »Jessica?«
    Sie drehte sich um und sah JoAnn Johnson, die Leiterin der Auto Squad, einer Spezialeinheit der Verkehrspolizei, bei der Jessica fast drei Jahre gearbeitet hatte. Die Einheit war in der Stadt

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