Byrne & Balzano 4: Septagon
arbeiteten aber nicht mehr an bestimmten Fällen. Die Hälfte dieser bunt gemischten Truppe musste von der Straße zurückbeordert werden.
Für die zweiundzwanzig Männer und Frauen gab es im Augenblick nur einen Fall.
Ein nicht identifizierter Mann, der vier Morde begangen hatte, bedrohte das Leben dreier weiterer Menschen. Drei junge Frauen, deren Alter die Ermittler auf unter achtzehn Jahre schätzten.
Bisher wusste man nicht, bei wem es sich um die potenziellen Opfer handelte.
Die weiße Tafel war in sieben Spalten unterteilt, in denen die Namen der bisherigen Opfer standen:
Elise Beausoleil. Der Blumengarten.
Monica Renzi. Das Mädchen ohne Unterleib.
Caitlin O’Riordan. Die Ertrinkende.
Katja Dovic. Das Mädchen in der Schwertkiste.
Die nächsten drei Spalten waren leer.
Um 12.35 Uhr kam Captain Lee Chapman ins Besprechungszimmer. Neben ihm stand ein Mann.
»Das ist Mr Arthur Lake«, stellte Chapman ihn vor. »Er ist Chef des hiesigen Ortsvereins der Internationalen Zauberervereinigung. Mr Lake ist bereit, uns zu helfen.«
Arthur Lake war Anfang sechzig, ein gut gekleideter Mann in einem braunen Baumwolljackett, dunkelbrauner Hose und Slippern. Sein Haar war ziemlich lang und zinngrau. Lake nahm nicht nur die Interessen der Internationalen Vereinigung der Zauberer wahr, er arbeitete auch als Anlageberater in der Wachovia-Bank.
Byrne begrüßte Mr Lake und fragte ihn dann: »Haben Sie sich die Videos angeschaut?«
»Ja, das habe ich«, erwiderte Lake. »Und was ich da gesehen habe, finde ich äußerst beunruhigend.«
Niemand widersprach ihm.
»Ich beantworte Ihnen gerne sämtliche Fragen«, fügte Lake hinzu. »Doch zuerst muss ich etwas loswerden.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Lake zögerte kurz. »Ich hoffe, diese ... diese Ereignisse werfen kein schlechtes Licht auf meinen Berufsstand, die Vereinigung der Zauberer und meine Kollegen.«
Byrne konnte sich gut vorstellen, dass dieser Gedanke dem Mann zu schaffen machte. »Ich versichere Ihnen, dass niemand in diesem Raum und niemand beim Police Department so denkt.«
Lake nickte. Er schien ein wenig beruhigt zu sein. Vorerst.
»Was können Sie uns zu den Filmen sagen?«, fragte Byrne.
»Zwei Dinge«, erwiderte Lake. »Die erste Auskunft wird Ihnen helfen, nehme ich an. Die andere leider nicht.«
»Zuerst die gute Nachricht.«
»Ich kenne selbstverständlich alle vier Zaubertricks. Sie weisen keine großen Unterschiede zu den klassischen Illusionen auf. Blackstones Blumengarten, Houdinis Wassertrick oder eine Variante davon, die Schwertkiste, das Mädchen ohne Unterleib ... Diese Tricks wurden im Laufe der Zeit unter verschiedenen Bezeichnungen und häufig in abgewandelter Form präsentiert, aber die Effekte sind immer ähnlich. Sie werden in der ganzen Welt aufgeführt. Auf Kleinkunstbühnen, in Clubs und auch in den größten Casinos in Las Vegas.«
»Haben Sie einen der Zauberapparate wiedererkannt?«, fragte Byrne. »Wissen Sie, wer sie hergestellt hat?«
»Ich müsste mir die Filme zuerst noch ein paar Mal ansehen, um Ihnen diese Frage beantworten zu können. Sie müssen wissen, dass fast das gesamte Zubehör für die größeren Zaubertricks von kleinen, spezialisierten Firmen angefertigt wird. Sie können sich gewiss vorstellen, dass die Nachfrage nicht sehr groß ist, deshalb gibt es keine Massenproduktionen. Wenn es sich um kleinere Utensilien handelt, die für Münzen-, Karten- und Seidentricks benötigt werden, steigt die Nachfrage. Bei den großen Requisiten für die Bühne handelt es sich oft um sehr ausgeklügelte Apparaturen, die nach detaillierten Vorlagen und Zeichnungen gebaut werden. Sie werden in relativ kleinen Schreinereien und Spezialwerkstätten in aller Welt hergestellt.«
»Fällt Ihnen spontan einer dieser Fabrikanten ein?«
Lake nannte vier oder fünf Namen. Tony Park und Hell Rohmer begannen augenblicklich mit einer Internetrecherche.
»Und die schlechte Nachricht?«, fragte Byrne.
»Die schlechte Nachricht ist, dass ich den Zauberer nicht identifizieren kann. Zumindest bis jetzt nicht.«
»Was heißt das genau?«
»Die Welt der Magie ist eine große, aber eng verwobene Gemeinschaft, Detective. Binnen kürzester Zeit kann ich Kontakt zu Zauberern in der ganzen Welt aufnehmen. Es gibt Hunderte von Archivaren in diesem Netzwerk. Wenn diese Person als Zauberkünstler auftritt oder aufgetreten ist, kennt ihn jemand. Hier in Philadelphia gibt es einen Mann, der eines der weltweit größten Archive über
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