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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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jedes Zimmer. Er erinnert sich an die hübschen Gesichter von Monica Renzi und Caitlin O’Riordan, von Katja Dovic und Elise Beausoleil, von Patricia Sato und Claire Finneran.
    Er sieht Lilly. Seine Odette.
    Als er sich die Treppe zum Dachboden hinaufschleppt, bleibt die Haut seiner Hände auf dem glühend heißen Eisengeländer kleben.
    Auf der obersten Stufe findet er Molly Proffitt mit ihren schönen wässrigen Augen, die jetzt im Seepferdchen-Tank weit aufgerissen sind; aus der klaffenden Wunde an ihrem Kopf sickert das Blut. Molly hält ihm die Tür auf, die zum Dachboden und zu dem massiven Dachbalken führt.
    Kurz darauf steht Joseph Swann auf einem Stuhl; das Seil liegt locker auf seinen Schultern. Das große runde Fenster mit Blick auf den Vorgarten rahmt ihn ein. Das runde Fenster passt nicht in sein Puzzle. Die alte Filmspule des Films Magic Bricks quillt auf, wirft Blasen und schmilzt.
    Als er die Schlinge straff um seinen Hals zieht, reißt das dicke Hanfseil die letzten Hautfetzen von seinen Handflächen.
    In dieser Position überraschen die Flammen ihn. Sie packen ihn voller Wut und reißen ihn mit in die Hölle und hinein in das kranke Herz von Faerwood.

106.
    6.10 Uhr
    Es war eine vertraute Stimme, aber sie konnte sie nicht einordnen. War es ihr Vater? Ihr Bruder Michael? Die Stimme drang wie durch einen dicken Wattebausch an ihr Ohr, als würde jemand durch eine Matratze schreien. Einen Augenblick lang tauchte sie in Wildwood im Wasser unter, und ihr Vater ruft ihr vom Strand aus zu, sie solle auf die Strömung Acht geben.
    Aber sie konnte nicht am Strand sein. Hier brannte etwas. Sie musste ...
    »Jessica, alles in Ordnung?«
    Langsam schlug sie die Augen auf. Es war Kevin Byrne. Allmählich kam sie wieder zur Besinnung und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie nickte, obwohl sie die Antwort auf Byrnes Frage gar nicht wusste.
    »Kannst du sprechen?«
    Noch eine schwierige Frage. Wieder nickte Jessica.
    »Was ist in dem Haus?«, fragte Byrne.
    Jessica schnappte nach Luft, ehe sie antwortete. »Ein alter Mann ... eine junge Frau ...«
    »Was ist mit dem Mörder? Dem Sammler?«
    Jessica zuckte mit den Schultern und verspürte stechende Schmerzen. Sie erinnerte sich an ihren Sprung aus dem Fenster und den Sturz in die Tiefe. An den Aufprall konnte sie sich nicht erinnern. »Ich weiß nicht.« Ihr Blick wanderte über ihren Körper. »Hab ich mir was gebrochen?«
    Byrne warf dem Sanitäter einen Blick zu. »Das wissen wir noch nicht. Wahrscheinlich nicht. Dein Sturz wurde durch die Hecke hinter dem Haus abgefedert.« Byrne strich ihr über die Hand.
    Jessica hörte Sirenen, die sich näherten. Kurz darauf traf der erste Löschzug ein. Sie atmete nun fast wieder normal. Trotz der Proteste des Sanitäters nahm sie die Atemmaske ab und richtete sich langsam auf. Byrne und Josh Bontrager halfen ihr.
    »Was war am Logan Circle?«, fragte sie.
    Byrne schüttelte den Kopf. »Das willst du gar nicht wissen.«
    Jessica versuchte zu lächeln, doch ihr Gesicht schmerzte. »Das ist mein Job.«
    Jessica erhob sich mühsam. Sogar auf der anderen Straßenseite herrschte eine enorme Hitze. Faerwood war ein Feuerinferno. Flammen schossen mehr als zwanzig Meter in die Höhe. Irgendwo trieb Josh Bontrager eine kalte Flasche Mineralwasser auf. Jessica trank sie halb leer und schüttete sich die andere Hälfte über den Nacken.
    Ehe sie zum Rettungswagen gehen konnte, sah sie einen Schatten zu ihrer Linken. Jemand lief in der Mitte der in Rauch gehüllten Straße auf sie zu. Jessica war zu erschüttert und viel zu erschöpft, um zu reagieren. Sie war froh, dass sie fast vom gesamten Police Department umringt war.
    Als die Gestalt sich näherte, erkannte Jessica Graciella. Ruß und Asche klebten auf ihrem Kleid und auf ihrem Gesicht, doch sie schien unverletzt zu sein.
    Byrne drehte sich zu der jungen Frau um. Jessica sah die Reaktion in seinem Gesicht. Er reagierte genau wie sie, als sie die junge Frau im Spiegel auf dem Korridor gesehen hatte. Graciella war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten – die junge Eve Galvez.
    Byrne war sprachlos. Graciella ging geradewegs auf ihn zu. »Sie müssen Kevin sein. Meine Mutter hat von Ihnen erzählt.« Sie reichte ihm ihre blutende Hand.
    Behutsam ergriff Byrne sie. Aus der Handfläche ragten kleine Glassplitter. Der Geruch von Chloroform stieg in die Luft.
    »Ich bin Graciella«, sagte die junge Frau. In diesem Augenblick gaben ihre Beine nach. Byrne fing sie auf, ehe

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