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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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den Anfeindungen der Männer ausgesetzt. Einige schienen das Bedürfnis zu haben, Eve zu erniedrigen, ihre Leistungen zu schmälern und ihr Weiterkommen zu behindern, wenn sie sie schon nicht haben konnten.
    Paul DiCarlo erzählte, Eve habe das alles über sich ergehen lassen, obwohl es manchmal an Schikane grenzte – Vorfälle, die strenge Verweise, wenn nicht sogar Entlassungen nach sich gezogen hätten, hätte Eve sie bei den Vorgesetzten gemeldet, was sie aber nie tat.
    An jenem Abend auf Reggie Babineaux’ Hochzeitsfeier hatte Byrne schon drei Bourbon intus, und die Band spielte gerade Robert Palmers Simply Irresistible – ein Song, den Byrne für immer mit diesem Augenblick verbinden würde –, als er den Mut fasste, Eve Galvez anzusprechen.
    Beide spürten augenblicklich eine starke Anziehung. Eine Zeitlang lieferten sie sich ein verbales Gefecht, bis beide erkannten, dass keiner als Sieger daraus hervorgehen würde. Byrne war gut zehn Jahre älter als Eve und arbeitete viel länger als sie in dem Job; dennoch entstand rasch eine Harmonie zwischen ihnen, die sie beide überraschte.
    Byrne erinnerte sich noch, wie Eve an der Bar lehnte, den Blick so intensiv auf ihn gerichtet, dass alle anderen im Raum keine Rolle mehr spielten.
    Diese Augen.
    An jenem ersten Abend gingen sie nicht miteinander ins Bett. Sie aßen im Saloon in South Philly zu Abend und tranken im Overtures noch einen Absacker. Irgendwann war es vier Uhr geworden. Byrne fuhr Eve nach Hause und brachte sie bis zur Tür. Sie bat ihn nicht herein. Stattdessen schmiegte sie sich auf dem Bürgersteig vor dem Eingang an ihn und gab ihm den zärtlichsten, verführerischsten Kuss auf die Wange, den er jemals bekommen hatte. Der Kuss barg ein Versprechen auf Erlösung oder sogar auf ewiges Leben.
    Nachdem Eve das Haus betreten hatte, stand Byrne zehn Minuten lang da, starrte auf die verschlossene Tür und wünschte sich, sie würde sich öffnen. Doch dieses Glück hatte er nicht.
    Ihren zweiten Restaurantbesuch hätten sie am liebsten abgebrochen, ehe der Kaffee serviert wurde. Eigentlich schon vor der Vorspeise. Sie schafften es gerade noch bis in Byrnes Wohnung. Doch anstatt wie die Tiere übereinander herzufallen, womit sie beide gerechnet hatten, wich die Gier einer so zärtlichen Intimität, auf die man bei einer langfristigen Beziehung hofft. Es war die Art Sex, die sich entwickelt, wenn man sich seit Jahren kennt. Das war das Geheimnis.
    Bei ihrem dritten Treffen, fünf Tage später, schenkte Kevin Byrne Eve das Armband mit den fünf kleinen goldenen Engeln. Hinter dem Verschluss war ihr Name eingraviert. Byrne wusste, dass ihre Beziehung für ein solches Geschenk noch viel zu frisch war. Doch als er das Armband im Schaufenster eines Juweliers an der Ecke Achte und Walnut gesehen hatte, musste er es einfach kaufen.
    Als der Sommer kam, schnellte die Kriminalitätsrate in die Höhe. Fast alle, die in Philadelphia mit der Aufklärung von Verbrechen zu tun hatten, kannten nur noch ein und denselben Tagesablauf: die Schicht, Überstunden, vier Stunden Schlaf – und dann ging es wieder von vorn los. Familiäre Dinge wurden genauso vernachlässigt wie das Rasenmähen. Beziehungen verkümmerten.
    In den nächsten Monaten trafen Byrne und Eve sich unregelmäßig. Keiner von ihnen konnte oder wollte erklären, warum es so war, und beide führten es der Einfachheit halber auf beruflichen Stress zurück. Ein paar Mal trafen sie sich zufällig im Criminal Justice Center und einmal bei einem Spiel der Phillies. Byrne war mit seiner Tochter gekommen, während Eve in Begleitung eines Mannes erschienen war, den sie als ihren Bruder Enrique vorstellte. Zuerst telefonierten sie jede Woche, dann alle zwei Wochen und schließlich nur noch einmal im Monat.
    Sie hatten einander nie etwas versprochen. Das wollten beide nicht. Es gab so vieles, was Byrne ihr gerne gesagt hätte, so vieles, was er ihr hätte sagen müssen .
    Er drehte sich einen Moment zur Sonne um und kniete sich dann auf die Erde. Über dem provisorischen Grab lag noch immer eine blaue Plastikplane.
    Byrne strich über das Gras hinter dem Absperrband. In diesem Moment brachen die Visionen wie eine Sturzflut über ihn herein. Und zum ersten Mal im Leben war er froh darüber.
    Hinter einem blutroten Schleier der Gewalt sah er ...
    ... Eve spricht im Halbdunkel mit einem Mann ... Ihre Hand liegt in seiner ... Ein riesiges Haus, umschlossen von Brüstungen mit verrosteten Eisenspitzen ... Das Geräusch

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