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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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hat den Burschen schon ’ne Menge nachgesagt, aber das noch nicht.« Als er die Beine übereinanderschlug, verzog er das Gesicht. Offenbar ging es ihm nicht gut. Die halbleere Flasche Bushmills und ein kleiner Haufen gelber Pillendosen auf dem Tisch neben seinem Sessel bewiesen jedoch, dass er daran arbeitete. Neben dem Whiskey und den Pillen lagen ein Handy, ein schnurloses Telefon, ein halbes Dutzend Fernbedienungen und eine SIG P220 in einem Lederholster. Jessica hatte den Eindruck, dass Butchie auf fast alles vorbereitet war, wenn er sich in seinem bequemen Fernsehsessel lümmelte.
    »Ist Ike Buchanan noch immer euer Chef?«, fragte Butchie.
    Byrne nickte.
    »Ike ist ein guter Mann. Wir haben zusammen im fünften Revier gearbeitet, ehe er die Karriereleiter raufgestolpert ist. Bestell ihm Grüße von mir.«
    »Mach ich«, sagte Byrne. »Nett, dass du Zeit für uns hast.«
    »Ist doch selbstverständlich.«
    Butchies Blick wanderte zu Jessica und dann wieder zurück zu Byrne. Ihm fielen keine Belanglosigkeiten mehr ein. »Okay, was kann ich für dich tun, Detective?«
    »Ich hab nur ein paar Fragen«, sagte Byrne.
    »Schieß los.«
    Byrne legte das Bild von Caitlin O’Riordan auf den »Couchtisch«. Es war das Foto aus der Vermisstendatei, auf dem sie den Rucksack trug. »Erinnerst du dich an dieses Mädchen?«, fragte Byrne.
    Butchie fischte eine Kool aus einer fast leeren Schachtel und zündete sie an. Jessica bemerkte ein leichtes Zittern der Flamme. Interessant.
    »Ja, kann mich erinnern.«
    »Freddy hat damals im Mai ein paar Verhöre gemacht.« Byrne legte das Ermittlungsprotokoll auf den Tisch. Pistone würdigte es kaum eines Blickes. »Er hat mit ein paar Straßenkids gesprochen.«
    Butchie zuckte mit den Schultern. »Na und?«
    »Es gibt eine Notiz über diese Verhöre. Es wurde aber nichts abgetippt, und die handschriftlichen Unterlagen sind verschwunden.«
    Butchie zuckte wieder mit den Schultern und blies den Rauch in die Luft.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Byrne.
    »Hast du in der Akte nachgesehen? Vielleicht sind sie falsch abgeheftet worden.«
    »Haben wir alles überprüft«, sagte Byrne. »Wir haben sie nicht gefunden.«
    Butchie machte mit dem rechten Arm eine weit ausholende Geste. »Wie du sicher bemerkt hast, bin ich nicht mehr dabei.«
    »Erinnerst du dich an diese Verhöre?«
    »Nee.«
    Die Antwort war etwas zu schnell gekommen, fand Jessica. Butchie erinnerte sich sehr wohl daran.
    »Du hast noch einen Monat an dem Fall gearbeitet«, sagte Byrne.
    Pistone hustete wieder. »Ich hab gestempelt und dann meinen Job gemacht. Genau wie du.«
    »Nicht wie ich«, widersprach Byrne. »Willst du mir sagen, du hast die Akte noch ein Dutzend Mal aufgeschlagen und nicht bemerkt, dass etwas fehlt?«
    Pistone starrte aus dem Fenster, nahm einen Zug von seiner Zigarette und sog den Rauch tief in die Lungen. »Ich war dreißig Jahre Cop in dieser Stadt, verdammt! Hast du eine Ahnung, wie viel Scheiße ich gesehen habe?«
    »Ich kann es mir vorstellen«, sagte Byrne.
    »Dieses Mädchen war mein letzter Fall. Ich hab schon um sieben Uhr morgens mit dem Saufen angefangen. Ich erinnere mich an nichts.« Er trank einen Schluck Bushmills pur. »Ich hab ihrer Familie einen Gefallen getan, als ich bei dem Verein ausgestiegen bin. Ich hab der Stadt einen Gefallen getan.«
    »Da draußen läuft ein Killer herum, Butchie. Wir haben heute eine zweite Leiche gefunden. Ein junges Mädchen. Es könnte derselbe Täter gewesen sein.«
    Butchie wurde leichenblass. Er trank noch einen kräftigen Schluck Bushmills.
    »Fällt dir nichts ein?«, fragte Byrne.
    Butchie starrte aus dem Fenster.
    »Freddy können wir ja nicht mehr fragen«, sagte Byrne.
    Butchies Gesicht verfinsterte sich. »Fang nicht so an, verdammt.«
    »Die Sache nimmt jetzt ihren Lauf, Butchie. Wenn du die Notizen verlegt oder verloren hast, ohne es im Ermittlungsprotokoll zu vermerken, kann das schlimme Folgen haben. Vor allem, wenn ein weiteres Mädchen stirbt. Ich kann dir da nicht helfen.«
    »Klar könntest du.« Pistone legte die Zigarette in einen Ascher, stellte das Whiskeyglas auf den Tisch und stand mühsam auf. Byrne erhob sich ebenfalls. Er überragte Pistone um Haupteslänge.
    »Am besten, du haust jetzt ab«, sagte Butchie.
    Die beiden Männer starrten sich an. Die einzigen Geräusche waren das Tacken des altmodischen Weckers auf Butchies Tisch, der noch aufgezogen werden musste, und der gedämpfte Lärm, der von der Kneipe nach oben drang.

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